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Calahorra und sein Parador


Hervorragende Bewohner des Niemandslands


"„...denn von diesem Land aus
könnte man die Truppen
sehr einfach
in jeden beliebigen Teil
Hispaniens bringen..."
Titus Livius

Der Parador Calahorra In wenigem oder in gar nichts gleicht diese Stadt dem, was sie einst war. Sie genoss, und darauf kann sie stolz sein, edle prähistorische Vorfahren. Aus jener Zeit sind noch sehr eloquente Belege erhalten, wie der Fremde weiß und fast überall hier in der Gegend überprüfen kann: Die Auen waren bereits in der Steinzeit bevölkert, mitten im Morgengrauen der Geschichte... und noch heute, nur einen Steinwurf von diesem Parador entfernt, kann der Fremde eine der Dinosaurierrouten einschlagen.


Etwa acht Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung, in der so genannten Eisenzeit, streiften hier zahlreiche Stämme umher, die wussten, wie man eisenhaltige und andere Mineralien findet und abbaut. Und mit dem geschätzten und kostbaren Metall lernten sie, die unverzichtbaren und vielfältigen Werkzeuge herzustellen, die sie für ihren spärlichen Komfort und für die Grundlagen des Überlebens benötigten...


Es musste noch viel Zeit vergehen, bis die ersten Punier sich in diesen flachen und fruchtbaren Flussauen niederließen: Man schätzt, dass etwa zweihundert und ein paar Jahre vor unserer Zeitrechnung der legendäre, übermäßig gefräßige Hasdrubal in diese Gegend kam. Nach wilder Belagerung und ungewöhnlich starkem Widerstand sollte er dieses Gebiet erobern. Es gibt stichhaltige Gründe zu der Annahme, dass jene Bewohner sich gezwungen sahen, sich von dem Fleisch der in dieser blutrünstigen und langen Schlacht gefallenen Kämpfer zu ernähren.


Es dauerte nicht lange, und die kaiserlichen römischen Legionen suchten sich Platz, Auskommen, Müßiggang und Geschäfte in dieser Gegend, die so großzügig war an Nahrungsmitteln, Mineralien und mildem Klima. Sie war bereits von Keltiberern bewohnt: Stämmen mit Sitten und Bräuchen, die von einer gewissen Kultur und einer bemerkenswerten Zivilisation zeugten.


Sie richteten sich nach juristischen, ethischen und ästhetischen, grundlegenden Kodizes mit festen Vorschriften für ein gemeinsames Zusammenleben.


Ihre Nahrung fanden sie in dem, was die Natur selbst ihnen gab - viel Wild und reichlich Fisch - und in dem, was sie zu erwirtschaften lernten: Kulturpflanzen aus gewonnenen Samen und Tierherden, die sie klug zähmten.


Der Turm des Paradors Knapp zweihundert Jahre vor Christus führten die Keltiberer Krieg gegen Rom. Am Ende waren diese Menschen romanisiert... und ihnen wurde das römische Gesetz auferlegt, nicht ohne wilden und schrecklichen Widerstand. Ein Jahrhundert nach der Ermordung des Sertorius in Huesca wurde diese Stadt auf Befehl des Pompejus von Afranius gestürmt. Bei der Belagerung von Calahorra mussten die stolzen Keltiberer sich von den Leichnamen der Krieger beider Armeen ernähren. Um das Jahr 70 vor Christus und nach der Ermordung des Sertorius musste Calahorra weitere Angriffe ertragen: Erneut mussten die Belagerten Menschenfleisch essen. Wieder wurde die Stadt vollständig zerstört. Julius Cäsar befahl, den Ort in dankbarer Anerkennung für die Hilfe, die die römischen Legionen von den Bewohnern erhielten, wiederaufzubauen.


Als bereits die christliche Ära anbrach, beurlaubte Octavius Augustus seine angesehene persönliche Garde, die von Ortsansässigen gebildet wurde. Dieses geschätzte Privileg wurde ihnen zuteil, nachdem sie dem römischen Invasor beständige Treue und Heldenmut gezeigt und bewiesen hatten. Der Kaiser taufte diese Stadt mit der privilegierten Ernennung zur römischen Gemeinde: Nun gehörte und unterstand Calahorra in jeder Hinsicht Rom. Octavius Augustus gestand diesen Menschen das Recht und das Privileg zu, römische Münzen zu prägen.


In diesem Ort gab es eine Judengemeinde, die zu den bemerkenswertesten Spaniens gehörte. So einzigartig, dass sie über eine eigene und exklusive Mauer verfügte: Plünderungen, Ermordungen, Raub und Brand hat es hier nie gegeben...: Die Juden wuchsen zu einem Kollektiv heran, das etwa 15 bis 20% der Bevölkerung ausmachte.


Im 16. Jahrhundert dann kamen die Franziskanermönche, um sich niederzulassen. Sie bewohnten die Burg. Da dort aber der Platz bald nicht mehr ausreichte, musste sie niedergerissen werden, um ein neues Kloster bauen zu können. Zu jener Zeit wurde auch die Synagoge abgerissen, ebenfalls um die expansiven Bedürfnisse zu befriedigen...


Der maurische Invasor ließ sich bald in dieser Region nieder, blieb allerdings nur für zwei Jahrhunderte hier; wenig Zeit angesichts der Dauer der hispanisch-arabischen Präsenz auf der Halbinsel. Aber es sollten intensive und fruchtbare Zeiten sein: All diese Gebiete, im Gegensatz zu den verwüsteten Grenzgebieten am Duero, waren dicht bevölkert. Die Bewohner verschiedener Religion konnten ohne größere Schwierigkeiten zusammenleben. So im Falle des Grafen Casio und seines berühmten Enkels Muza Ben Muza, der den Ehrentitel „Dritter König Spaniens” führte. Der Sohn der westgotischen Dynastie der Banu Casi trat zum Islam über und konnte hier ein praktisch unabhängiges Muladí-Reich errichten. Dieses war von solch bemerkenswerter Macht, dass es einen der wichtigsten unter den sechsundzwanzig Gerichtsbezirken des gesamten Maurentums der Halbinsel kontrollierte.


Obwohl sein Aufenthalt nicht sehr lange dauerte, sollte der Einfluss, den der Maure hier hinterließ, sehr intensiv sein: die Bewässerungsanlagen und Anbaumethoden, eine Vorliebe, welche zuvor die Römer gezeigt und die ägyptischen Pharaonen erfunden hatten. Sie wurden mit erstaunlichen Ergebnissen perfektioniert auf Grundlage hydraulischer und mechanischer Ingenieurskunst. Eine rotierende Anbauweise wurde eingeführt und verbreitet: Dadurch, dass periodisch bestimmte Arten ausgesät wurden, um bei der folgenden Aussaat auf andere Kulturen zurückzugreifen, erzielte man eine beinahe ununterbrochene Anbauzeit. Oder die halbindustrielle Einführung der Seide... Am entscheidendsten aber für diese Landschaften waren wohl die Anbautechniken für Obst und Gemüse, zum damaligen und zukünftigen Ruhm und Prestige der gesamten Rioja: Als Beispiel sei die Artischocke genannt.


Die Innenstädte, Medinas, waren auch in der Lage, das Aussehen der Orte, die nach der römischen Glanzzeit verlassen worden waren, wieder herzustellen und zu verbessern: Während die edlen römischen Güter über Sklaven und komfortable, aber privilegierte Thermen verfügten, führte die arabische Medina all diese und weitere verfeinerte Freuden, Hygiene und Sitten im eigentlichen Stadtbereich ein. Aus den Thermen wurden private, aber auch gleichzeitig öffentliche Bäder.


Die Koran-Gläubigen sollten die mohammedanische Bevölkerung ausmachen, die keine weiteren Einschränkungen kannte als den Respekt vor fremdem Eigentum und vor ihrem Gott. Es gab neue und bedeutende Veränderungen bei Fragen zur Moral oder zur öffentlichen Sicherheit: Der “Almotazén”, der für Kultfragen zuständige Beamte, wurde auch zur höchsten Steuereinnahmeautorität. Dazu gehörten auch die Überwachung von Maßen und Gewichten auf den Märkten oder der Qualität der Produkte. Schließlich war er auch Vermittler bei nachbarschaftlichen Streitigkeiten...


Die öffentliche Bildung hatte zwar keinen offiziellen Charakter, war aber sehr fortschrittlich: Es gab höheren Unterricht in Geistes- und Naturwissenschaften, Medizin, Jura..: So konnten in diesen iberischen Landen Philosophen wie Averroes und Tofail heranwachsen; Chemiker wie Abul–Rassen, der ein Lösungsmittel erfand und vertrieb, das wir heute Terpentin nennen... Und El Idrisi, der Universalgeograf... Und Dichter und Musiker von weltweiter Anerkennung...


Zum Schluss kam der Cid: Er kämpfte in Calahorra gegen Martín González von Aragonien, und wie es nicht anders zu erwarten war, gewann Don Rodrigo Díaz de Vivar, und Calahorra wurde der Krone von Kastilien unterstellt.


Die Wechselfälle der Geschichte bewirkten, dass Calahorra an Navarra fiel, bis Alfons VI. und Sancho Ramírez das Königreich Navarra unter sich aufteilten. Seither ist Calahorra für immer kastilisch.


Der Parador Marcus Fabius Quintilianus


Dieser Parador, den der Reisende heute genießt, beherrschte eine Esplanade, vielleicht etwas größer als in den heutigen Dimensionen, die seinerzeit von einem riesigen römischen Zirkus ausgefüllt wurde. Beinahe so groß wie der Circus romanus, wo bemerkenswerte Aufführungen aus dem gesamten Imperium stattfanden.


Es waren die Zeiten, in denen Octavius Augustus dem Ort das römische Stadtrecht verlieh und ihm das Prägen von eigenen Reichsmünzen gestattete. Hier sollte im Jahre 42 unserer Zeitrechnung Marcus Fabius Quintilianus geboren werden. Seine Ausbildung begann er an dem Unterrichtszentrum, das damals bereits in diesem primitiven Ort existierte. Es stellte sich heraus, dass er ein außergewöhnlicher und universeller Redner war: ...In Lateinkenntnissen und Beredsamkeit nur Cicero unterlegen, aber in den Gesetzen und der Redegewandtheit allen überlegen, laut hoch gelehrten Meinungen.


Was man von diesem Namensgeber des Paradors nicht so genau weiß, ist, dass er auch Lehrer war. Und noch viel weniger, dass er der erste Dozent war, der für seine Lehrtätigkeit ein Gehalt vom Staat bezog. Dieser “Dekan” der Lehrer war Rechtsanwalt, Hauslehrer bei der römischen Kaiserfamilie und ein äußerst wichtiger Schriftsteller. Sein umfassendstes Werk ist die “Institutio oratoria”, über die Ausbildung des Redners. Dieser Parador, der seinen Namen führt, wollte ihn mit dem Ölgemälde ehren, das der Besucher an privilegierter Stelle findet.


Gegen Ende des 3. Jahrhunderts leben im Ort zwei ganz besondere Heilige: Sankt Emeterius und Sankt Celedonius: römische Legionäre aus der VII. frommen Legion, wo sie “aquilíferos” (Fahnenträger) waren, ein ehrenhafter Posten höchsten Ranges.


Bei der Diokletianischen Christenverfolgung wurden die Heiligen zum Kerker verurteilt: Sie wurden wegen ihres heterodoxen Glaubens enthauptet.


Im selben Jahrhundert wurde in der Stadt ein Bürger namens Aurelius Prudentius Clemens geboren. Er gilt als der größte lateinische christliche Poet aller Zeiten und wurde Statthalter von Tarragona.


Wunder von Calahorra


Die Gesamtansicht des Parador Calahorra Bei der Rückeroberung von Calahorra 1045 konnten die Bewohner der Stadt auf eine unschätzbare und unerklärliche Hilfe zählen. Mitten in der Schlacht erschienen ihnen Sankt Millán de la Cogolla, Sankt Emeterius und Sankt Celedonius auf den Mauern, um den Christen die Stelle zum Angriff zu zeigen.


Mit solch unschätzbarer und wunderbarer Hilfe war der Sieg dann leicht zu erringen. Bei einer anderen Gelegenheit erschien in der Nähe dieses Paradors der Apostel Andreas in „fleischlicher Gestalt". Es ging darum, einem Bürger namens Ortuño, einem guten Gläubigen, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dieser wurde, nachdem er gerichtet und verurteilt worden war, gerade zur Exekution am Strang geführt.


Der heilige Andreas verhinderte diese im allerletzten Augenblick. Eine hübsche Legende berichtet, König Ramiro habe sich bei der Belagerung dieses Platzes mit seinen Heerscharen am Rande der uneinnehmbaren Mauer eingerichtet. Zur Nacht zog er sich zum Schlafen zurück. Zwischen Träumen und Wachen erschien ihm der Apostel Jakobus:


„...-Sorge dich nicht, Ramiro, ob dieser Niederlage. Morgen kämpfst du wieder mit demselben Eifer, und ich werde dich an der Spitze deiner Heerscharen beschützen. Du erkennst mich daran, dass ich auf dem Rücken eines weißen Pferdes vom Himmel herabsteige...”


Abgesehen von der schönen Legende ist es sicher, dass sich das so genannte "Voto de Santiago" etablierte: ab damals mussten „sämtliche christlichen Territorien, die dies von Ewigkeit zu Ewigkeit sein werden, Tribute an den heiligen Stuhl von Santiago de Compostela entrichten...” Diese Votivgaben waren so ausgedehnt und fruchtbar für den Sitz von Compostela, dass sie bis zum Beginn des Unabhängigkeitskrieges dauerten, als gerade das 19. Jahrhundert anbrach...


Um die Mitte des 16. Jahrhunderts belegte die Heilige Inquisition die emblematischsten Gebäude der Stadt und führte von dort aus eine eiserne Kontrolle durch. Aus dunklen Gründen und selbstsüchtigen Albernheiten wird das Heilige Tribunal von Calahorra eines zu großen Wohlwollens gegenüber den gefährlichen Ungläubigen angeklagt, ein Vergehen, das die Verlegung des Santo Oficio nach Logroño rechtfertigen könnte... Diese Anklage scheint allerdings nicht so ganz korrekt zu sein: Wissenschaftlern zufolge scheint es sicher, dass im Verlauf eines einzigen Jahres zahlreiche Exekutionen an „widernatürlichen Hexen” stattgefunden haben... Heute noch werden schriftliche Zeugnisse, vom Santísimo Oficio besiegelt, aufbewahrt, welche belegen, dass die Hexen gezwungen wurden, sich vom höchsten Festungsturm aus in den Abgrund zu stürzen. Kurz bevor sie auf dem Erdboden aufschlugen, wurden sie von Luzifer persönlich aufgefangen und in die ewigen Höllenfeuer geführt...


Jene Menschen litten an Glaubensspaltungen: nicht einmal die kirchlichen Autoritäten waren sich untereinander einig. Es kam der Moment, da wurde sogar Lope de Esparza – der untadelige und bewunderte Bezirksbürgermeister – mit dem schweren Bannfluch belegt. Der Abt von Isaba musste intervenieren, um sich gegen diese ungerechtfertigten Anklagen einzusetzen. Von der Kanzel aus warnte er seine Gemeinde, sie solle nicht glauben, „es gäbe Zauberer oder Hexen, denn die hat es nie gegeben, sondern der Teufel lässt einige sagen, es gäbe Zauberer, und sie wissen nicht, was sie sagen und was sie glauben sollen...”


Aber solche Predigten stießen sich an der unerbittlichen offiziellen Doktrin: Es gab Hexen, wenn diese sich aber reumütig zeigten, „musste man sie liebevoll behandeln und ihnen erlauben, in den Schoß der Kirche zurückzukehren”, allerdings erst nach vorheriger Güterenteignung und der angemessenen öffentlichen Bestrafung. Die religionspolitischen Widersprüche waren so stark, dass das Problem von dem Parlament behandelt und ausgerufen wurde: „Die Kirchen wurden und werden sehr schlecht geführt, und es sind Irrtümer wie der mit den Hexen und andere aufgetreten...” Aber auch so wurde die offizielle Doktrin nicht brüchiger...


So zahlreich, so giftig und so absurd waren die Anschuldigungen, dass bei den damaligen Prozessen Aussagen wie diese zu lesen waren: „Die Hexe hat mein Kind umgebracht, weil sie mich für schuldig hält, ein schlechter Vermittler bei einem Geschäft auf dem Markt gewesen zu sein...Oder sie hat meine Ehefrau getötet, weil die Schweineherde in ihren Garten eingefallen ist und die Äpfel gefressen hat...”


Calahorra hatte auch einen herrlichen Komödienhof. Kenner behaupten, er sei wie ein Zwillingsbruder des Hofes von Almagro gewesen. Leider wurde er schon vor vielen Jahren abgerissen.


Im 19. Jahrhundert haben sich viele Dinge in Calahorra geändert: Es wurde eine Abendschule für Erwachsene eingerichtet, vielleicht die erste Spaniens. Es kam die Eisenbahn. Es gab zum ersten Mal in unserem Land eine Konservenindustrie: Die berühmte Paprika der Gegend war das erste Produkt, das konserviert wurde.1879 wurde die erste feste Stierkampfarena gebaut, eine der ersten in der Region. Sie wurde mit einer Luxus-Corrida eingeweiht; mit niemandem geringeren als “El Lagartijo”. 1943 baute man die zweite feste Arena, die heutige. Auf dem Eröffnungsplakat standen “Manolete”, “Pepe Luis Vázquez” und “El Andaluz.” Ein weiterer berühmter Torero, der an den Ufern des Flusses Cidacos geboren wurde, war Juan Apañani, der bekannteste aus einer verzweigten Torero-Dynastie, unsterblich gemacht durch eine Radierung des Meisters Goya. Der Fremde muss wissen, dass dies die Wiege von anerkannten Toreros und Viehzüchtern ist, wie zum Beispiel die ruhmreiche Zucht von Díaz beweist...


Der erste Hubschrauber, der das Fliegen lernte


Ein weiteres, nicht weniger erwähnenswertes Ereignis fand in Calahorra statt: Der wirkliche Erfinder des ersten spanischen Hubschraubers sollte Julián Ruiz Felipe sein. Es gibt Zeugen, die bestätigen, dass das Gerät in der Lage war, sich zu erheben und über diese Täler zu fliegen. Bis bei einem dieser Tests ein ungewöhnlicher Sturm den Apparat in Stücke riss. Noch heute erzählt man sich, und es ist belegt, dass der geistreiche Erfinder keinerlei Antwort auf seine wiederholten Anträge auf Unterstützung seitens örtlicher, provinzieller oder nationaler Behörden erhielt. Auch nicht von den französischen Nachbarn. Im Gemeindemuseum ist ein Modell des mächtigen Prototyps, der ordnungsgemäß patentiert wurde, ausgestellt. Es wird die Möglichkeit in Erwägung gezogen, es sei De La Cierva persönlich gewesen, der die Erfindung, ausreichend getarnt, plagiiert hätte. Nur Gerede?...


Das Haus von Rosa


In den zwanziger Jahren trat ein Ereignis ein, das gut und gerne einige soziokulturelle Überlegungen wert ist: Eines schönen Tages tauchte hier eine üppige und entschlossene fremde Frau auf mit der Absicht, ein Bordell einzurichten. Diese Rosa richtete, um die Geschäfte effizienter zu gestalten, neuartige Prozeduren wie einen regelmäßigen Austausch der Liebesdienerinnen ein, um die verliebten Männer zu einem höheren Genuss kommen zu lassen und damit sie nicht mit einem monotonen Angebot konfrontiert und der Sache überdrüssig würden. Sie führte auch wöchentliche hygienische und gesundheitliche Untersuchungen ein.


Die männliche Kundschaft wurde einer gewissenhaften Überprüfung und Auswahl unterzogen, die nur die am besten dotierten Herren überstanden, die mit dem besten Benehmen und den feinsten Sitten. Jeder Kunde bezahlte für den Service einen Silberduro, was für diese Zeit nicht wenig war. Eine weitere überraschende Neuheit: Es waren die Dirnen, welche den Herrn nach ihrem Geschmack aussuchten... alles in Übereinstimmung mit den Erwartungen der üppigen Rosa... Eines Tages kam bei den Einwohnern der Verdacht auf, ein Kunde, der bis zu den Augen vermummt war, könnte ob seiner Figur der Herr Bürgermeister persönlich sein. Von Zweifeln getrieben, brannten Jugendliche einen Knallkörper neben dem berühmten Etablissement ab. Bei dem Getöse rannten Dirnen und Kunden splitternackt auf die Straße.


Sitzgelegenheiten Und da erkannte man, dass zu diesem illustren Gefolge tatsächlich der Bürgermeister gehörte. Die Fremden sollten wissen oder sich daran erinnern, dass seit Beginn der Regierung Francos sämtliche Bordelle in ganz Spanien rigoros verboten waren, außer “La casa de la Rosa”, das seinen Service weiterhin anbieten konnte. So lange, dass noch heute einige Bewohner sich daran erinnern und kuriose Details zu erstaunlichen Liebeleien erzählen können. Mehr noch: Jeder Fremde, der eine genauere Bestätigung haben möchte, kann sich zu einer der Rosa gewidmeten Straße begeben und einen der älteren Bewohner fragen, um welche Rosa es sich gehandelt habe.


All diejenigen, die sich in diesem gemütlichen Parador de Calahorra aufhalten, möchten wir daran erinnern, dass sie Straßen und Zimmer mit unzähligen bekannten, wichtigen und mächtigen Persönlichkeiten verschiedener Epochen teilen: den Katholischen Königen, dem Cid, Philipp V., José Bonaparte, Esparteros. Sie alle besuchten diese Stadt und wohnten in den Straßen, in denen Sie gerade wohnen, und sie nahmen Kontakt zu den Menschen und Landschaften auf und genossen eine exzellente Gastronomie...


Die heiligsten Heiligtümer vorzüglicher Speisen


Es ist seit jeher ein Klischee, das jeder kennt: die gesamte Rioja ist voll gestopft mit der unwiderlegbaren Kunst der Zubereitung der erlesensten, heiligsten und weisesten Speisen. Wenn die Bewohner hier großzügig sind, so sind die Produkte ihrer Erde nicht weniger nobel, auch nicht ihre Weine, und schon überhaupt nicht ihre sorgfältige kulinarische Zubereitungsweise...


Die Lobby des Paradors Vielleicht ist diese weiträumige Landschaft um Calahorra nicht ganz so bekannt, sodass der Fremde hier an den Tischen und Herden noch viele angenehme Überraschungen erleben kann. Auch wenn er nur selten reist, wird er sofort feststellen, dass in den Ebenen so viele und überraschende Gemüsesorten wachsen, dass sie an keinem Tisch und zu keiner Jahreszeit fehlen können. Aber nicht nur dies, was schon viel wäre: Niemals fehlen Fischgerichte, wobei der Stockfisch der König ist. Oder Fischplatten...


Und Geflügel wie die Rebhühner; oder Lämmer, die keine andere Nahrung zu sich genommen haben als die Milch ihrer Mütter... All dies und noch viel mehr wird der Fremde am Tisch dieses Paradors zu seiner sicheren und zweifelsfreien Erquickung antreffen. Mit sorgfältig ausgewählten Produkten und liebevoller und überraschender Zubereitung. Wann immer er auch kommen mag, der Tischgenosse findet stets typische Gerichte zu seiner ständigen Disposition: Zum Beispiel Kartoffeln mit Stockfisch und gegrillte Paprikaschoten; Spargel und Blattsalat in verschiedenen Arrangements. Gemüsesuppen aller Art, je nach Gelegenheit und Wahl des Tischgenossen. Suppen aus heimischem Gemüse, das hier in der Gegend geerntet wurde.


Oder Stockfisch nach Rioja-Art. An Fleisch unter anderem Lammkoteletts, Filet vom Mastschwein... und sogar Hirschrücken, gebraten mit einem der uralten Rioja-Weine.


Für die Feinschmecker hält dieser Parador jahreszeitliche Überraschungen bereit. Nur als sichere Empfehlung: Er kann im April und Mai mit Spargelgerichten rechnen, mit frischen Saubohnen, Erbsen, frischem jungen Knoblauch in jedem Frühling. Und den Herzen dieser – und das sind nicht irgendwelche – Artischocken, die die Araber hierher brachten, nach der einzigartigen Zubereitungsweise dieses Hauses.


Im Frühling sind auch die Gerichte mit erlesenen Schnecken aus eigener Ernte typisch. Auch im Sommer ist alles vorhanden: grüne Paprika (genannt Kristallpaprika) und die klassischen roten. Im Herbst und Winter mit ihrem beeindruckenden Klima sind diese Küchen mehr als nur gut ausgestattet mit Blumenkohl, der hier “pellas” genannt wird; und mit Borretsch und Karden. Aber auch mit süßer Blutwurst, mit Pinienkernen...


Und mit einem unvergleichlichen gebratenen Zicklein von Cameros. Oder wem das lieber ist, ein Überraschungsgericht von dem, was man “patorrillas” nennt: eine geheimnisvolle Mischung aus Lammfüßen und Kaldaunen des gleichen Tieres in einem mysteriösen Eintopf.


Außerdem die herbstlichen Pilze, Edelreizker, Steinpilze und zahlreiche Arten, die hier in der Gegend gesammelt werden. Und dann sind da noch nicht wenige Nachspeisen, ebenso köstlich wie fast unbekannt: der “Calagurris”, ein leckeres Mandeldessert. Der “Fardalejo”, eine weitere Creme aus ebensolcher, aber nicht gleicher Zusammensetzung... Oder die “Rusos” von Alfaro, ein Geheimrezept, das niemand preisgibt. All dies ohne den außergewöhnlichen Ziegenkäse von Cameros zu erwähnen, der nur im geringen Umfang produziert wird, eine erlesene Qualität aufweist und hohen Ansprüchen gerecht wird...Dazu kommt noch eine geronnene Schafsmilch, hergestellt im Parador, seit jeher und noch heute nach einem der folgenden Geheimrezepte zubereitet.


DIE GEHEIMEN REZEPTE


GERONNENE MILCH MIT STEIN:


Das Restaurant des ParadorsSchafsmilch kochen lassen, dann gibt man einen glühenden Stein hinein, um sie zu aromatisieren. Auf 36-42 Grad abkühlen lassen und anschließend das Lab hinzugeben.


ARTISCHOCKEN IMMER ZART UND SAFTIG:


- Immer in kaltes Wasser zum Kochen geben, mit einem kleinen Schuss Öl und etwas Salz. Keine Zitronen und kein Mehl. - Sautieren mit Knoblauch, einer Prise Mehl, Schinken und den Artischocken mit einem Teil ihres Abkochwassers.


BORRETSCH:


-So wie er ist: Nur die Blätter entfernen und die Stängel in Stücke schneiden. Niemals schälen. Man merkt, wenn er gar ist. -In einem hohen und schmalen Topf und in reichlich kochendem Salzwasser kochen. -Im Wasser bei großer Hitze kochen. Anschließend abkühlen lassen, abschrecken und nach Geschmack anrichten.


FRITADA:


-Ein Pfannengericht nur mit Paprika, Tomate und Knoblauch. Niemals Zucchini oder Aubergine.


SCHNECKEN VON UNSEREN UFERN DES CIDACOS:


Nachdem sie gewaschen und ausgespült worden sind, muss man die an den Ufern gesammelten Schnecken „erhängen”: Sie kommen in einen Topf mit wenig Wasser, und werden abgedeckt bei moderater Hitze erhitzt. „Wenn sie alle aus ihrem Schneckenhaus herausgekommen sind”, auf große Hitze umschalten. Die Schnecken erneut waschen und in reichlich kaltes Wasser geben und zusammen mit einem Lorbeerblatt, Zwiebeln, getrocknetem Paprika und einem Schinkenknochen kochen. Einen Aufguss bereiten auf Grundlage von Knoblauch, Zwiebeln, einigen Schinkenwürfeln, Tomate, Peperoni, Fleisch mit getrocknetem Paprika. Die gekochten Schnecken und einen Teil des Kochwassers hinzugeben.


Weit zurückliegende Zeiten, zumindest Steinzeit


In dieser Gegend voller schöner Täler und nicht weniger schöner Mittel- und Hochgebirgszüge reihen sich auch sehr eigenartige Kulturen, Künste, Mythen und Riten aneinander, die durch das ständige Umherstreifen zahlreicher und sehr unterschiedlicher Völker entstanden sind.


Es ist glücklicherweise beinahe unvermeidlich, häufig auf höchst wertvolle Überreste aus der Steinzeit zu stoßen. Einige befinden sich in den Museen, andere liegen in der freien Natur herum. Es gibt auch zahlreiche Nachweise von Ansiedlungen aus der Neusteinzeit, die ein gelungenes Bild jener Urzeiten abgeben.


Ein Fass aus alter Zeit Aus Mitteleuropa wanderten die Völker der „Beroner” und „Pelendonen”, die ersten Bewohner der Rioja, in diese Gegend ein. Sie waren ursprünglich beinahe Keltiberer und schufen ein gemeinsames Leben auf der Grundlage von Rassen- und Stammesverwandtschaften. So konsolidierte sich die Vorstufe zu einer gewissen regionalen Einheit.


Dieser Parador kann aufgrund seiner Lage als zentraler Punkt bei der Durchführung vieler und unterschiedlicher Wanderungen oder Spaziergänge dienen, je nach Interesse des jeweiligen Besuchers.


AUF DER SUCHE NACH DEN MYTHISCHEN DINOSAURIERN


Eine anmutige und interessante Route: „die Spuren der Dinosaurier”. Die Rioja ermöglicht es uns, in weit zurückliegende Zeiten auf der Suche nach diesen riesigen Tieren zu reisen.


Die versteinerten Fußspuren der Dinosaurier nennt man “Icnitas”. Und es scheint, dass genau hier, in diesen riojanischen Landen, besonders viele Dinosaurier gelebt haben. Experten meinen, es könnte sogar das weltgrößte Vorkommen gewesen sein. Vor ungefähr 120 Millionen Jahren war das Klima in dieser Gegend feucht und relativ mild. Hervorragende Bedingungen für diese enormen Tiere. Sie besetzten große Bereiche um die Läufe der Flüsse Cidacos, Linares, Alhama und Leza.


Von diesem Parador aus kann der Besucher unter mehreren sehr interessanten und recht nahe gelegenen Fundstätten wählen: Die von Valdecevillo zeigt hervorragend erhaltene Fußspuren. In Los Cayos stößt der Besucher auf drei Dutzend Spuren großer Fleischfresser. In Igea gibt es eine versteinerte Konifere von etwa 120 Millionen Jahren.


Jeden Tag wächst die wissenschaftliche Neugier, vor allem bezüglich der Spuren der Dinosaurier: Spezialisten können mit ziemlich großer Genauigkeit ihre äußerliche Erscheinung, ihre Ernährung und ihre Gewohnheiten beschreiben. Der “Iguanodon” (Leguanzahn) gehört zu den Arten, die in dieser Gegend besonders häufig vorkamen. Er wog etwa fünf Tonnen.


Für die Liebhaber didaktischer Museen: Im Ort Enciso gibt es ein Paläontologisches Zentrum. Hier gibt es Schautafeln mit präzisen Erläuterungen zu all dem, was der Besucher wissen möchte. Pflanzenfreunde können hier die Wälder genießen, die großen Baummassen, bei einem Besuch im Carrascal de Villarroya in der Nähe der Sierra de Yerga. Hier gibt es Exemplare von jahrhundertealten Eichenwäldern, Eiben und sogar von Wildschweinen, die gar nicht so wild sind. Wandern Die Vía Verde del Cidacos (Grüner Weg des Cidacos) bietet die Möglichkeit, über die alte Eisenbahnlinie 34 Kilometer von Calahorra nach Arnedillo zu wandern.


ÜBER KÜNSTE, KUNSTHANDWERK, GESCHICHTEN...


Wir empfehlen außerdem noch eine andere Handvoll Alternativen, um diese kleine, aber gedrängte riojanische Landschaft zu genießen. Voll gestopft mit Kunst, Kunsthandwerk, Legenden, Traditionen, Sitten und sogar Gastronomien, aber mit kleinen Unterschieden, die zu kennen und unterscheiden zu können sich lohnt.


LOGROÑO: RÜCKGEWINNUNG DES ALTEN GLANZES


Es stimmt schon: Logroño ist noch nicht das, was es einst war, denn es setzt mit enormen Kraftanstrengungen alle Mittel ein, um sich zu modernisieren, ohne dabei auf seine Sitten und traditionellen Werte zu verzichten.


Die Übersichtskarte des Paradors und seiner Umgebung Selbstverständlich ist der größte Teil seiner Sehenswürdigkeiten, hauptsächlich religiöser Natur, erhalten; entstanden und eingeschlossen durch den Jakobsweg, der stets mit dem Ebro verbrüdert ist, dem Großen Fluss.


Es gibt also noch vereinzelte, aber einzigartige monumentale Überreste. Es ist das, was der Fremde als „das Logroño der Türme” identifizieren wird. Es sind die vier Hauptkirchen der Stadt:


*Die Imperial iglesia de Santa María del Palacio: Romanisches Mauerwerk aus dem 12. Jahrhundert. Heute immer noch eines der wertvollsten und schönsten Beispiele spanischer Gotik.


*San Bartolomé. Entstanden im 13. und 14. Jahrhundert, mit einem exzellenten Turm im Mudejarstil.


*Santiago el Real, ausgestattet mit wundersamen Jakobspfründen. Der Bau wurde von Ramiro I. angeordnet, möglicherweise anlässlich der wundersamen Schlacht am Clavijo.


*Santa María de la Redonda, eine von drei Kathedralen der gesamten Rioja. Tochter eines polygonalen romanischen Tempels.


DAS KASTILISCHE AUS BERCEO


Weder die Einheimischen noch die Fremden sollten es jemals vergessen, so weit es auch zurückliegen mag: Die Ursprünge der kastilischen - heute spanischen - Sprache liegen in diesem Territorium. Und sie wurden geweiht oder festgelegt und universell in dieser Rioja. Daher wurde auch vor mehr als tausend Jahren San Millán de la Cogolla zum Schmelztiegel aller Sprachen und Dialekte, die aus jenen Zeiten stammen.


So sehr er es auch will, der Fremde wird es nicht vermeiden können, sich weiteren Orten zu nähern, deren Besuch ebenso obligatorisch wie angenehm ist.


Wie zum Beispiel Nájera, das seinen Platz in der Geschichte gefunden hat, weil hier früher einmal der Hof der Könige von Navarra residierte. Es empfiehlt sich, an diesem modernen und ausgedehnten Ort zumindest das Kloster Santa María la Real zu besuchen; romanischen Ursprungs mit gotischen Folgen. Noch immer beherbergt das Gotteshaus das so genannte Pantheon der Könige mit über dreißig Gräbern von bemerkenswerten Monarchen, Prinzen und Infanten aus Kastilien und Navarra.


Und so wird aus dem Fremden, ohne dass er es beabsichtigt, ein Wanderer oder zumindest ein Pilger, denn nun befindet er sich bereits mitten auf dem Jakobsweg.


Von hier aus geht die Ruta Jacobea weiter nach Alesanco, einem sehr bemerkenswerten Tempel aus dem 18. Jahrhundert. Und bald, nach etwa vierzig Kilometern, nach Berceo.


Aber der Reisende sollte misstrauisch sein; diese Routen sind nur ungeschickte Aneinanderreihungen von vielem und noch viel mehr, was es zu sehen und zu untersuchen gibt. So viel, dass es eine Freude ist. Dieses Calahorra und die umliegende Rioja verlangen vom Reisenden jedes Mal, wenn er hierher kommt, mehr Zeit.





Die Bilder, Grafiken und Texte in dieser
Parador- / Ortsbeschreibung stammen
von unten genannten Autoren, bei denen
wir uns recht herzlich bedanken möchten.
Paradores de Turismo de Espana S.A.  

Bildmaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.

Videomaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.

Texte:
Miguel Garcia Sanchez

Zeichnungen:
Fernando Aznar