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Albacete und sein Parador


Albacete: Mit Pauke und Messer


Parador de Albacete

Inmitten der Schlucht
Die Messer von Albacete,
schön vom Blut des Gegners
glänzen wie Fische
( Federico García Lorca )


Die Stadt Albacete, im Gegensatz zu ihrer eingeborenen Menschenrasse ihrer Vorfahren, ist sehr jung; eine moderne Stadt, in voller Lebenskraft, trotz ihrer althergebrachten und verwurzelten Erscheinung. Denn die Tradition, das heißt die Loyalität zu den kulturellen Prinzipien, ist eine Sache, deren Lebensdauer jedoch eine ganz Andere.


Die modernen Chronisten schreiben das Aufblühen des aktuellen Albacetes einem Fehltritt der Königin Isabella II. zu, die sich in einer Rede aus Versehen auf diesen Ort als Stadt bezog. Der Ort nahm sie beim Wort und ernannte sich durch die Kabinettsorder vom 26. November 1862 zur Stadt. Natürlich gab es die Großstadt bereits lange zuvor; die Häuser, die Menschen, sowie die Getreide- und Safranfelder. Und vor alledem: „Die Ebene“, was die Bedeutung des arabischen Begriffs „Al Basit“ ist.


Die fassbaren Zeugnisse der arabischen Gründung sind spärlich, mit Ausnahme des Namens, der in manchen Pergamenten auftaucht, und einigen wenigen Geldstücken maurischer Prägung. Die arabische Fährte ist jedoch schriftlich niedergelegt. Sie ist auf den ersten Blick nicht wahrnehmbar, aber sie ist unauslöschlich, sie ist in den Wurzeln enthalten, unter den Steinen, im christlichen Blut, in den Messerheften, den Blättern, den Früchten, den Schreien und den Riten. Man muss nur aufmerksam schauen, dort in den Gärten; die Aprikosenbäume dort auf dem Messegelände; der Markt, das Messer dort in der Hand des tapferen und streitsüchtigen Mannes und am Rande der Stationen und Trommelschläge die das Leiden Christi jeden Frühling wieder aufleben lassen; die zögernden Berber.


Das Erbe der Iberer, Römer und Westgoten ist zahlreich, es bezeugt ihre Rolle in der Geschichte. Der Reisende begegnet ihnen in den Museen und den Ausgrabungsstätten und auf jedem Ausflug, egal in welcher Richtung er geht. Im Gegensatz dazu ist das maurische Material viel seltener. Die fehlende Wahrnehmbarkeit hat wohl mit der Ausweisung der Morisken, zunächst aus Granada und später aus Spanien, sowie ihrer Verbannung zu tun. Das bereits christliche und endgültig spanische Albacete (wir beziehen uns auf einen Ort mit mehr als 8000 Seelen), nimmt in seiner Mitte eine bedeutende Zahl an Morisken, ausgewiesen aus dem Reich von Granada, auf, die sich hervorheben werden: Es waren die am meisten islamisierten Morisken. Die notwendige Integration war damals im Bewusstsein der städtischen Autorität und wurde Einfacherweise nachbarschaftlich, im alltäglichen Leben zwischen der Einwohnerschaft geregelt. Parador de Albacete Statue Wie wir bereits gesagt haben, ist Albacete ein kleiner Ort, mit ausgesprochen landwirtschaftlichem Charakter, mit einer lokalen Subsistenzwirtschaft, die von Armen, in ihrer Mehrheit Tagelöhnern getragen wird, die im Winter der Bedürftigkeit überlassen sind. Zwischen all den Einwohnern, die in vier Viertel aufgeteilt sind (“San Francisco”, das Geschäftsreichste, „San José“, mit der höchsten Zahl registrierter Handwerker, „San Agustín“ und „San Juan“), verbringen die Morisken ihre Tage mit „Tragin“, dem Feilschen: Das Mahlen, die Schmiede, die Prostitution, die Landwirtschaft, den Handel und das Borgen, sie leihen sogar der Kommunalregierung selbst „für die Mauern die errichtet wurden um diese Stadt vor der Pest zu schützen“.


Das war Albacete, Stadt der Mancha, bis zur von Philipp II. ersonnenen Verbannung, die unter seinen Nachfolgern, zu Beginn des 17. Jahrhunderts, die gesamte Härte erfuhr, als 120.000 Morisken auf Galeeren und Schiffen mit Kurs auf Frankreich und Marokko aus den spanischen Territorien hinausgeworfen wurden, nicht ohne ihnen zuvor ihren Besitz, viele ihrer Kinder (etwa 3000, die gezwungen wurden im Schoss christlicher Familien zu bleiben) zu konfiszieren, sowie „etwa tausend sehr Alter, die im gesunden Glauben sterben wollten“, Überbleibsel des letzten erzwungenen Exodus.


Urspünglicher ungläubiger Augenschein


Parador Albacete Turm

Albacete erlebte wohl auch gegen Ende der muselmanischen Beherrschung, dank dem Markt von „Los Llanos“, Momente des Überschusses; ebenso in den Jahren direkt nach der Eroberung, wobei die neuen Privilege, die dem Ort durch die Katholischen Könige gegeben wurden, zweifellos den Anstoß gaben und die Schicksalswendung bedeuten sollten, die Albacete sehr langsam und mit Straucheln zu der Stadt führten die es heute ist. Dies begann später: Als Kastilien schon nicht mehr der Ausdruck der Kühnheit und das Zentrum des Universums war. Über das Spanien von Philipp III. und dem Kastilien, das gegen sich selbst gerichtet war sagt Ortega y Gasset in seinem „La España invertebrada” (das wirbellose Spanien), dass es „argwöhnisch, eng, schäbig, unfreundlich ist“ und dass es „sich nicht mehr darum kümmert das Leben der anderen Regionen zu verbessern; eifersüchtig, überlässt es sie sich selbst und beginnt nicht mehr auf dem Laufenden zu sein was in diesen vorgeht.“


Die Septemberkirmes, Keimzelle der Stadt, entsteht nicht vor 1710, als Philipp V. als Prämie für den Ort, für seinen Beitrag zum Sieg in der Schlacht von Almansa, das Privileg gewährte einen viertägigen freien Jahrmarkt abzuhalten.


Das Wasser ist noch immer ungesund, man muss es von “Los Ojos de San Jorge” aus kanalisieren um das Vieh zu tränken und den Durst der Händler zu stillen. Dort wird vor allem Vieh, Getreide, Hülsenfrüchte und Hausierware verkauft. Die Arbeiten an der Kanalisation beginnen bald, sie schreiten jedoch nicht schnell voran. Seit 1793, als man ein Reservoir und eine Mauer baut, gibt es ein halbes Jahrhundert lang keine weiteren Neuigkeiten bis der Rechtsstreit mit der Krone beigelegt ist, die schließlich die Wasserentnahme aus der besagten Quelle von „Los Ojos de San Jorge“ genehmigt. Die Arbeiten werden 1864 vollendet.


Die notwendigen Infrastrukturen für die demographische Entwicklung und der wirtschaftliche und gewerbliche Fortschritt, zusammen mit der privilegierten Lage an einer Wegkreuzung, versehen die Stadt mit mehr als ausreichender Bedeutung, um zur Hauptstadt der Provinz ernannt zu werden. Jedoch ist seit 1785, als Ferdinand VII. wieder die Trennung von Floridablanca auferlegte, der Titel der Hauptstadt für Chinchilla. Diese


Stadt wahr sehr wohl zuträglicher als Kreisstadt, sie hatte eine geschichtliche Abstammung, die Albacete nicht hatte und sie war Sitz des Provinzregiments. Zu ihren Gunsten konnte die heutige Hauptstadt damals lediglich seine ausgezeichnete Lage am Zusammentreffen der Straßen von Valencia und Cartagena und ihre bereits anerkannte Arbeit in der Messerindustrie aufweisen.


Mitte des 18. Jahrhunderts verlassen römische Waagen, ein paar Kompasse, Taschenmesser und vor allem Dolche und Scheren die Stadt auf Straßen zu allen Punkten Spaniens. Dolche mit harter Klinge und spitzer und geschliffener Spitze, um tiefe Wunden zu erzeugen. Messer jeder Art, je nach ihrer Spezialität; Tisch-, Jagd- oder Küchenmesser. Und Scheren ohne einen Tropfen Blut zu entlasten, mit einer breiten Vielfalt in Gebrauch und Ausführung. Näh-, Rasen-, Schneider-, chirurgische Scheren, sowie für Stickereien, Friseur und Maniküre, clevere Scheren um Kerzen auszumachen und vor allem die sehr gefragten Scheren als Schreibmaterial, die von Albacete aus bis zu 80 % der nationalen Produktion decken. Regelrechte Kunstwerke für groben oder feinen Gebrauch, treues Abbild des feinen Bürgertums, übermäßig im Kontrast und Zusammenleben mit einer anderen grundlegenden Gesellschaft, gedemütigt, streitsüchtig und abgestumpft durch den Hunger. Das Spanien von Goya mit gebildetem Gesicht und affenartigem Körper. Am Ende wird Albacete zur Hauptstadt, dank der territorialen Aufteilung, die von Javier Burgos durchgeführt wird, der ab 1833 die Trennung des Reiches von Murcia in die Provinzen Murcia und Albacete anordnet. Die Dörfer erhalten ihr eigenes Rathaus und manche von diesem Moment an ihr Gericht. Die Stadt Albacete bestätigt ihr Hauptstadtprofil, das sie heutzutage auszeichnet.


Einfache Hauptstadt der Mancha


Weniger als vier Kilometer von der Stadt entfernt ist dieser Parador eine Oase in der trockenen Ebene. Die Mancha erstreckt sich umherschweifend unter der Veranda jenes modernen Gebäudes, das, ruhig und einladend, nach den anerkannten Regeln der Volksarchitektur erbaut wurde. Das Landhaus mit gemütlichen Sälen mit Kamin bietet seinen Besuchern außerdem einen schattigen Garten und ein Schwimmbad.


Das rote Rebhuhn, das Benjamín Palencia so oft in der Ebene gemalt hat, springt von einem Hügel zum nächsten. Im Hintergrund: Die Stadt. Beginnen wir mit ihrem Besuch. Fangen wir mit der Kathedrale an, die sehr gut ausgeschildert, mitten im Zentrum liegt. Von ihr zu sagen, dass sie bemerkenswert ist, wird ihr nicht gerecht, tatsächlich, anders wie bei so viel anderen spanischen Städten, wird die Kathedrale San Juan Bautista von Albacete weder von einem hohen Glockenturm überragt, noch erheben andere Türme Storchennester in den Himmel. Sie hebt sich nicht hervor. Sie hat eine kleine Gestalt und eine untypische Architektur. Sauber, beherzt. Sie zeigt einen unpassenden Rationalismus für seine Epoche und diese glatte und klare Anmut der besten eklektischen Konstrukteure. Nichts an ihrem Äußeren deutet darauf hin, dass sie ursprünglich im Mudejarstil erbaut wurde. Der Entwurf des Gebäudes, das wir heute sehen stammt von Pedro de Monte 1515 und der Bau wurde von ihm auch begonnen. Dieser erlitt einen Jahrhunderte andauernden Stillstand. Sie ist, zusammen mit der Almudena in Madrid, eine der seltenen Kathedralen die im 20. Jahrhundert beendet wurden.


Parador de Albacete Wohnzimmer

Sobald der Besucher ihr Inneres betritt, lenkt sich seine Aufmerksamkeit den Säulen zu, die sie tragen, die vier ausdauerndsten jonischen Säulen, ein Werk der Renaissance von Jerónimo Quijano. Manche ihrer Seitenkapellen, sind einer besonderen Bewunderung wert. Die Schutzheilige der Stadt hat hier ihr Zuhause. Es ist die Madonna „Virgen de los Llanos“, die auch dem Platz seinen Namen gibt. Bevor wir das Gotteshaus verlassen, verweilen wir bei den Bildern des Altaraufsatzes aus der Renaissance und der Monstranz. Wir sind genau am richtigen Ort um unsere Messerkultur etwas zu erweitern; genau hier ist das Messermuseum, in jenem Gebäude mir langen Balkonen, gelber Brüstung und kapriziösem neugotischem Ornament. Genau gegenüber. Die einheimischen nennen es das „Hortelano“-Haus, weil ein Mann mit diesem Nachnamen es 1912 erbauen ließ. Es verfügt über einen Saal für temporäre Ausstellungen, einen Projektionssaal, eine Sammlung aktueller Fabrikate und eine Dauerausstellung, sowie einem Cafe. Das Werk, das man hier geplant hat ist energisch und ehrgeizig. In den wenigen Jahren, die es besteht, haben die Säle dieses Gebäudes Sammlungen aus Europa und Amerika beherbergt, haben, immer durch das Messer, Geschichte, Kultur, Zivilisation, Handel, Bräuche, Pampa, Felder von Kastilien und Schlachten bekannt gemacht. Der Reisende kommt hier unerwartet bereichert heraus, vielleicht sogar mit einem gewachsenen, ethnographischen Respekt, mit einem grundlegenden Respekt vor blanken Waffen.


In der Umgebung kann man verschiedene Wege gehen. Wir laden dazu ein zum weiten und begrünten Platz “Plaza del Altozano“ weiterzugehen, der vor allem zu den lauen Morgen- und Abendstundenbevölkert ist. Im vornehmsten der dortigen Gebäude befindet sich ein Museum. Ziegel im Verblendmauerwerk, gepolsterte Giebelabschlüsse, in der Höhe Balustraden aus Stein und der Glockenturm, zweifelsohne konsistorial. Man kann es nicht verfehlen. Tatsächlich war es einmal das Rathaus, jetzt ist es Sitz temporärer Ausstellungen. Nicht zu verwechseln mit dem Museum von Albacete, zu dem wir uns so bald wie möglich begeben müssen, denn in ihm gibt es riesige Schätze.


Auf dem Weg dorthin, können wir vielleicht im Handelsverein vorbeischauen. Auf der breiten Straße des “Paseo de la Libertad”, die von hier bis zum Hauptbahnhof führt gibt es eines der wenigen Zeugnisse von der neobarocken Bewegung von 1920-30; Das Haus von José Dalmau, errichtet von Julio Carrilero, der ebenfalls das äußerst edle Bankgebäude der „Banco Español de Crédito“ erbaut hat. Das späte Abheben der Stadt und die gedankenlose Zerstörung, vorangetrieben von wirtschaftlichen Interessen, erklären die architektonische Eintönigkeit, die der Fremde auf seinem Spaziergang beklagt.


Wenn wir parallel zur äußerst kommerziellen Straße „Calle Nueva“ gehen, gelangen wir zum größten Park der Stadt, der Obdach für das „Museo de Albacete“ gewährt. Auf dem Weg begegnen wir Ulmen, Akazien, Platanen, Sophoren, Trompeten- und Kirschbäumen. Das Museum befindet sich bei einem Teich, neben der Büste von Azorín. Von dessen Prosa kommt die Aussage:


„...Das alte Kastilien kann nicht das Meer sehen“


IBERISCHE ARCHÄOLOGIE


Gehen wir gleich hinein. Die Bedeutung der archäologischen, insbesondere iberischen Sammlung dieses Museums ist sehr groß. Die Stücke, in ihrer Mehrheit Originale, stammen aus Ausgrabungsstellen der Provinz. Vom Ende der Bronzezeit bis hin zur Romanisierung, das heißt während neun Jahrhunderten vor Beginn unserer Zeitrechnung, gründet die einheimische Bevölkerung, in fruchtbarem Kontakt mit den Völkern des Mittelmeeres, vor allem Phönizier und Griechen, die iberische Kultur.


Die Reiter, die Hirschkuh von Caudet, ausgestreckt auf ihren Vorderbeinen, und das Bildnis von Bogarra sind sicherlich diejenigen Figuren die den Bewunderer auf den ersten Blick in ihren Bann ziehen. Diese Werke sind mit einer besonderen Frische und rührenden Geltung gestaltet worden. Die “Bicha de Balazote”, Bestie der Fantasie, Wächterin von wer weiß welchen Unterwelten, lässt das Blut gefrieren. Sie könnte sogar den Beginn des Lebens auf unserem Planeten repräsentieren, wenn, wie überprüfte Hypothesen deuten, dies die Kreatur wäre, die aus der Verbindung zwischen Tethys, der Erde und dem Ozean hervorging. Der Name dieses menschenköpfigen Stiers war wohl Aquelao und sein wahres Sein der Fluss, aus dem alle Ströme hervorgehen und der bei Ithaka ins Ionische Meer mündet.


Parador de Albacete Haus

Es gibt noch viel mehr, das viel von sich reden macht, wenn man ruhig hinhört. Unsere Vorgeschichte redet durch die Henkel, die Samen, die Broschen, die Nadeln, die Kämme. Eine physische Sprache, die wie eine Resistenz, wie die Verleugnung der Endlichkeit und wie ein Echo der Stimmen der Völker ist. Die Stücke stammen aus Votivbrunnen, einzigartigen Räumen, Öfen, Terrassen, Grabstätten, generell aus den Ausgrabungsstätten von El Amarejo, Hellín, Hoya de Gonzalo und Montealegre del Castillo. Sie gehen vom Keramikgeschirr mit seiner reichen Auswahl an Brennern, Urnen, Tellern, Gefäßen, Opferschalen, Schüsseln, Krügen, bis hin zu Elementen der Grabausstattung wie Nadeln, Stichel, Stücke aus Gold und Elfenbein, Fibeln, Ringe, Armringe und Armbänder, ohne die sogenannten „Ascoi“ oder dekorierte Keramikfiguren zu vergessen, unter denen sich manch ein kostbares Stück befindet, verwegen in seiner Ursprünglichkeit.


Natürlich beherbergt und zeigt das Museum auch römische Zeugnisse. Der Besucher weiß das wohl zu schätzen, er denke jedoch auch daran, dass sich in diesen Einrichtungen auch das riesige und reichhaltige Werk des Malers Benjamín Palencia befindet. Begleitet von einigen Bildern von anderen Landsleuten aus Albacete: der Kunstsaal vereinigt die beste Bildersammlung des Künstlers von Barrax die der Besucher erleben kann. Das Kastilien von Benjamín Palencia ist eine Anschauung, die durch die poetische Euphorie gewonnen wird, in der seine ersten Gemälde Schicksal und Wehmut bewahren, welche dann ab 1929 musikalisch aufgehen. Apfelbäume auf Sand tragen Früchte und die Ebene ist mit kleinen Rebhühnern bedeckt. Zusammen mit den Anfängen von Miro, mit seinen Feldern und Bauernhöfen, gibt es wahrscheinlich keinen größeren Landschaftsmaler im Spanien des 20. Jahrhunderts.


Der Tag geht zu Ende und die Beleuchtung der Geschäfte geht an; diesem Moment gebührt ein Streifzug durch die Geschäftsstraßen, die seit den frühen Morgenstunden bevölkert sind. Die “Pasaje Lodares” ist ein Ort, der städtisches Flair nachahmt. Wir können die Passage von der Straße “Calle Mayor” aus betreten. Hier bricht der Modernismus aus, diese kurze Strecke ist eine Oase inmitten der Trockenheit. In ihr wehen die geschmiedeten Balustraden in der süßen Ruhe des Mittelmeers. Die Passage war gegen Ende des 19. Jahrhunderts sehr modern und setzte sich in den 20er Jahren in Spanien fest. Diese von Albacete wurde 1926 von Fernando Castells errichtet, einem Modernisten, der die valenzianische Architektur bis in diese Stadt der Mancha brachte und seine Spuren noch in anderen Gebäuden hinterließ, von denen heute noch die „Serrería de Luis de Hoyo“ und das Haus in der Straße „Calle San Julián“ stehen. Gabriel Lodares, erlesener Bewohner der Stadt, wurde von ihr damit ausgezeichnet, dass ein Platz seinen Namen bekommen hat, der mit herrlichen Straßenlaternen umgeben ist, die überladen sind mit perlenden Lichtern. In der Straße „Calle Ancha“ gibt es zumindest zwei weitere herrliche Gebäude, das „Chalet Fontecha“ und das „Edificio Verona“.


Iberien bis ins Innerste


Vom Zentrum der Provinz, in dem er sich befindet, kann der Reisende jede Richtung einschlagen und kann davon ausgehen, dass er sicherlich einen vorteilhaften Ausflug unternehmen kann: Nach Südwesten, befindet sich im gleichnamigen Gebirge der Ort Alcaraz, Lieferant der von Antiquitätenhändlern und Sammlern begehrten Teppichen. Auf dem Weg dorthin begegnet man Balazote, dessen Bestie wir im Museum bewundert haben; von hier aus nach Norden kann man eine der vielen Routen von Don Quijote beginnen. Zwischen Ciudad Real und Albacete quellen die berühmten Teiche „Lagunas de Ruidera“, mit ihren Wasserfällen, ihrer Höhle und ihrer Burg, sowie die Uferlandschaft mit ihrem üppigen Grün. Wir machen gerne einen Abstecher nach Hellín. Wenn der Reisende es wünscht kann er uns bis zu den Betischen Kordilleren folgen, in dem er über Almansa erneut viele Kilometer macht, oder direkt über Chinchilla, in dem er die Abzweigung von Fuente-Alamo nimmt.


Es handelt sich um beinahe 60 Kilometer Felder. Die Landschaft der Meseta wellt die Ebene hier und da, schmückt sie, gibt ihr einige Schatten, lässt sie an den Rändern der bestellten Felder zu. Wir kommen an keinen Flüssen oder Wäldern vorbei, allenfalls Brunnen. “Pozo Cañada” (Hohlwegbrunnen), drückt dies alles in seinem Namen aus. Er gehörte, wie die anderen Orte des Bezirks, zur Markgrafschaft von Villena. Er hat lange gebraucht um sich von Albacete abzusondern. Dieses Dorf wird meist erwähnt weil sich im Übergangsbereich zu Hellín auf dem Hügel „Cerro del Molino“ jene geistreiche Mahlmühle befindet, die erste in der Mancha, wenn man von Süden kommt.


Wenn man noch weiter hinunter geht, an der Grenze zu Murcia, liegt Tobarra. Das Schöne auf diesem Weg durch Kastilien in Richtung des Alten andalusischen Territoriums, sind die Zeugnisse der Mauren, Römer, Iberer und sogar aus der Steinzeit, denen man hier begegnet. Wir befinden uns in einem Übergangsgebiet, dem trockensten und aridsten der Mancha, jedoch mit Wasser im Untergrund und sogar Sümpfen. Gebüsche aus filzigem Weißdorn, Steineiche und die Gärten, beherrscht von Aprikosenbäumen, beleben diese Landschaft mit Buschwald. Die Musik ist in Tobarro ein Kultobjekt. Die Trommeln wirbeln zu ihr, die Volkslieder machen sie zu Versen, Glocken klingen und Vögel piepsen, während die ruhige Luft von legendären Taten der Geschichte erzittert. Zusammen mit dem benachbarten Hellín ist es einer der ältesten Orte und beherbergt eine Vielzahl von antiken Überbleibseln. Wir sind gleich da. Hier lichtet ein Bauer das Übermaß an niederen Reben und Ranken. Die dickflüssigen Rotweine werden es verschmecken. Vor der Stadt fällt die Begrenzung des “Señorío” (Herrscher) ins Auge.


Albacete Landkarte

Wir sind in Tobarra, verbittert christliche Stadt, mit einem volkstümlichen, ländlichen, sehr leidenschaftlichen und pilgerreichen Christentum. Die religiöse Bildschnitzerei überflutet Altare, Sänften, Retabel, Urnen, Schreine, Einsiedeleien, Heiligtümer und sogar Museumssäle. Die modernen Zeiten, die den touristischen Wert der reinen Traditionen kennen, haben die Bruderschaften, die Heiligenstatuen, die Umzüge, die Standarten, Pilgerstäbe und –mäntel, sowie all die Maschinerie der Karwoche geheiligt. Unter all diesem Erbe heben sich eindeutig das Heiligtum des Christus „Cristo de la Antigua“ und der Madonna „Virgen de al Encarnación“, sowie die Heiligenfigur der „Dolorosa“ hervor. Letztere ist ein Werk des Bildhauers Francisco Salzillo aus Murcia, der seit seinen frühen Werken bekannt ist und einer größten Bildhauer des 18. Jahrhunderts war. Er war Autor unzähliger Madonnen der „Angustias“ (des Herzeleid), „Dolorosas“ (des Leidens), sowie Christus- und Heiligenfiguren, die vor allem über seine Heimat verteilt sind. Neben dieser strenggläubigen Kirche, auf der gegenüberliegenden Seite, die Ruinen der arabischen Burg der Teufelsaugen („Ojos del Diablo“). Man sieht ganz deutlich die bewässerte Tiefebene von Murcia.


Auf dem Weg ins Trommelmuseum (und Museum der Karwoche), das einen Besuch wert ist, sollte man sich daran erinnern, dass der Heerführer Yagub Ibn Jalid Al Tubarri in Tortuosa seine Festung hatte; dieser setzte im dritten Jahrzehnt des 10. Jahrhunderts seine Macht im gesamten Gebiet zwischen Albacete und Hellín durch und die Wiedereroberung gelang zu Zeiten von Ferdinand III.. Es gehörte zunächst zur Herrschaft von Villena und war danach, ab 1476, abhängig von der Krone von Kastilien.


Das Museum, das wir gerade besichtigen beherbergt Bongo-, Konga- und große Trommeln unterschiedlichster Herkunft. Die Begeisterung die dieser Ort für das älteste Instrument der Welt hegt, rührt von der Tradition im Südosten Spaniens her, die auch in Hellín, Agramón, Mula und Moratalla herrscht. Von den vielen historischen Gebräuchen, die es in den verschiednen Kulturen mit der Trommel gab (Zeremonie, Ritual, Prozession und Kommunikationsmittel über weite Strecken), praktiziert man in Tobarra vor allem den der Prozession, ferner spiegelt das Fest mit seiner Begeisterung für die Trommel den Paganismus aus Karthago mit seinem „T’bàl berebere“ wieder.


Es glänzt seine klingende große Trommel
mit neun feinen Kehrreimen,
Verkündiger der Karwoche
Auf den weißen Pergamenten.


So singt ein hiesiger Poet seiner geliebten Trommel.


Gehen wir auf die Straße. Damit die Übungen und Proben der Trommelgruppen an die Ohren dringen. Es gibt sie zehnfach. Hier gehört die Trommel zur guten Schule. Wer hier nicht die Stücke “El alto y el bajo”, “Banco Central-Saca Tacón”, “Hombro con hombro” oder “El tren” kennt ist ein dahergelaufener Trommler. Wer erfreut sich nicht daran, den Trommler allein aus dem Haus kommen zu sehen, der “Pili qui ti pli” trommelt und die Gefährten zusammentrommelt, in dem er dem Stück mit Crescendo und Pianissimo eine komplexe Dynamik gibt. Oder den meisterhaften Trommelschlag von „Lauria“, der von dem Bewohner Laureano Cano ausgedacht wurde, ein Stück voller Antike und plötzlichem Talent, das über dem eintönigen Trommelwirbel starke Schläge schlägt.


Die Trommel ist natürlich sowohl Musik als auch Kunsthandwerk, selbst der Trommelstock hat hier seine lange Liste von Schreinermeistern. Der älteste Kunsthandwerker der Stadt hat die technologische Entwicklung vom manuellen abhobeln bis hin zur Drehbank miterlebt. Und den Übergang vom ursprünglichen Eichen- bis hin zum Buchenholz, sowie einer vorrübergehenden Zeit, zu der man das Aprikosenbaumholz bevorzugte. Der Fremde hat genügend Auswahl, wenn er ein Paar davon erstehen will. Es gibt sie mit und ohne Bemalung, aus Eiche und Mahagoni, und wenn der Reisende Lust darauf hat, gemasert, getäfelt, mit metallischem Griff, schachbrettförmig und sogar wassergekühlt, in der Normalausführung, für Kadetten oder Kinder.


Die Trommeln sind bereits weit weg. Wir sind auf der Strasse nach Hellín. Es gibt in dieser Gegend derartig viel zu sehen. Noch ist der Reisende an der Zeit um einen Abstecher zur spanisch-westgotischen Höhleneinsiedelei von Aborajico zu unternehmen, einer Zitadelle in den wilden Zwischenräumen im Windschatten von „La Muela“, wo man die natürlichen Höhlen der Hügel ausnutzt; diese waren zwischen dem 4. und 9. Jahrhundert von Mystikern bewohnt. Oder aber kann man zur hispanisch-muslimischen Ausgrabungsstätte gehen, eine der wenigen in der Provinz die noch intakt sind, auf dem 714 m hohen Hügel neben „Pedanía de Sierra“.


In Hellín gibt es eine Reihe von Fadenenden der Vorfahren dieser Gegend, die darauf warten, dass wir daran ziehen und sie ausrollen. 1914 teilt Juan Jiménez Llamos dem Forscher Henri Breuil, dem herausragendsten Gelehrten der Höhlenmalerei des 20. Jahrhunderts mit, dass er eine „Höhle gefunden hat, in der es mehr als 300 Figuren...,... Hirsche, Pferde, Ziegen und Figuren von Männern mit Pfeilen, Federn, Lanzen...Frauen gibt.“ Mittelsteinzeit zum Anfassen, in Minateda. Und ganz in der Nähe auf der Nationalstrasse 301, wenn man zur Kreuzung zwischen Minateda und La Horca kommt, liegt das mythische Ilunum auf der Römerstraße nach Complutum, das iberische Mauern und Gräber, Höhlenbehausungen, Silos, sowie römische und westgotische Zisternen verquickt. Ein Komplex, den die Behörden in einen archäologischen Park mit eigenem Museum umwandeln wollen. Und mehr noch: Die beeindruckende Höhleneinsiedelei, die seit dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung bewohnt ist, ist ein denkwürdiger Ort, der auch als „El Tesorito“ bekannt ist. Einer der wichtigsten Komplexe der iberischen Halbinsel, mit westgotischen und hispanisch-muslimischen Inschriften, der zum Kulturerbe ernannt wurde. Oder die alte und stämmige Brücke „Puente de Isso“, die an der Strasse von Hellín nach Elche über den Fluss Mundo führt (in Wirklichkeit sind es zwei Brücken, eine römische und eine aus dem 18. Jahrhundert), die mit Kieselsteinen aus dem Fluss erbaut wurde, in einer Gegend, in der die Natur ihre ganze lebendige Wut in den Ulmen und Ufervegetation konzentriert hat, die in nicht wenigen grünen Routen und Wegen eingebettet sind.


Der Reisende komme im Ort wieder zu Atem, er sollte sich über die Routen und Kräfte informieren, um sie anzugehen. Solange er sich für eine oder mehrere Routen entscheidet, sollte er ruhig die Straßen entlang schlendern. Hier gibt es Renaissance, Barock, Herrenhäuser, Klöster und sogar einen neunzehnten Außenbezirk. Das kürzlich eingeweihte Bezirksmuseum zeigt die Anstrengungen und den Schwung dieser Stadt. Es ist ein dreistöckiges Gebäude, das beim Durchgehen lebhaft von seiner Geschichte von der Neusteinzeit bis heute lehrt, illustriert mit Objekten der nahegelegenen Fundorte und einer ethnologischen Abteilung, in der die Handarbeiten der einfachen Frauen und Männer die sie herstellten mit Größe belädt und leise berichten: Schaufeln, Tragkörbe, Schreine, Gefäße, Keramik, Glasobjekte, Tonware und Platten. Ein Fest. Es ist Aufgabe des Reisenden diesen Ausflug auf den Gipfel zu führen, in dem er den prähistorischen Routen folgt oder nach Albacete zurückgeht, vorbei an der früheren Provinzhauptstadt und jahrelangen Rivalin: Chinchilla. Der Tag ist lang, die Mancha hört nicht auf.


Kochen und Jagen


Albacete Landkarte

Eine der Stärken von Albacete ist die Jagd. Die verschiedenen Jagdarten geben, neben der Förderung des Tourismus, seiner Küche die Authentizität und Nahrhaftigkeit. Im Bezirk werden Wildschweine mit Hochjagd, Hasen mit Windhunden und Rebhühner mit Locke gejagt. Man übt die Beizjagd durch und sogar die Jagd mit dem Bogen. Zu den Beuten die im Kochtopf landen muss man außer den genannten noch die Ringeltaube, das Kaninchen, die Bergziege und den Hirsch hinzufügen. Die Zusammenfassung des Schrittes durch das Feuer und die tausend Möglichkeiten der Zubereitung dieser Kreaturen zu genüsslichen Gerichten ist einfach eine unumgängliche Undankbarkeit. Allein das wilde Rebhuhn kann man folgendermaßen zubereiten: “A la cazadora” (auf Jägerart), “al colirón”, “Con col” (mit Kohl), “a lo duque” (nach Herzogart), “en escabeche” (mariniert), “con pasas” (mit Rosinen), “estofadas” (geschmort) oder “en ensalada” (im Salat). Die Einwohner fast ganz Spaniens können, dank der bedeutenden Konservenindustrie, manche der besten Rezepte genießen, die bereits seit Jahren die Supermärkte mit ihren eingemachten Gerichten erster Kategorie versorgen.


Wir sind jedoch hier in der Stadt, lassen wir uns also am Tische nieder. Wir sollten nicht weitergehen ohne uns ein paar “Migas“ (Brotkrumen...) zu Gemüte zu führen. Besser noch wäre ein “Gazpacho”, der nicht mit dem aus Andalusien zu vergleichen ist, der etwas ganz anderes ist (kalte Gemüsesuppe). Der “Gazpacho manchego” ist folgendes: Ein Fladen aus Rebhuhn-, Kaninchen-, Hasenfleisch, Schinken, Pilzen, Lorbeer und Thymian. Danach muss man Platz machen für das zweite typische Gericht: Wir können zwischen gegrilltem Lamm („Cordero asado“) und Zicklein nach Art der Mancha („Cabrito a la manchega“) wählen. Wenn dem Magen nicht nach derartig schweren Gerichten ist, kommt ein Lauchkuchen („Pastel de Puerros“) sehr gelegen. Wenn dem Gast nach einem Eintopf ist, dann soll er sich über den Hirtentopf („Olla de Pastor“) hermachen.


Wenn wir zum Nachtisch kommen, besteht die Frage zwischen mit Creme gefülltem Blätterteig („Miguelitos“), Mandelgebäck („Suspiros“), süßen Kroketten („Leche Frita“), Cremespeise mit Mandeln („Natillas con almendras“) oder Honig auf Pfannkuchen der Mancha („Miel sobre hojuelas manchegas“). Und zum Abschluss des Festes einen sogenannten „Cuerva“; typisches Getränk aus Zitrone, Wein, Zucker und Wasser, alles zusammen gemixt in einem Tongefäß.


DAS GEHEIME REZEPT
“PRINGUE MATAERO”


Man benötigt: Einen großen Laib Brot, Viertel Kilo Schweineleber, eine ganze Knoblauchknolle, eine Brise Pfeffer und etwas Gewürznelken, ein Viertel weißen Speck; Öl und Salz nach Geschmack. 200 Gramm Pinienkerne.
Das Rezept reicht für vier Gäste mit großem Magen.


Zunächst geben wir in einen Tontopf die Brotkrumen. Außerdem schneiden wird die Leber und den Speck in grobe Stücke. Schälen wir die Knoblauchzehen, die wir zusammen mit der Leber anbraten müssen. Im Fett, dass der Speck beim Anbraten gebildet hat. Wenn sie angebräunt sind, nehmen wir sie vom Feuer, zerkleinern sie und heben sie auf. Das ist der Moment, um in diesem Fett voll Geschmack die Brotkrumen leicht anzubräunen und dann nach und nach Wasser dazu geben und umrühren bis ein Brei entsteht.


Dann rösten wir den Brei mit der bereitgestellten Leber und dem Speck, sowie den Pinienkernen. Es gibt nichts besseres, vor allem wenn man Hunger hat, es kalt ist und man die Rinde des Brotlaibs als Besteck benutzt.





Die Bilder, Grafiken und Texte in dieser
Parador- / Ortsbeschreibung stammen
von unten genannten Autoren, bei denen
wir uns recht herzlich bedanken möchten.
Paradores de Turismo de Espana S.A.  

Bildmaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.

Videomaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.

Texte:
Miguel Garcia Sanchez

Zeichnungen:
Fernando Aznar