Zum Parador de Vic-Sau geht es hier...
Vic-Sau und sein Parador
- Kapitel 1 - Parador von Vic: Die Stadt der Heiligen
- Kapitel 2 - Land der Göttinnen
- Kapitel 3 - Die Ebene
- Kapitel 4 - Die Schützengräben in den Bergen
- Kapitel 5 - Herren des Himmels und der Erde
- Kapitel 6 - Die Geburt Kataloniens
- Kapitel 7 - Nach den schwarzen Jahrhunderten
- Kapitel 8 - Stadtbesichtigung: Die Stadt der Wunder
- Kapitel 9 - Klassizismus und Modernismus
- Kapitel 10 - Bischofsmuseum und Kathedrale
- Kapitel 11 - Andere Sehenswürdigkeiten in Vic
- Kapitel 12 - Ausflüge: In der Umgebung von Roda de Ter
- Kapitel 13 - Gastronomie: Der Genuss der Salchicon-Wurst
- Kapitel 1 & 2
- Kapitel 3 & 4
- Kapitel 5 & 6
- Kapitel 7 & 8
- Kapitel 9 & 10
- Kapitel 11 & 12
- Kapitel 13
- Multimedia
Parador von Vic: Die Stadt der Heiligen
…“Sowohl der Verstand als auch die Erfahrung zeugen,
dass es nötig ist, die Sprache eines Landes zu
beherrschen, um ein genauer Bild von ihr zu haben und
sie beschreiben zu können, sowohl ihre materiellen als
auch ihre moralischen Aspekte. Auch ist es nötig, in ihr
eine längere Zeit zu verweilen, in ihr Beziehungen
aufzubauen, nicht aufhören, Fragen zu stellen und die
Augen offen zu halten. Ich glaube nicht, dass es eine
andere Möglichkeit gibt, um sich ein richtiges Bild zu
formen“.
Jaime Balmes
Nach Süden getrieben durch die Kälte der Eiszeit stießen die Neandertaler aus Mitteleuropa auf die Barriere der Pyrenäen. Einige verweilten in den Tälern des Gebirges, und andere überwanden es und zogen weiter gen Süden. Von diesen wurde ein großer Teil angezogen von der Ebene, welche es ihnen gestattete, zu jagen, und sie ließen sich dort niedere. Es waren Menschen mit tiefer Stirn, von starker Statur, und an die Schwierigkeiten sehr gut angepasst. Sie suchten den Schutz der Steine und der Höhlen (z.B. El Toll, im Moianés). Eines ihrer Skelette hat bis in unsere Tage überlebt; es ist die älteste Frau dieser Region, und sie starb in „Roc del Migdía“ vor ca. 11.500 Jahren.
Land der Göttinnen
Seit jenen Tagen ist die Gegend um Osona, mit der Ebene „Plana de Vic“ in ihrem Zentrum, eine Landschaft der Bauern und der Ernten, und Kreuzung verschiedener Kulturen. Die in jenen Tagen verehrten Götter wandelten sich mit der Zeit, und passten sich den neuen Realitäten an, in denen die Ereignisse der Natur nicht mehr Schrecken einflößten. Ein eher praktischer Kult bringt die ersten anthropomorphen Figuren der „Venus“ hervor. Die Göttin von Gavá, welche in den Minen von Can Tintorer entdeckt wurde, zeigt eine weibliche Figur mit einer Ähre im Mutterleib. Ihr Alter wird auf ca. 5.000 – 6.000 Jahre geschätzt. Sie ist das älteste weibliche Bildnis der iberischen Halbinsel, und eines der primitivsten Zeugen es Fruchtbarkeitskultes.
Die Mutter Erde antwortet auf die Gebete der Stämme, welche um eine reiche Ernte bitten. Männer und Frauen passen sich der Gegend an, haben Nachkommen und verwurzeln, und so entwickeln sich langsam die ersten Bewohner dieses Landstriches. Ab 1300 v. Chr.. entstehen die ersten Siedlungen mit festen, viereckigen Häusern.
Die fruchtbaren Besuche der Völker des Mittelmeeres ab dem VI. Jahrhundert machen den Rest: das Volk der “Ausetaner” ist geboren.
Die Ausetaner hatten als Nachbarn die „Indigetes“ (im Ampurdán), die „Ceretaner“ (in der Cerdaña) und anderen Stämme, welche gemeinhin als Iberer anerkannt werden, und bevölkerten die Ebene von „La Plana“, deren heutiger Hauptort Vic ist.
Von den alteingesessenen Ausetaner hat die Gegend ihren heutigen Namen „Osona“. Die soziale und wirtschaftliche Dimension dieses Volkes war hervorragend, wenn man Titus Livius Glauben schenkt. Er zeichnete die erste Karte dieser Gegend. Es handelte sich um eine offene Zivilisation, welche vor allem handelt, aber auch die Geheimnisse des Krieges und der Metalle kennt. Titus schrieb: „Sie leben von Mauern geschützt und lieben es, sich mit griechischem Schmuck zu kleiden. Der griechische Einfluss wird auch beim Anblick ihrer Münzen deutlich, welche sich von der Drachme von Empuries inspirieren. Es waren Silbertaler, auf denen der Stammesname –Ausesken- sichtbar war. Ihr Symbol war das Wildschwein.“
Das Volk der Ausetaner erlebt zwischen dem V und dem III Jahrhundert v.Chr. seinen Höhepunkt. Ihre Allianz mit den Eindringlingen Karthagos, von Hannibal auf seinem Zug nach Rom erzwungen, macht es zum Ziel des Scipio dem Afrikaner. Dieser Prokonsul, der von Rom aus den katastrophalen Zustand der hispanischen Provinzen erleichtern soll, dringt durch Empuries in die Iberische Halbinsel ein, und dringt durch den tiefen Schnee vor, um die Stadt Ausa zu belagern. Die Ausetaner sind trotz ihrer Abgeschiedenheit kämpferisch; sie sind die Strenge des Wintergewohnt, und halten 30 Tage mit ihren Nächten durch, bis Amusic, ihr Führer, flieht. Der Stamm hat keine andere Wahl als sich zu ergeben. Man schreibt das Jahr 205 v.Chr. Die Ausetaner bezahlen für ihre Niederlage eine hohen Preis: 20 Talente, eine stattliche Summe, welche den Schatz des römischen Reiches erleichtern.
Außerhalb der Hauptstadt ist die Lage der Ausetaner nicht besser. In der Trutzburg von „L´Esquerda de Roda de Ter“, deren Ruinen heute noch stumme Zeugen jenen stolzen Volkes sind, fällt zu Beginn des II. Jahrhunderts v.Chr. in römische Hände.
Die Ebene
Die Gegend von Osona, zusammen mit dem Rest des heutigen Kataloniens, wird ein Teil der „Hispania Citerior“, und Jahre später eine Teil der „Tarraconense“.
Die katalanische Ebene wird von Bächen und Flüssen durchzogen und befruchtet. Grünes Olivenöl und roter Wein werden in tönernen Krügen gelagert und in das gesamte Römische Reich, nach Gallien, Britannien, Germanien und Rom ausgeliefert. Die „Via Augusta“ durchkreuzt Katalonien; sie beginnt bei den natürlichen Passübergängen von Salses und La Jonquera und führt weit in die Ebene, jenseits des Flusses Ebro. Vic und Barcino werden durch diese Straße verbunden. Um die verschiedenen Bauernhöfe – die villa- auf den Feldern (den Vorläufern der heutigen „Masias“) entwickelt sich allmählich eine Infrastruktur, welche Der Landwirtschaft Aufschwung gibt. Am Ende der 600-jährigen römischen Besetzung spricht die gesamte Bevölkerung das „Vulgär- Latein“ – die gemeinsame Sprache Europas jener Epoche. Aus jenen Tagen stammt der Tempel mit sechs Säulen, welcher in Vic steht und die vielen Wirren der Geschichte überstanden hat.
Im IV. Jahrhundert n.Chr. befindet sich das Römische Reich in einer schweren Phase er Auflösung. Die zahlreichen römischen Götter werden vom alleinigen Gott der Christen abgelöst. Die anfängliche Unterdrückung des neuen Glaubens bringt die ersten Märtyrer mit sich, welche von der Kirche bald als Heilige verehrt werden. In jenen frühen Tagen ist die Rolle der nordafrikanischen Kirche wichtig. Sowohl San Cucufate als auch San Feliú sind afrikanischen Ursprunges. San Cucufate (auf Katalanisch: Sant Cugat) predigte, aus Karthago kommend, in Barcelona, und San Feliú predigte in Girona. Beide wurden zu Märtyrern ihres Glaubens und auf Befehl des Kaisers Dioklezian umgebracht. Trotzdem ist der Vormarsch des christlichen Glaubens unaufhaltbar, und so müssen wenig später Kaiser Konstantin den Glauben erst zulassen und Kaiser Theodosius ihn später sogar zur Staatsreligion erheben.
Schon sind die Westgoten in Toulouse und teilen die Küsten der Tarraconense unter ihnen auf. Aber ihr Reich ist nicht von Dauer. Schon ein Viertel Jahrhundert später haben die Franken sie vertrieben. Auf der anderen Seite der Pyrenäen ist die Lage anders. Die Westgoten sind an der Macht, und ihre Hauptstadt ist Toledo. Ihre mehr kämpferische Kultur hat aber nur wenig Einfluss auf die stark romanisierte Bevölkerung. Die Stämme Kataloniens treiben blühenden Handel, und das Christentum erobert das Reich.
Über das Meer sind, als Reaktion auf die römische Repression in ihrem Land, die ersten Juden gekommen. In den Häfen leben ebenfalls Griechen und Syrier.
Die Schützengräben in den Bergen
Balaguer, Lleida, Tarragona und Tortosa sind seit dem Jahr 711 im Besitz des Islam, und sie werden das Gebiet, welche sie „al-Tagr l-Ulá“ nennen vier Jahrhunderte nicht verlassen. Das Erbe aus jenen Jahrhunderten wird normalerweise nicht richtig gewürdigt. Aber wenn man Dolors Bramon, der Professorin für Arabische und Islamische Studien glaubt, gab es Zeiten, in denen der überwiegende Teil der katalanischen Bevölkerung dem islamischen Glauben teilte. Die Einflüsse der Kultur aus dem Süden beeinflussten die Sprache, die Kleidung und die Küche. Einige alte Texte beweisen, dass in Jahren er christlichen Intoleranz und um Denunziationen vorzubeugen, die vom Islam geprägte Bevölkerung in der Küche das Aroma der Gewürze mit dem Rauch verbrannter Wolle und stinkenden Sardinen unterdrückte. Das wichtigste Erbe jener Jahre ist jedoch der Ort Vic selbst, der langsam aber stetig zum wichtigsten Standort der Kürschner auf der gesamten Iberischen Halbinsel wurde.
Die Ebene von „La Plana“ war zu jenen verworrenen Zeiten eine sehr labile Region. Sie war strategisch sehr wichtig für die Karolinger, und eine wichtige Route für die Heere des Islam auf ihrem Weg nach Gallien. Daraus ergab sich, dass Mauren und Westgoten auf dieser Seite der Pyrenäen zu Alliierten gegen die Franken wurden. Die Schlachten, welche sich aus dieser Allianz ergaben, zwangen die Bewohner von Vic immer wieder, den Schutz in den umliegenden Bargen zu suchen.
Es war nicht leicht, die geflohene Bevölkerung und neue Bewohner anzulocken, damit sie sich in der Ebene von „La Plana“ erneut niederließen. Der Frieden war nur relativ und überzeugte nicht so recht. Die Städte waren verwüstet, und obwohl die Kriege zwischen den verschiedenen Invasoren beendet waren, dauerte es noch einige Jahrhunderte, bis die Kirche und die Feudalherren –die neuen Herren dieser Ländereien- ihre eigenen Fehden aufgaben.
Wie auch an anderen Orten der Iberischen Halbinsel, so wurde auch hier die neue Bevölkerung per Erlass, Dekret und persönlichen Einsatz der Herrscher angesiedelt. In dieser Gegend geschah dies durch Guifré el Pilós („Wilfried der Haarige“), dem letzten Herzog von Barcelona unter den Karolingern. Er übernahm die Burg und gab der Kirche den unteren Teil der Stadt. Er gründete auch das Kloster von Santa María de Ripoll, in dem er Jahre später begraben wurde.
Es ist dieser Herzog welcher Vic seinen Bischofssitz zurückgibt, und ebenso die feudalen Rechte, und zwar an jene Familie, welche den hohen verlangten Preis dafür im Stande waren.
Damit kehren einige der Geflohenen aus den Bergen zurück in den Ort. Es folgen ihnen die Bauern, welche Aussicht auf Ländereien haben, dafür aber den Kampf mit dem vom Wald überwucherten Land aufnehmen müssen. Das alte, an vielen Stellen verwüstete Katalonien, kehrt so allmählich zu einer Blüte zurück; es werden neuen Weizenfelder angelegt, und neue Wege, und man hört von neuem das Krähen der Hähne. Mit Holz beladene Esel kreuzen von neuem die romanische Brücke von Queralt, und der Rauch staucht aus den Schornsteinen von Hunderten von neuen Häusern. Am Ende des XII Jahrhunderts zählt der Ort wiederum 3.000 Einwohner.
Herren des Himmels und der Erde
Mahle, mahle, Müllermeister. Wenn die Mühle nicht mahlt, hat der König nichts zu essen“
Das Leben auf der Ebene und im Gebirge ist ab dem IX Jahrhundert dank verschiedener neuer technischer Fortschritte ein anderes. Die Wassermühle, schon zu Zeiten der Griechen bekannt und von den Römern perfektioniert, ist eines der wichtigsten technischen Errungenschaften im Europa der feudalen Herren. Aber nicht nur technische Verbesserungen bringen den Fortschritt, sondern ebenso die neue soziale Ordnung, die die Produktion beherrschen will. Die gleichen Gründe erklären den Fortschritt im Anbau von Weizen und Wein, oder die zu neuem Leben erwachte Viehwirtschaft, und den Rückgang der alten Wirtschaft, basiert auf das Sammeln von Waldprodukten, wie Eicheln oder Holz. Sowohl in Katalonien als auch auf den Balearischen Inseln sieht man sehr schnell einen Impuls, die Wassermühlen unter ein Monopol zu stellen. Vielen Bauern kommen nicht umhin, ihr Weizen und Korn in den Mühle der Herren mahlen zu lassen, und ihr Brot dort zu backen, und dafür zu Zahlen, sei es in Münze oder in Abgaben anderer Art.
In Vic teilen der Bischof und die Familie er Montcada die Stadt unter sich auf. Diese Aufteilung löst die Spannung nicht nur nicht auf, sondern verhärtet sie noch fast ein ganzes Jahrhundert lang, bis der Bischof en Teil der Kirche an den König veräußert.
Das geschah im Jahr 1315. Unterdessen hat die Krone die Unkosten getragen für die gesamte Infrastruktur des Schutzes, um die Stadt vor Belagerern zu schützen. Die erste Mauer stammt aus dem XII Jahrhundert, und bildet die Grundlage für die Erweiterung, die zwei Jahrhunderte später von Pere III. Vorgenommen wurde. Diese erweiterte Mauer zählte insgesamt vierzig Wachttürme und sieben Tore.
Die Geburt Kataloniens
Dem Forscher Jose Ángel García Cortzázar nach “fällt die endgültige Geburt Kataloniens in die Jahre 1144 – 1149, und zwar in zweifachem Sinn. Einerseits, vom Gebiet her. In jenen Jahren gewannen die Christen Lérida und Tortosa zurück, und vervollständigten so die politische Landkarte Kataloniens. Und andererseits, im soziologisch –linguistischen n Sinne, denn in jenen Jahren werden die Einwohner jenes Landes zum ersten Mal urkundlich als „catalanes“ erwähnt“.
Katalonien ist nun ein Land, und Vic offiziell eine Stadt. Übrigens eine mit zahlreichen Einwohnern. Zu ihr kommen die Bewohner weiter Landstriche mit ihren Waren auf de Markt: Bauern mit ihrem Gemüse und Geflügel, Bäcker, Schmiede, Weber mit den Produkten aus ihren Werkstätten. Jüdische Wechsler, die maurisches und französisches Geld wechseln und verleihen. Der Mercadal-Platz ist jede Woche stark besucht, und man kann alles auf ihm finden, sogar Tuch aus Tunesien, Felle aus den Niederlanden, kostbares Holz und Gewürze aus Übersee. Das am meisten nachgefragte Produkt der Besucher sind die Schuhe aus Leder von Vic und andere Gerberprodukte.
Das „Begräbnisbuch“ in der Kathedrale verzeichnet unter den verstorbenen im letzten Vierteljahrhundert allein mehr als hundert lokale Schuster. Den Nachrichten nach ist Vic –zusammen mit Valencia, Girona, Igualada und Barcelona- eine der Hauptstädte der Leder- und Gerberhandwerks.
Dahinter steht eine lange Tradition maurischen Ursprungs, die von jüdischen Handwerkern gepflegt wurde, und eine Vielzahl von verschiedenen Zünften rund um das Leder hervorbrachte.
Schon der geniale Mallorquiner Raimund Lull, welcher in allen katalanisch sprechenden Regionen Spaniens verehrt wird, weil er der Erste war, der in dieser neuen Sprache Schriften verfasste, schrieb in seinem „Llibre de les Bèsties“ („Buch der Bestien“) darüber. In seinem Buch beschreibt er die verschiedenen Rohstoffe, welche seit Ende des XII Jahrhunderts verwendet wurden: das Leders des Schafes, der Ziege, des Bocks, des Steinbocks, des Esels, des Hasen, des Löwen, des Fuchses, des Leopard, des Bären, der Schlange, des Wolfes, des Elefanten, des Wildschweins, der Katze, des Hundes, der Maus und der Ratte.
Aber zurück zu Vic. Wir stehen vor einer Lichtdurchfluteten Stadt, reich beliefert mit Waren aus nah und fern und voller Händler mit Neuigkeiten aus weiter Ferne. Eine fleißige und strebsame Stadt, ganz besonders in der Nähe des Flusses, wo jede Zunft das Wasser benutzt. Eine vibrierende mittelalterliche Metropole, in der das Geld schnell umgedreht wird. Mit der Klosterschule und den verschiedenen Zünften wächst der Wohlstand der gesamten Bevölkerung rapide, und ganz besonders, der der freien Bürger. Aber die guten Zeiten finden ein jähes Ende, als die Schwarze Pest und darauf folgende Hungersnöte die Bevölkerung halbieren. Die Überlebenden beginnen, mit Neid ihre jüdischen Mitbewohner zu schauen, und schnell kommt es zu den ersten Überfällen. Im Jahr 1391 –im gleichen Jahr wir in Barcelona- wird die „Aljama“ von Vic, das jüdische Viertel, verwüstet und gebrandschatzt.
Nach den schwarzen Jahrhunderten
Die Hauptstadt von „La Plana“ wird sich nicht erholen. Drei Jahrhunderte lang liegt die Stadt am Boden. Weder die Arbeit und Plackerei der Bauern nach dem Kriege der „Remensas“, noch die neuen Rechte, welche an alle neuen Bürger vergeben wurden, oder die neuen sanitären und urbanistischen Maßnahmen, um den Bevölkerungsschwund zu stoppen (wie der Bau von neuen Brunnen), brachten Erfolg und der alten Stadt neue Kraft. Immer wieder brach die Pest aus; es gab Überflutungen, Überfälle und sogar Hexerei. Bis zu fünfzig Frauen wurden der Hexerei angeklagt und öffentlich verbrannt.
Erst im XVIII. Jahrhundert finden diese Bestrebungen neue Impulse. Die alte mittelalterliche Stadt weicht einer neuen, rationellen Stadtplanung. Die Mauern werden geschleift, und an ihre Stelle treten weite Straßen, die „Ramblas“. Langsam bringt das Zeitalter der Illustration die Kunst und die Kultur von neuem in die Stadt, und es entstehen so etwas wie Zentren der Kultur: die „Ateneos“. „La Voz de Montserrat“, „La Gaceta de Vich“, „La Sociedad Arqueológica“ und der „Círculo Literario“. Das Museum des Bischofs entsteht, und die genialen Poeten Verdaguer und Balmes, beide Seminarschüler in Vic, beginnen zu schreiben.
Nun kommt das Zeitalter der Eisenbahn und der Elektrizität. Danach, das XX. Jahrhundert, der spanische Bürgerkrieg, die demokratische Rückeroberung der legitimen Rechte auf eigene Sprach und Kultur. Heute ist Vic eine Universitätsstadt mit florierender Industrie und rund 50.000 Einwohners.
Stadtbesichtigung: Die Stadt der Wunder
Die Entfernung zwischen dem Parador und dem Ortskern von Vic ist kaum 14 Km. Begeben wir uns in die Stadt! Der Stausee begleitet den Besucher bis Roda, wo wir die Abzweigung nach Vic nehmen. Roda werden wir später einen Besuch abstatten, sobald wir etwas die Stadt selbst erforscht haben. Das Guillerías-Gebirge, welches die Talsperre umarmt, verfärbt den Wald in mediterrane Töne.
Vic ist eine große Universitätsstadt mit religiöser Tradition. Sie wird jedes Jahr von zahlreichen Touristen, Liebhabern der romanischen Kunst und Architektur und auch des Modernismus und von Liebhabern des guten Essens besucht. Ein guter Rat, den es zu befolgen gilt, ist, den Besuch der Stadt vom Hauptplatz aus zu beginnen. Der „Mercadal“ –oder Marktplatz liegt inmitten des historischen Stadtkerns, so wie zu jenen Tagen, al die Bauern aus der ganzen Region kamen, um ihre Viktualien anzubieten. Im Gegensatz zu anderen Hauptplätzen überrascht der von Vic durch seine Sauberkeit und seine Größe, sowie wegen seiner Eleganz. Das Viereck, welches den Platz umrahmt, vereint Stile verschiedener Epochen. Modernistische Fassaden, wie die des Hauses Comella, stehen anderen, mit Sgraffiti verzierten Fassaden, wie die der Häuser Costa und Cortina, oder barocken, wie die Häuser Tolosa und Moixó gegenüber.
Wir befinden uns im mittelalterlichen Ortskern, welcher gemeinhin an sechster Stelle unter den Ortskernen von ganz Katalonien gehalten wird. Das Stadtbild zeigt zahlreiche architektonischen Elemente, welche die Blicke der Besucher auf sich ziehen, während wir den Bummel durch die Straßen und Gassen in südöstlicher Richtung beginnen. Gleich am Ausgang des Platzes kann man beim Rathaus gute Informationen über die Stadt einholen. Das Rathaus steht auf gotischen Fundamenten. Gleich hinter dem Rathaus befindet sich das Tourismus- und Informationsbüro. Hier wird der Besucher ausführlich informiert und beraten, was es an Museen und sonstigen Sehenswürdigkeiten zu sehen gibt, die Öffnungszeiten und ebenfalls über die geführten Besuche, welche sehr ratsam sind.
Klassizismus und Modernismus
Die größte Reliquie der Stadt ist der romanische Tempel, welcher in so einen guten Zustand erhalten ist, dass es kaum zu glauben ist. Gehen wir den kurzen Weg über die Straße „Canyelles“, bis diese in die Straße „Cardona“ mündet. Diese führt uns in einer geraden Linie zum Platz des “Don Miguel de Clariana”. Der prachtvolle römische Bau ist nicht zu übersehen, jetzt wo er nicht mehr von den Mauern der Burg der Montcada verhüllt wird. Die Burg verhüllte den Blick auf den Tempel bis Ende des XIX Jahrhunderts, da der Tempel sich innerhalb der Burgmauern befindet. Dieser Umstand erklärt mit großer Wahrscheinlichkeit den guten Zustand des Tempels. Es handelt sich um einen Bau aus dem II Jahrhunderts unserer Zeitrechnung, mit sechs Säulen und korinthischen Kapitellen, und einer Empore mit Treppe. Der Tempel selbst wird von zwei weiteren Bauwerken umgeben. Vor dem Tempel steht die die Kapelle „La Piedad“, und am westlichen Rand die „Casa Masferrer“ –eine sehr wichtige Enklave der Kultur von Vic. Hier versammelte sich die Runde um den Dichter Jacinto Verdaguer, und hier tagte sein Verein von Dichtern und Poeten.
Wie man gut erkennen kann, handelt es sich um ein modernistisches Bauwerk. Hinter seiner Fassade mit den Sgraffiti befindet sich ein Garten mit Skulpturen, welche der vier Jahreszeiten allegorisch wiedergeben.
Wenn der Spaziergänger und Besucher früh aufgestanden ist und er etwas Zeit hat, kann er noch weitere Zeugen den Vergangenheit bewundern; wie zum Beispiel weitere Gebäude, Bürgerhäuser, Kirchen, Kloster…und vor allem, die Stadtmauer, die von Pere III erbaut wurde, als er die Stadt erweiterte, um die Bevölkerung gesund und sicher leben zu lassen.
Bischofsmuseum und Kathedrale
Nun ist der Moment der beiden großen Besichtigungen gekommen: das Bischofsmuseum und die Kathedrale. Beides zusammen wird uns gut und gern fast einen halben Tag in Anspruch nehmen. Der Besucher hat keinen rechten Überblick über die Ausmaße, bis er nicht inmitten der Gebäude selbst steht. Der Besucher findet das Bischofsmuseum („Museo Episcopal“) wenn er, vom genannten Platz des Don Miguel de Clariana aus, südlich die „Bajada Erame“ - Straße nimmt.
Vor ihm eröffnet sich eine Sammlung von Kunstschätzen, wie sie selbst in Spanien nur sehr schwer zu bestaunen ist. Unter seinen vielen Tausend von Stücken sticht besonders die Sammlung mittelalterlicher Skulpturen hervor, welche in Europa ihresgleichen sucht. Treten Sie ein, und bewundern Sie die Sammlung. Es handelt sich bei diesem Museum um ein sehr didaktisches Modell, welches die neuesten Tendenzen eines modernen Museums aufzeigt, und deshalb zieht es von Schülern über Touristen bis Gelehrte an. Die Sammlungsstücke stammen zum größten Teil aus Vic und der Ebene von „La Plana“. Sie umfassen ein reichhaltiges und sehr verschiedenes Material, darunter Textilien, Keramik, Goldschmuck, Glasarbeiten und Gemälde aus fast allen historischen Epochen. Unter den archäologischen Schätzen gibt es sogar eine ägyptische Mumie. Aber das ist wieder eine andere Geschichte für sich selbst.
Um den wahren Wert des Museums zu erfassen, müssen wir kurz auf seinen Ursprung im Jahr 1868 zurückgreifen. In jenem Jahr tat sich eine Gruppe von Kulturfreunden zusammen, und vereinte ihre Kräfte, um eine archäologische und künstlerische Sammlung zu beginnen. Diese Sammlung errang sehr bald dank der Weltausstellung von Barcelona in Jahre 1888 Rang und Namen. Dieser Erfolg veranlasst sofort den Bischof Josep Morgades und eine Reihe von privaten Personen dazu, das Museum zu gründen. Das heutige Gebäude, in welchem das Museum untergebracht ist, stammt von den Architekten Correia und Milá.
Gegenüber des Museums steht die Kathedrale, die in Wirklichkeit ein zweites Museum ist, wenn man bedenkt, dass der Tempel –trotz zahlreicher An- und Umbauten- viele romanische, barocke und gotische Elemente in sich vereint, und dass sie Gemälde und Skulpturen aus dem XX Jahrhundert in sich beherbergt. Der heutige Tempel, zu Beginn des XIX Jahrhunderts vollendet, verwertet die romanischen Elemente der Originalfassade, die Bögen des Hauptportals und den Glockenturm. Von den beiden Etagen des Kreuzganges ist der unteres der „Sala Capitular“ hin geöffnet: es war der erste der beiden Kreuzgänge und wurde im Jahre 1360 geweiht.
Im Inneren des Tempels selbst ist das älteste Stück der „Retablo Mayor“ (Die große Tafel), aus dem XV Jahrhundert, eine Schöpfung von Pedro Oller.
Aber vielleicht werden die Gemälde im der Kathedrale –als Gegensatz zur äußeren Form- am meisten bewundert. Sie stammen vom großen Künstler José Maria Sehrt, vielleicht der letzte große Wandmaler Spaniens, und international einer der am meisten angesehenen. Die Allegorie der Auferstehung, die hier zu bestaunen ist, nahm den Künstler vier volle Jahre in Anspruch, zwischen den Jahren 1926 und 1930. Im Zentrum des Kreuzganges steht eine Skulptur von Jaime Balmes Urpía, welche gegen Mitte des XIX Jahrhunderts von José Bover geschnitzt wurde. Mit dieser Skulptur ehrt die Stadt ihren großen Theologen und Philosophen.
Gleich gegenüber der Kathedrale stehen zwei weitere prächtige Bauten, die es Wert sind, besucht zu werden, wenn der Besucher noch Lust und genügend Kraft hat. Es sind die Häuser der Anita Colomer und die „Casa Bayés“, beide vom modernistischen Künstler Josep M. Pericas dekoriert. Aber die „Casa Bayés“ ist viel älteren Ursprunges, wie dem aufmerksamen Besucher sofort klar wird. Das Gebäude stammt aus dem XV Jahrhundert. Es ist ein einziges Juwel. In ihm hatte Die „Universidad Literaria“ von 1599 bis in das Jahr 1717 ihren Sitz. Von hier aus bildet die „Calle Escola“ – die Schulstrasse- den kürzesten Weg zur Plaza Mayor, wo wir uns laben können und den Bummel durch den Ortskern beenden können.
Andere Sehenswürdigkeiten in Vic
Es gibt zwei weitere Sehenswürdigkeiten, die der Besucher in Vic unbedingt besuchen muss. Die eine ist das Museum „de l´Art de la Pell“ in der Arquebisbe Alemany-Strasse, Nr. 5). Das Museum ist dem Leder gewidmet. Ausgestellt werden allerlei Dinge aus Leder, wie Sattel, Möbelstücke aus Leder, Sessel und Masken, alle aus verschiedener Abstammung und mit verschiedenen Techniken gearbeitet.
Eine andere Sehenswürdigkeit, die der Besucher nicht auslassen sollte, ist das Betrachten der “Las bodas de Camacho” („Die Hochzeit des Camacho“), ein Gemälde ebenfalls von Sert aus den Jahren 1929 und 1930 für den Speisesaal des Hotels Waldorf Astoria in New York. Die Stadtoberen von Vic haben ein Abkommen mit den Eigentümern, eine Bank, damit das Gemälde für immer in Vic bleibt und nicht in die Zentrale in Madrid transportiert wird.
Sant Pere de Casserres
Es handelt sich hierbei um ein Cluny – Kloster, welches als ein Historisches Monument unter Denkmalschutz steht. Ursprünglich war es von einer Mauer umgeben. Der Turm ist schon von weitem sichtbar und überragt die Reste des Kreuzganges. Die erst vor kurzer Zeit unternommene Renovierung lässt es jetzt zu, dass man den prächtigen Säulengang bewundern kann.
Der Besucher wird das Kloster schnell und leicht finden. Es liegt ganz in der Nähe des Parador, am Ufer der Talsperre von Sau, in einer Windung des Flusses Ter.
Es gibt einen beschilderten Weg, um diesen Ausflug zu Fuß zu unternehmen, was insgesamt etwa drei Stunden in Anspruch nimmt (Hin und zurück), wenn man gemütlich spaziert und auch einige Pausen einlegt. Die Zufahrt mit dem Auto ist ebenfalls möglich. Vom Parador aus nimmt man die Piste, die links abbiegt, und die Entfernung beträgt in etwa fünf Kilometer. Am Ende er Piste gibt es einen Parkplatz und eine Cafetería.
L´Esquerda in Roda de Ter
Das Dorf Roda de Ter, mit knapp 5.000 Einwohnern, lebte viele Jahre lang von der Textilindustrie. Heute bietet der Ort dem Besucher sein „Museo Arqueológico“ (Bac de Roda-Straße, Nr. 6), mit zahlreichen Funden aus den ursprünglichen Siedlungen der Ausetaner sowie späterer Völker. Es ist ratsam, Museum und Siedlung beide nacheinander zu besuchen, um sich ein besseres Bild zu machen, denn es gibt Funde aus verschiedenen Epochen: manche stammen aus dem VIII Jahrhundert v.Chr. aus der Siedlung der Ausetaner, und andere wiederum aus dem mittelalterlichen Marktflecken. Die Funde liegen knappe 200 Meter vom Ortskern entfernt und sind nur 2 Stunden am Tag an Mittwoch, Freitag und den Wochenenden den Besuchern zugänglich. Die genauen Uhrzeiten sind je nach Jahreszeit wechselnd; deshalb vorher Infos einholen!
In Roda stehen auch zwei interessante Kirchen und eine schöne gotische Brücke.
Gastronomie: Der Genuss der Salchicon-Wurst
Wenn man den Eingeweihten glaubt wurde das Rezept der berühmten Salchichón – Wurst von Vic im IV Jahrhundert alt Konservierungsmittel für das Fleisch erfunden. Seit dem XV Jahrhundert ist diese Wurst urkundlich erwähnt. Heute wird die Wurst in insgesamt 28 Dörfern der Region produziert. Sie alle haben das Recht, die Wurst unter der Bezeichnung „Salchichón de Vic“ herzustellen und zu vertreiben. Die Wurst verdankt den reichlichen Nebeln und den sanften Winden seinen Reifeprozess.
In Vic sollte man unbedingt aber auch die Pilze verköstigen („Rovellones“, Trüffel, „Rossinyols“, „Ceps“, „Moixernons“ und „Fredolics“), ebenso das Gemüse und die kleinen Bohnen von Collsacabra, sowie die Buffet – Kartoffel mit ihrem eher fleischlichen Geschmack. Als Fleischgerichte ist besonders zu Schwein, Gans und Hase zu raten.
Als Fischgericht raten wir zu Stockfisch.
Es gibt viele Spezialitäten. Hervorzuheben sind die “Escudella con carn d´olla“, die „olla remenada“, die Brotsuppe oder die Thymiansuppe, und die Knödelsuppe. Der Besucher sollte ebenso die Butifarra – Wurst mit Bohnen probieren, die „Farcellets“ mit Kohl oder den Reis mit Hasen und mit Puffbohnen.
Als Nachtisch kann der Besucher zwischen dem süßen „Pa de pessic“ (Biscuit aus Vic) und der „Maurischen Orange“ wählen.
Was die Weine betrifft, so sollten wir nicht die Klassiker vergessen. Hier sind die „Penedés“ – Weine an erster Stelle zu nennen: phönizische Rebensäfte mit modernsten Methoden aus verschiedenen Arten von Trauben gekeltert (Parellada, Xarelo, Macabeo, Riesling, Subirat Parent, Chardonnay, Sauvignon blanc, Chenin und Gewürztraminer, um nur jene zu nennen, welche Weißwein hergeben.
DAS GEHEIMREZEPT
HASE MIT BIRNEN, PILZEN UND GETROCKNETEN PFLAUMEN
Zutaten (für 4 Personen)
- 1 Hase
- 2 Zwiebeln
- 300 Gramm „Rossinyol“ – Pilze
- Ein Bund Mohrrüben
- 2 Knoblauchzehen
- 2 mittelgroße Tomaten
- 4 Saftbirnen
- 100 Gramm getrocknete Pflaumen
- 1 Glas Weißen (Penedés)
- Lorbeer, „Cantueso“ - Gewürz, weißen Pfeffer und Salz
Zubereitung
Damit das Gericht seinen richtigen Geschmack erhält, muss man das Fleisch am Vortag einlegen. Man nehme das Hasenfleisch und bestreiche es mit etwas Kognak, Pfeffer, Knoblauch und Essig. Wenn es dann am nächsten Tag soweit ist, und man das Fleisch anbraten kann, sollte man es nochmals kräftig würzen und dann in kräftiger Hitze braten. Sobald die Fleischstücke goldgelb angebraten sind, zur Seite stellen. Das saftige Bratöl für das Anbraten des in Scheiben geschnittenen Gemüses benutzen. Zu erst das härtere Gemüse anbraten, später dann das etwas weichere. Das heißt, mit den Pilzen beginnen und später die Zwiebel dazu nehmen…Sobald das Gemüse angebraten ist, den Wein hinzu geben und auf kleiner Flamme köcheln lassen. Langsam etwas Wasser und etwas Tomate hinzu geben. Nach 10 – 15 Minuten auf kleiner Flamme, das gesamte Gemüse auf das gebratenen Fleisch verteilen. Dann die geschälten Birnen und die getrockneten Pflaumen hinzufügen und auf kleinster Flamme nochmals etwa 10 Minuten ziehen lassen.
Die Bilder, Grafiken und Texte in dieser Parador- / Ortsbeschreibung stammen von unten genannten Autoren, bei denen wir uns recht herzlich bedanken möchten. |
Bildmaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.
Videomaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.
Texte:
Miguel Garcia Sanchez
Zeichnungen:
Fernando Aznar