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Aiguablava und sein Parador
- Kapitel 1 - Bajo Ampurdan: Schlafende Tiefebene
- Kapitel 2 - Katalonien erwacht
- Kapitel 3 - Kleines Ampurdán: Bearbeitetes Land und dankbares Meer
- Kapitel 4 - Herrliche schroffe Küste
- Kapitel 5 - Das Wunder der Brote und der Fische
Bajo Ampurdan: Schlafende Tiefebene
"Kap am Fuß der Pyrenäen
Rand des Meeres und der Berge,
es erhebt sich eine weite Ebene
der "Lampurdá"..."
Wenn es um die katalonische Abstammung geht, wird immer besonderer Wert auf die Kapitel über die Berge, ihre fruchtbaren Täler und ihre glitschigen Flüsse gelegt, die als erste Quelle dienen. Außerdem ist es richtig, dass von dort aus die Leute in Richtung Meerhinabstiegen und so nach und nach das Land besiedelten. Und sehr früh bereits entschloss sich Katalonien dazu zwischen der Halbinsel und Europa zu vermitteln, wie bereits die „Via lulia Augusta“ zeigte, die Rom mit „La Tarracotense“ und „La Bétiaca“ verband. Jedoch waren es die Griechen, die bereits früher über das weniger widerspenstige Mittelmeer kamen und sich, mit dem ihnen eigenen Scharfsinn, in der einzigen Tiefebene desgesamten Fürstentums niederließen.
Hier errichteten die aus Phokäa stammenden Griechen, die über Marseille hierher kamen, ihre Säulen. Zunächst errichteten sie ihre erste Kolonie auf der Insel, die sie Paleópolis nannten, jedoch zogen sie sogleich von der in der Flussmündung des Fluvia und des Ter liegenden Insel auf das Festland. Die Natur half mit, in dem die Sedimente des Flusses Fluvia dort abgelagert wurden. Die Insel, die damals noch vom Delta völlig umspült war, ist heute mit dem Festland der Iberischen Halbinsel verbunden. Aus jenem Emperion entstand viel später die Grafschaft von Ampurias. Unterstützt durch Karl den Großen, bildet sie die räumliche und kulturelle Grundlage des heutigen Ampurdán. Empuries, was auf griechisch Markt bedeutet, war bereits sechs Jahrhunderte vor Christus eine einflussreiche Handelsstadt, zu der Bewohner und Händler sowohl von der Tiefebene, als auch von außerhalb kamen. Auf jene Zeit geht die Keramiktradition von “La Bisbal“ zurück. Die Reste jener erstaunlichen Metropole, wurden bei 50 Jahre andauernden Ausgrabungen entdeckt und sind im Archäologischen Museum von Katalonien aufbewahrt. Zur Keramik kommen noch Mosaike, Skulpturen, Schmuck und Sarkophage hinzu. Der Geschichte zufolge kamen die Römer zweieinhalb Jahrhunderte nach den Griechen nach Emporion. Der Grund hierfür war eine militärische Strategie: nachdem die Römer nicht in der Lage waren das Vordringen der Elefanten Hannibals zu stoppen, die bereits vor den Toren Roms waren, fügten sie ihm die Niederlage bei der Nachhut zu. So kam es dazu, dass eine Truppe Legionäre in Emporion anlegte, den Sieg erreichte, Rom rettete und die Romanisierung der Iberischen Halbinsel begann. Nach den Punischen Kriegen, verwaltet und regiert das römische Imperium das gesamte Gebiet, entwickelt die Infrastruktur und verbreitet seine Kultur. Der größte Teil der zahlreichen Ruinen ihrer Metropole, errichtet über den griechischen Grundmauern, finden sich auf dem Sand des „Golo de Rosas“.
Die Westgoten verlängern die römische Entwicklung um wenige Jahrhunderte, bis sie von den arabischen Invasoren geschlagen werden. Karl der Große, erobert die Gebiete von Urgel, Cerdaña, Beselú und Ampurdán zurück, die unter dem Namen Spanische Mark abgegrenzt wurden. So war konkreter weise die Grafschaft von Ampurias Maritime Mark mit dem Anspruch der Unangreifbarkeit gegenüber den Mauren. Mehr noch, wenn wir dem was in den Legenden geschrieben steht Gehör schenken, wonach die Mark des Kaisers noch viel tiefer ging und heute noch in der Landschaft wahrzunehmen ist, dort wo die Wasser des Ter entlang fließen. Es war Karl der Große höchstpersönlich, der mit einem Streich seines Schwertes die Gebirgskette spaltete, als Knalleffekt um die Ungläubigen einzuschüchtern. Unterdessen wurde Barcelona zerstört, überwältigt und erneut zurückerobert. Die Gemüter beruhigten sich erst im 10. Jahrhundert, mit dem offiziellen Aufschwung des Christentums, zu dessen ersten Stärkebekundungen und Regulierungsbestrebungen die Gründung des Klosters von Ripoll im Jahre 1032 gehörte; darauf folgen Montserrat, Sant Miguel de Cuixá und Sant Pere de Rodes, im Bereich des Alto Ampurdán.
Katalonien erwacht
Der Wind wurde stärker, die Wellen wuchsen an, die Seile der Großsegel strafften sich. Die Schiffe stechen ins Mittelmeer, blähen die Segel mit den vorteilhaften Winden der Ehe zwischen Patronila de Aragón und Berenguer IV., Graf von Barcelona, auf. Die Grenze zu Frankreich ist in jenen Tagen variabel. 1250, zur Zeit des Vertrags von Corbeil, waren Rosellón und Cerdaña noch Teile des Königreiches von Katalonien. Nach dem fehlgeschlagenen Versuch von Alfons II. dem Keuschen und seinem Nachfolger Peter II. dem Katholischen, zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Einheit des Volkes der Pyrenäen zu erreichen, und Dank dem Druck von Jakob I. dem Eroberer beginnt in Katalonien ein scheinbar unaufhaltsames Wachstum. Der Handel reicht von Afrika bis nach Italien, nicht zu vergessen, die hoch geschätzte Versorgung des orientalischen Marktes.
Nicht nur die Taschen der Reeder und Händler werden durch den bewegten Seehandel dicker; auch die Krone von Aragon und Katalonien zieht ihren Nutzen, ebenso wie Neapel, Sizilien und Mallorca, außerdem noch Korsika und Sardinien, 1387 erreicht er sogar Griechenland. Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die katalonische Identität nicht begann, bevor nicht ihr Symbol bestand das es bestimmt und repräsentiert: sein Wappenzeichen. Zur Zeit von Jakob I., als noch immer ein abgemagerter Windhund das Land symbolisiert, wird dieser durch das Emblem der vier Blutstriche ersetzt, die mit dem Blut des mutigen Guifré el Pelón gemalt wurden. Der fünfte “barre de sang“ (Blutstreifen), der die Fahne komplettiert, kam erst etwas später dazu, mit der Wiedereroberung von Valencia und, so hält es „El romancer Catalá“ fest, die Medaille mit der „der Eroberer“ die Heldentat des Ritters Merola auszeichnete: er befreite die Ehefrauen und Töchter der Ritter, die im Bewusstsein des mutigen Sieges der Christen, diesen entgegenliefen und dabei das Pech hatten von den Ungläubigen gefangen genommen zu werden. Merola befreite sie „von der Sklaverei, der Erniedrigung und sogar dem Tod“.
Mit den gestiegenen Anforderungen maritimer Handelsaktivitäten, verbesserte sich die Technik der Seefahrt und die kartographischen Kenntnisse auf beiden Seiten des Mittelmeeres. Das Buch des Meereskonsulats („Consulado del Mar“) aus dem Jahre 1484, hielt die Normen fest nach denen die Ladung, Verhalten und Beziehungen zwischen Reedern und der gesamten Mannschaft, die auf See war reguliert wurden. Ein Jahrhundert später, als Katalonien sich bereits von den mediterranen Schlachtfeldern zurückgezogen hatte, hatten sich die Flotten des Sonnenkönigs und der Händler aus Marseille, die sich die Gewässer streitig machten in entartete schwimmende Gefängnisse verwandelt, die von Galeerensträflingen rekrutiert wurden, die aus dem schlimmsten Gesindel hervorgingen.
Zu diesem Höhepunkt des lokalen Reichtums war es, als zur Kontrolle all jener Gebiete Kataloniens einer der ersten Vorgänger des Europäischen Parlaments gegründet wurde. Die Regierung („La Generalitad“) wurde zur Zeit Peter III. gegründet; sie war eine Einrichtung des Parlaments (bereits von Jakob I. ersonnen, in dem es Vertreter von Adel, Kirche und Volk gab), das seit dem 15. Jh. juristische und wirtschaftliche Aufgaben ausübte. Der wirtschaftliche Rückgang, der bisher neben dem lauten Anlegen und Auslaufen der Schiffe unterging, gab seine ersten Alarmzeichen von sich. Die Dinge verschlechtern sich, die Krise verschlimmert sich und reißt Geschäfte in den Ruin und das Land in den Hunger. El Ampurdán leidet wirtschaftlich und sozial an den Folgen, Herren und Bauern bekämpfen sich. 1447 waren die Bauern der Tiefebene in einer Partei zusammengeschlossen mit der sie die Agrarreform herbeiführen. Die Türken haben Konstantinopel eingenommen und die katalonisch aragonesische Expansion ist bereits nichts mehr als eine Erinnerung an bessere Zeiten. Der Krieg der Leibeigenen von Gleba (1462) verschärft die Situation. Das Ehepaar der Katholischen Könige beeinträchtigt die Allianz zwischen Katalonien und Aragon.
Zu all dem Unglück kommt noch hinzu, dass das Mittelmeer, jene Hauptroute des Warenaustauschsund Mittel zum Reichtum in den letzten 200 Jahren seine Bedeutung verliert. Ein neues Meer, das die Verbindung zu Amerika herstellt, gewinnt an Bedeutung. Die Überseeexpeditionen nehmen die gesamte Aufmerksamkeit der Monarchen und einen bedeutsamen Anteil der Haushaltsgelder in Anspruch. In Katalonien bleibt die “Generalidad” bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in der Regierungsgewalt des Fürstentums. Aber die spanische, absolutistische Regierung säht den Unmut im Fürstentum der innerhalb eines halben Jahrhunderts im Krieg endet, der als „Revolta dels Segadors“ (Revolution der Leibeigenen) bekannt ist. In diesem Krieg erhält das Volk von Katalonien Unterstützung von den französischen Truppen. Es würde zum letzten mal sein. Sofort wurden Cerdaña und Rosellón unwiederbringlich zu Teilen Frankreichs, als Ergebnis eines Paktes zwischen den beiden großen Grenzstaaten. Der Schlag des Verlustes, der wie eine Annektierung empfunden wurde, war sehr hart; Katalonien macht sich langsam allein auf den Weg, Kleine Betriebe machen sich den Weg frei und erneuern die wirtschaftliche Basis. Erneut ist der Anteil der Tiefebene von Ampurdán entscheidend. Der Wein substituiert den Weizen. In diesem Moment, als der Weizenhandel zu Gunsten des Wein- und Schnapsexports nach Holland, England und Deutschland, aufgegeben wurde, wird die Grundlage für die Zukunft des katalonischen Marktes gesetzt. Was die Politik angeht, so muss Katalonien noch bis 1705 warten, bis Erzherzog Karl von Österreich zum König von Katalonien ernannt wurde. Barcelona, als die letzte Bastion des Streites, gelingt es den Angriff trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit zurückzuschlagen. Dennoch ist die Niederlage unausweichlich. Im September 1714 nimmt der Herzog von Berwicke die Stadt ein. Der neue Plan der absolutistischen Spanischen Monarchie, der zwei Jahre später in Kraft tritt schafft die Generalidad, das Parlament und die Beiräte, die Generalidad als solche und die Unabhängigkeit ab. Ohne juristische, politische und moralische Existenz, ist das Gebiet von Katalonien bald auch Opfer der kulturellen Angriffe durch Kastilien, die die spanische Sprache bei Stadt- und Rechtsangelegenheiten durchsetzen.
Die napoleonische Invasion demokratisiert die Industrielle Revolution, die bereits Fabriken entstehen ließ und die Landwirtschaft etwas verbesserte. So führte Katalonien, Mitte des 18. Jahrhunderts, die Textilindustrie im gesamten Spanien an. Seine Geheimwaffe: die Dampfmaschine, nicht nur auf der Schiene, sondern auch als Anwendung in der Industrie. Die Bevölkerung und die Städte wachsen, das Bürgertum erlebt seinen besten Moment. Das moderne Katalonien zeigt ein Zukunft gerichtetes Entwicklungsmodel, ganz im Gegenteil zu Spanien, das in der Geschichte festsitzt, viel zu starr in seinen alten Strukturen, um sich an den Fortschritt anzupassen. Die Industrie bringt eine neue Gesellschaftsordnung mit sich, dem Proletarier, der in Katalonien besonders kämpferisch ist und dessen Gewerkschaftsorganisation im 20. Jahrhundert extrem sein würde. Katalonien hat sich am 8. März 1873 für unabhängig erklärt und ein föderales System angestrebt. 1914 bildet sich der Zweckverband von Katalonien, mit der festen Absicht seine Sprache und seine Kultur zu fördern; die spanische Diktatur von Primo de Rivera bringt es wieder unter seine Herrschaft. Nach einer kurzfristigen Anerkennung der „Generalidad de Cataluña“ während der Republik, besteht die Francodiktatur auf die Unterwerfung, bis schließlich 1975 die Demokratie erscheint. Von diesem Moment an wird Katalonien die Anerkennung seiner Kultur zuerkannt und es kämpft weiter und gewinnt Kraft bei der Zuweisung seiner Selbstbestimmung.
Kleines Ampurdán: Bearbeitetes Land und dankbares Meer
Fern von politischen Grenzen, Sprachen und herrschenden Kulturen, schließt die natürliche Umgebung des Parador von Aiguas Blava, die der Gast kennen lernen wird, die benachbarten Bezirke von La Selva, Bajo- und Alto Ampurdán, die französische Küste von Rosellón und sogar die Strände von Racó ein. Es handelt sich um eine sehr anregende, vielfältige und schroffe Gegend, jedoch auch mit sanften Abschnitten, die sie entschärfen. Die Touristische Geschichte ist sehr jung, teilweise durch die glückliche Idee eines Mannes in Bewegung gesetzt, zumindest wenn wir über die treibende Kraft des Wortes Zeugnis ablegen wollen. Den allseits bekannten Namen des Gebietes verdanken wir dem Journalisten Ferrán Agulló, der sich beim Nachtisch eines prächtigen Festes in Fornells auf diese Gegend mit der Bezeichnung „La Costa Brava“ bezog.
Die wilde Küste (“Costa Brava”) des Bajo Ampurdán hat ihre Eigenheiten, die sie, ohne andere Abschnitte dieser Küste schlecht machen zu wollen, als sehr bedeutend hervorheben. Sie umfasst die Strände, Buchten und Kaps zwischen Sant Feliu do Guixols und Cabo Salinas im Süden, von Platja d’Aro bis Palamós, es ist eine Küste mit sanftem Verlauf, deren Felsen mit den Kiefern und dem Sand verbunden sind, und ihr Sand mit den Ortschaften. Der Aufstieg nach Calella, einem der am besten erhaltenen Fischerdörfer der Halbinsel, vorbei an La Fosca, Castell und Cap de Planes, ist ein botanisches Fest. Aber der Abschnitt der Küste mit dem besten Ruf ist ausgerechnet der Standort an dem sich der Reisende in diesem Moment befindet: Calas de Aiguablava und Fornells am Küstenbogen von Begur, wegen seinem überwältigendem natürlichen Felsvorsprung, der es umgibt, voll mit Mandel-, Johannisbrot- und Olivenbäumen...
Herrliche schroffe Küste
Hier in Aiguablava, sind wir in einem Parador gelandet, der besonderen Wert auf Bequemlichkeit und Landschaft legt, der seine Fenster weit öffnet um das Meer zu zeigen und der alle Möglichkeiten ausschöpft um die geheimsten Freuden des Gebietes um den Bajo Ampurdán zum Vorschein zu bringen.
An diesem Standort in Girona an der Costa Brava gibt die schroffe Orographie der unbezwingbaren Küste, am Übergang dieser beiden Welten zu denken. Und tatsächlich bieten das Mittelmeer und die Costa Brava an ihrem Zusammentreffen ein unerschöpfliches Schauspiel. Der Reisende hat hier recht, wenn er den großen Schatz bemerkt: auf der Karte erkennt man zahlreiche Buchten, in die man sich als Pärchen, mit der Familie oder mit den Freunden zurückziehen kann. Ein Ort zum Entspannen, nicht jene weiten Strände der südlicher gelegenen Levante, wo man beim gehen aufpassen muss um nicht auf die dort bereits liegenden Leute zu treten. Im begrenzten und unterbrochenen Bemessen der Costa Brava liegt ein intimer Geist und eine Freiheit, die man sogar an kühleren Tagen genießen kann, wenn der Nordwind bläst und sich die Dinge entblößen. Zu diesem Meer, dem man nur schwer den Rücken zukehren kann (was außerdem ein Frevel wäre), laden wir den Reisenden ein sich zu trennen, jedoch nicht plötzlich und nicht ohne zuvor all das in uns aufgesogen zu haben. So kreisen wir durch die Bezirke der katalonischen Bauern um später an die Küste zurückzukehren, nicht ohne zuerst die angebauten Weine und den Bauern in seiner Meierei gewürdigt zu haben. Die Route führt uns von Aiguablava nach Pals und von dort über die Strasse nach Bisbal, um dann nach Sant Feliu weiterzugehen und nach einem Besuch in Palafrugell zum Parador zurückzukehren. Wenn man um das Kap von Begur herumfährt kommt man nach Pals. Falls sich dem Reisenden die Möglichkeit bietet, sollte er ein Boot mieten oder sich von einem Einheimischen die Küste entlang schiffen lassen. Es gibt sogar Leute, die es im Ballon machen, das erhellt jedoch weniger und ängstigt mehr. Auf dem Rücken des Mittelmeeres, ohne die Küste aus den Augen zu verlieren, erscheint der Himmel mit einer unerdenklichen Helligkeit. Die wenigen Seemeilen, sei der Tag klar oder vom Nebel getrübt, sind eine Möglichkeit die muntere Küste mit all ihrer Lebenskraft zu enthüllen. Die nächste Ortschaft, ebenfalls von Begur aus die der Strasse GI 653 entlang, auf der Höhe der Inseln Medes, ist Pals. Den Burgfried sieht man von überall her. Er steht auf einem Felsen und übernimmt die Arbeit, die sonst meist die Uhren der Kirchtürme erfüllen, das heißt er sagt uns bereits seit vielen Jahren die Zeit. Aber der Verteidigungsturm, der Burgfried steht alleine da, ohne Burg.
Man muss die Küste verlassen und sich in das Dorf begeben. Man muss sich annähern und durch die Strassen schlendern um die Anstrengungen zu bemerken und anzuerkennen, die die Restaurierung, insbesondere des gotischen Bereichs, gekostet hat. Die Richtung, die man bei diesem Spaziergang einschlägt ist egal. Hier und dort gibt es spitzbogige Fenster, Rundbögen und einen mittelalterlichen Stil. Etwas von der Altstadt entfernt liegt das Viertel „Masos de Pals“. Es handelt sich um uralte Häuser, mit einem robusten, tief verwurzelten Katalonismus. Die berühmtesten und aufgewecktesten Reisenden bestätigen es, wenn sie den Blick von der Höhe des Turmes „Torre de Pi“ als das bestimmteste Lebensbild des Ampurdán preisen. Man kann nicht aufhören von der Höhe aus den Bajo Ampurdán in fast seiner gesamten Ausdehnung zu bestaunen.
Wir würden gerne länger noch in Pals bleiben, aber wir müssen weiter in die noch verbliebene Richtung dieses ersten Ausflugs; übrigens, bevor wir Pals endgültig verlassen müssen wir unbedingt noch das archäologische Museum („Museo de Arqueología“), in dem es, zusätzlich zu den vom Gras verborgenen Wahrheiten, eine gut erläuternde Wein- und Sektausstellung gibt, mit den verschiedenen Klassen und Macharten, die es hier in Katalonien gibt. Von Pals nach La Bisbal. Wie wäre es wenn wir nach Norden, in Richtung Torroella weiter gehen würden, um dann an der ersten Abbiegung nach links zu fahren? Man könnte auch von Pals aus in die entgegengesetzte Richtung fahren, die vorgeschlagenen Route jedoch bewahrt eine geheimnisvollere Sicht auf die Flussmündung von Palafrugell und erlaubt für all diejenigen die mehr sehen wollen, einen Abstecher nach Torroella oder man kann auch bis nach Figueras weiter gehen. Torroella, an dessen Grenze der Alto Ampurdán beginnt, beeindruckt durch seine Härte und eine beinahe schonungslose Offenheit, seine Küste hat beinahe noch weniger Sanftmut als das Kap „Cabo de Creus“. Ohne die Grenzen des Bajo Ampurdán zu verlassen birgt der Ort in seinem Inneren Paläste, gotische Kirchen, einen Aussichtspunkt und einen mit Säulen umrahmten Platz. La Bisbal ist ein großer Ort mit 10.000 Einwohnern, mit einem Fluss, viel Keramik und Antiquitätenhändlern, wo es sich lohnt einzukaufen. Von den Sehenswürdigkeiten muss man den romanischen Burg-Palast sehen, der im 18. Jahrhundert umgebaut wurde, die barocke Kirche Santa Maria, die historische Altstadt (19. Jahrhundert bis zur Moderne) und vor allem das Keramikmuseum, in dem die Existenz des Ortes seit drei Jahrhunderten erklärt wird.
San Sadurní del Cava
Wenige Kilometer von der Hauptstadt des Ampurdán entfernt, ebenfalls an der GI 664 gelegen, müssen die Weinkenner, insbesondere diejenigen, die einen guten Sekt zu würdigen wissen, einen Halt in Sant Sadurni d’Anoia machen, wo 90 % der katalonischen Sektproduktion hergestellt wird. Der Wohlstand dieses Ortes der sich über der Ebene erhebt, ist eines der Beispiele, die die Fabrikkultur dieses Landes charakterisieren. Es ist zwar richtig, dass die wasserreiche Natur etwas geholfen hat, den Wein haben jedoch die Menschen gepflanzt. Die Geschichte der Stadt, vor ihrem Aufschwung durch den Weinanbau, geht auf das 11. Jahrhundert zurück, als Gebiet, das zur gleichnamigen Pfarrkirche gehörte, jedoch administrativ vom Rathaus in Subirats abhing. Es gibt hier nicht nur ein oder zwei Weinkeller, man muss sie Zehnerweise zählen, die meisten von ihnen kann man besuchen, sollte sich zuvor jedoch über die Öffnungszeiten informieren. Viele von ihnen sind auch von architektonischer Bedeutung. Es gibt ausreichend Information um dem Neuankömmling bei der Organisation seines Besuches zu helfen. Bis sich der Reisende über die Route durch die Alchemie des besonderen Weines im Klaren ist, hat er sicherlich bereits eine Reihe von interessanten Gebäuden entdeckt: Herrenhäuser, besondere modernistische Bauten, die das Werk von Puig und Cadafalch sind, Türme, Bauwerke und Hospitäler aus dem 19. Jahrhundert, natürlich wurde die Kirche von Sankt Benet mit romanischen Quadern errichtet.
Kommen wir jedoch zum Sekt und seiner Geschichte. Die Keimzelle der riesigen Fabrik begann Mitte des 19. Jahrhunderts, dank der Nachfrage auf dem amerikanischen Markt, zu wachsen und sich zu festigen. Die verheerende Plage der Reblaus, die zunächst die französischen Weinberge befiel, griff einen kurzen Zeitraum das Gebiet des Ampurdán an, um schließlich in die Gegend von Penedés einzufallen, die sie kurz darauf in eine Krise stürzt und es schien als ob sie sich nicht mehr davon erholen würde. Die Überwindung des wirtschaftlichen Schlages, ging nicht ohne den Sieg über das feindliche Insekt. Den von der Plage anfälligen Reben wird der Stamm amerikanischer Weinstöcke aufgepfropft, was sie immunisiert. Außerdem wird die Methode der Champagnerherstellung angewendet, die eine quantitative industrielle Verarbeitung ermöglicht, die zu dem geführt hat, was wir heute als die weltweite Hauptstadt des Sektes kennen.
In San Sadurní hat eine andere Säule der katalonischen Kultur ihren Ursprung: Die Sardana. Die Magie dieses hier üblichen Tanzes, die soziale Ausstrahlung die er hat und der unsichtbare Synchronismus, der die Menschen auf den Plätzen zusammenführt und sich an den Händen halten lässt, kann man nicht hastig erklären. Der Reisende sollte nicht die Möglichkeit verpassen den von „Foment Sardinista“ geförderten Tänzen beizuwohnen.
Die Reise geht weiter, und wir können ungerechterweise nichts weiter tun als die Ortschaften, die wir beim umrunden des Gebirges „Sierras de Las Gavarres“ hinter uns lassen, kurz zu erwähnen, bevor wir schließlich zum spirituellen und geistigen Zentrum des „Pequeña Ampurdán“ gelangen, nach Palafrugell: Cassa de la Selva, mit einer sehenswerten reichhaltigen Vergangenheit, die bis zu den iberischen Zeiten zurückreicht. Castell d´Aro ist eine ausgeglichene Kombination zwischen Touristenzentrum und historischem Charme, dank der Burg, die ihm ihren Namen gab. San Felieu de Guixols, mitten an der Costa Brava, mit Steilküste, Buchten und mediterranem Wald, sowie einem ehemaligen, riesigen Benediktinerkloster. Der Wohlstand dieses wirklichen städtebaulichen Juwels stammt aus dem 19. Jahrhundert, als eine Stadtentwicklung vorangetrieben wurde, die von jedem der hier vorbeikommt gelobt wird. Das „Casino dels Nois“, die Häuser “Patxon” und “Con Sibils” sind nur einige wenige herausragende Beispiele auf diesem Spaziergang.
Verlangsamen wir etwas den Rhythmus und machen wir eine Pause zwischen den Bergen: sehenswert und industriell. Achten wir auf den Boden auf dem wir stehen. Hier überdauert noch immer der Bauer, der Mann seiner Erde. Den “Payés” (katalonischen Bauer) kennen zu lernen ist vielleicht die größte Genugtuung und beste Abschluss des Weges durch diese Landschaft. Calonge, das in seiner Bescheidenheit reiche, beherzte und freundliche Dorf, ist hierfür ideal. Jede auch nur ein bisschen ausgesuchte Kneipe, hat zwischen ihren Flaschen den hier im Dorf geernteten Wein, und unter seinen Besuchern die Männer und Frauen der Gegend.
Nach diesem gemütlichen und menschlichen Treffen, erneut ermutigt durch den Klang des Mittelmeers, gehen wir an Palamós vorbei und kommen in Palafrugell an. Die Bedeutung des Ortes, ohne Beeinträchtigung des abgespaltenen Küstenviertels von Calella, sind seine Museen, sein Theater und sein Hauptplatz, sein Jazzfestival, sein botanischer Garten, sein klarer Strand und seine Küche; es geht jedoch noch weiter, hier ist Josep Pla, der größte Denker dieser Gegend und unübertrefflicher Poet, geboren, aufgewachsen und zwischen diesen Menschen alt geworden. Pla ist eines der größten Lichter des Mittelmeers die je aufgingen und in dieser seiner Geburtsstadt liegt der Duft seiner Erinnerung schrecklich lebendig in der Luft. Die Stiftung, die seinen Namen trägt, ist weit mehr als das Haus und Museum des Schriftstellers: hier, zwischen der Fülle an Zeugnissen und Broschüren, die zur Verfügung stehen, findet der Reisende den Schlüssel zur Sensibilität des Volkes und vervielfacht auf diese Weise das Vergnügen beim Durchqueren dieser Gegend.
Das Wunder der Brote und der Fische
Sicherlich verzeiht uns der Reisende mit gutem Geschmack, dass wir uns nach diesem Ausflug, mit dem uns das Landesinnere beschenkt hat, mit unserem gastronomischen Führer im Gegensatz dazu mehr auf die Früchte des Meeres beschränken. Bevor wir jedoch die Netze auswerfen, sollten wir gerechterweise zumindest die wichtigsten Spezialitäten der Gegend erwähnen, so zum Beispiel die Ente mit Rüben („Pato con Nabos“) oder der sogenannte „Mar i Montaya“, eine meisterhafte Mischung aus Kronenhummer und Hühnchen, oder aber aus Languste mit Kaninchen. Wir müssten ausführlicher über das Gemüse, das Brot und den Reis reden, sowie die populäre „Escudella i carn d’olla“ (Eintopf mit Hackfleisch, Butifarra-Wurst, Kartoffeln und Gemüse), aber die Boote legen bereits an, der Strand erscheint feuerrot: die Lichter der Fischbörse wurden angezündet. In einer Stunde ist sämtlicher Fisch verkauft.
Wenn er ein bisschen durch Berguer, Pals und die Umgebung schlendert, stellt der Reisende schnell fest, das die „Haute Cuisine“ hier eine angesehene Position hat, eine Vorreiterrolle einnimmt und erneuert, verfärbt, verfeinert und vermischt, ohne dafür die Gerichte zu zerstückeln. Diese Führungsposition in der Elite der Meisterköche, verdrängt häufig die historischen Sehenswürdigkeiten; sie hebt sich nur wenig von der traditionellen Küche ab und gründet sich auf deren Zutaten (denn so verlangt es das 21. Jahrhundert).
Kein Gast, der sich schätzt, reist durch diese Gegend ohne den einen oder anderen seiner Rifffische probiert zu haben, die hier zahlreich, vielfältig und köstlich sind. Barbe (“Barbo”), Goldbrasse (“dorada”), Brandbrasse (“Oblada”), Brasse (“Sargo”) oder die “Salapa” sind nur einige von ihnen, die den sogenannten ‚felsigen Geschmack’ gemein haben. Das kommt, wie man annehmen kann, von ihrer Ernährung in den Riffen und den oberflächennahen Klippen. Das reine und wilde Wasser gibt den Fischen ihren Geschmack und ihre Textur. Wenn dieselben Fische oder ihre Artverwandten sich für eine Ernährung im Schlamm des Meeresgrundes entscheiden, verliert der Geschmack ihres Fleisches die Wildheit, es schmeckt abgezehrter, es ist zu einem Happen zweiter oder dritter Kategorie degradiert. Bei der Seebarbe (“Salmonete”) ist das etwas anderes: ein Rubin schmackhaften Lichts. An Tagen mit ruhiger See und klarem Wasser kann man ihre langandauernde Ruhe sehen, die oft bis zum Sonnenuntergang dauert, Moment in dem sie zu schwimmen beginnt, angetrieben durch das Licht, das sie ausströmt. Die Seebarbe von der „Isla Negra“ ist ein Wunder, das nur etwas Salz und die Glut des Kiefernholzfeuers benötigt. Die anderen Fische, wie Seehecht („Merluza“) am Spieß oder geangelt sind spärlicher, fast schon eine Seltenheit. Die Seezunge (“Lenguado”) ist im Atlantik besser, die Sardine (“Sardina”) jedoch, im Frühling groß und saftig, ist ein gastronomischer Genuss und verwandelt sich in eine brüderliche Veranstaltung in Sand und Natur. Die Sardine ist tatsächlich ein Fest das verbindet.
Der Kronenhummer (“Cigala”), die Languste („Langosta“) und die Meerspinne („Centollo“) sind natürlich erstklassige Leckerbissen, die je besser sind je härte und farbiger sie sind, immer vorausgesetzt sie sind genau richtig gekocht oder bereichern mit ihrem Geschmack die Reisgerichte. Auch mit Gemüse begleitet wird ihr Verzehr zum angenehmen Vergnügen. Es gibt Kochstellen, die in ihrer Speisekarte Leckerbissen aus dem Meer führen, deren kreative Zubereitung sie noch mehr hervorhebt: Meeresschnecken mit Käse ("Caracoles de mar con queso"), sahniger Reis mit Pilzen und Kronenhummer ("Arroz cremoso con setas y cigalas"), Herzmuscheln mit Karotten ("Berberechos con zanahorias") oder Sardinen mit Apfel ("Sardinas con manzana").Es gibt so viele Weinsorten, dass ihr Geschmack und Bouquet diese Linien sprengen: Rote, Weiße, Rossee, Sekt, Trockene. Der Reisende hat dies bezeugt, hat es in den Weinkellern getestet und in den Museen verstanden. Also langweilen wir ihn nicht weiter. Dennoch, wenn wir schon dabei sind, wollen wir mit Begeisterung das Weinchen aus „l’Escala“ erwähnen, sowohl der Weiße als auch der Rote oder der Rossee aus der Traube „Macabeu“ und der aus der „Carinyanes“ sind recht leicht und angenehm.
DAS GEHEIME REZEPT
WOLFSBARSCH DER SAISON
Oft ist der Genuss zu Tisch und auch außerhalb umso intensiver, je einfacher er ist. Das von uns entdeckte Rezept kommt aus den Tiefen der Tradition der Küstenvölker und ist ein Genuss des schlichten Essens.
Zutaten:
Ein paar mittlere Wolfsbarsche, eine Zitrone, 3 Tomaten vom Strauch, ein Lorbeerblatt, Salz, Öl und ein Glas Rossee-Wein.
Zubereitung:
Während man den Ofen vorheizt, zerstößt man die geschälten Tomaten im Mörser und gibt Zitronensaft und das Glas Wein hinzu. Das Backblech wird mit Olivenöl eingefettet und der Wolfsbarsch auf ein Salzbett gelegt. Man übergießt den Fisch mit der Soße und schiebt ihn bei mittlerer Hitze in den Ofen. Das Gericht verdoppelt seine Aufmachung und seinen Geschmack, wenn wir es mit angebratenen Saubohnen begleiten. Zur kalten Jahreszeit, geben die Leute von Ampurdán einen Löffel Alioli dazu, der den Durst weckt und den Körper kräftigt. Ein guter Abschluss für das Mahl ist die Mischung aus Kaffee und Likör, die in unserer Gegend so häufig serviert wird, die Leute, die hier in der Umgebung arbeiten, geben oft den sogenannten „Roquill“ dazu, das heißt sie füllen ihr Trinkgefäß zu gleichen Teilen mit Kaffee und Cognac, geben einen Kaffeelöffel frischgepressten Zitronensaft dazu und Zucker nach Geschmack.
Die Bilder, Grafiken und Texte in dieser Parador- / Ortsbeschreibung stammen von unten genannten Autoren, bei denen wir uns recht herzlich bedanken möchten. |
Bildmaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.
Videomaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.
Texte:
Miguel Garcia Sanchez
Zeichnungen:
Fernando Aznar