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Vielha und sein Parador
- Kapitel 1 - Gefrorener Schnee
- Kapitel 2 - Die Riesen des Gebirges
- Kapitel 3 - Das Königreich von Aragon
- Kapitel 4 - Aquell Temps com Era Jais (In jenen Zeiten als es Jubel gab)
- Kapitel 5 - Jahrzehnte der Unabhängigkeit
- Kapitel 6 - Invasion der Moderne
- Kapitel 7 - Besuch des Städtchens Viella: Ein Gipfel am anderen Ende des Tunnels
- Kapitel 8 - Zeichen einer Identität
- Kapitel 9 - Ausflüge in die Natur
- Kapitel 10 - Gastronomie: Das Eis brechen
- Kapitel 11 - Das Geheimrezept
- Kapitel 1
- Kapitel 2
- Kapitel 3
- Kapitel 4
- Kapitel 5
- Kapitel 6
- Kapitel 7
- Kapitel 8
- Kapitel 9
- Kapitel 10
- Kapitel 11
- Multimedia
Gefrorener Schnee
“Zwischen Spanien und Frankreich
erhebt sich eine Wand aus Stein,
vom Sturm und Schnee verweht, wie der
Arm Gottes,
und berührt das blaue Band der Sterne“
Jacinto Verdaguer
Je nach der Gegend sind die Täler der katalanischen Pyrenäen völlig verschieden untereinander. Die Täler zum Atlantik hin sind anders als die gegen das Mittelmeer gerichteten. Die Wälder, die Tiere und die Gewässer, von denen diese trinken, sind alle anders. Auch die Landschaft ist überall anders. Die Felsen verbinden die Gipfel mit den Tälern. Hier im Westen zeigen die Berge die Zähne. Sie türmen sich bis zum Horizont auf, und trotzen nur der Nacht und dem Eis der Jahrhunderte, und bieten ihre Hänge und Weiden den Böcken, der Arbeit des Menschen und dem Tourismus an.
Nach der gründlichen Arbeit des Tertiär, welcher das Gebirge zu gleichen Zeit wie die Alpen in den Himmel emporhob, begann die Eisschmelze, welcher die Felsgrate abhobelte und den Bergen ihr heutiges Aussehen gab: blau, zerklüftet, mit schwarzen Tannen übersät, durch Täler voneinander getrennt, welche Wasser in Überfluss haben und mit Buchen bewaldet.
Aus der Zeit vor 65 Millionen Jahren, als das Eis noch alle Gipfel bedeckte, ist kein Lebenszeichen der Menschen überliefert. Erst nach der Schmelze begannen die Menschen die fernen Gipfel zu erkunden, um an den Hängen der Berge ihre primitiven Hütten und Gräber zu bauen. Um das Jahr 2000 v. Chr., während einer längeren Wärmeperiode, begannen die Hirtenstämme zum ersten Mal, das schwierige Land urbar zu machen. Diese Stämme bevölkerten diese Gegenden wahrscheinlich bis zur Invasion del Kelten, welche aus dem Herzen Europas von dem auftauenden Eis verdrängt wurden. Die damals einfallenden keltischen Stämme spalten das Gebirge in zwei Teile. Einige Stämme fallen von Frankreich über das Roussillon in Katalonien ein und bevölkern von dort aus das heutige La Rioja, Kastillien und bis hin nach Andalusien. Der andere Zweig bevölkerte Navarra und das Baskenland.
Eine neue Kultur bildet sich heraus, unterstützt von einem milden Klima mit weniger Regen, welches die Bevölkerung zusammenschmelzen lässt und ihre eine eigene Identität gibt. Es wird lange dauern, bis es den Römern gelingt, diese Identität zu verändern.
Die Riesen des Gebirges
Polibius ist im III Jahrhundert n. Chr. der erste, der im Zusammenhang mit der Val d´Arán vom pyrenäischen Stamm der Arenosier schreibt. Der ibero-baskische Name („arán“ bedeutet auf Baskisch „Tal“) zeugt von der Existenz dieses Stammes im Tal und auch an anderen Punkten des Gebirges, welchem sie auch den Namen „Pyrenäen“ („Die Berge des Mondes“) gaben.^
Es gibt auch andere Deutungen des Namens; so zum Beispiel die wunderschöne Fabel, nach welcher die Nymphe Pyrene dem Gebirge ihren Namen gab.
Der Legende nach entstand das Gebirge als Herkules nach Iberien kam um die Stiere des Riesen Gerion zu rauben. Als der Held ganz seiner Aufgabe gewidmet war, verließ Pyrene, die Schutzgöttin der Brunnen, ihr Reich, in welches der Riese Gerion eingedrungen war, um sie zu rauben. Die Nymphe verkroch sich in den bewaldeten Höhen, und der Lüstling Gerion legte Feuer, um die Nymphe zu erreichen.
Die Nymphe begann zu weinen, und ihre Tränen vereinigten sich und formten die See der „estanys“.
Durch das Wehgeschrei der Nymphe aufgeweckt, eilte ihr Herkules zur Hilfe, aber es gelang ihm nicht, den Tod der Nymphe zu verhindern. Auf ihrem Leichnam errichtete Herkules mit Steinen ihr Grab, und bildete so die Pyrenäen.
Für die Römer waren die Berge im Valle de Arán eher uninteressant. Das Tal, mit tiefen Wäldern überzogen und ohne Rohstoffe, interessierte Rom kaum mehr als um eine Schutzburg zu bauen. Die Bevölkerung konnte somit ihr Hirtenleben weiterführen, ohne von der Romanisierung betroffen zu werden, bis Jahre später die Pässe im Gebirge eine Verbindung zwischen Gallien und der Provinz Tarraco darstellten.
Hannibal war der erste, der den Pass von Perthus in die Geschichte eingehen ließ. Er benutzte den Pass, um das Gebirge zu überqueren und den Römern im Zweiten Punischen Krieg Landstriche streitig zu machen. Jahre später überquerte Julius Caesar im Jahr 49 n. Chr. Das Gebirge, um gegen Pompeius –dem Verwalter Spaniens- zu kämpfen. Die Expedition des Julius Caesar hatte zwei große Unfälle am Fluss Segre, als die Schmelze gleich zwei Brücken niederriss. Aber die Göttin Fortuna stand auch dieses Mal auf Seiten des Caesars: nach mehreren Tagen sank der Wasserspiegel wieder, und die Hilfstruppen aus Gallien erreichten das Lager des Julius Caesar, und dieser erreichte sine Ziele in der Schlacht von Octogesa.
Der Aufschwung des Handels ließ während der römischen Besatzung zahlreiche Bauten in Ampurias und Tarraco entstehen, sowie an anderen Punkten Kataloniens: Brücken, Aquädukte und andere Monumente der Infrastruktur. Die Zeichen jener Jahrhunderte sind im Valle de Arán jedoch verblichen. Der Einsatz des Pfluges und anderer technischer Hilfsmittel, welche an anderen Punkten der Halbinsel die Landschaft bleibend veränderten, hinterließ im Valle de Arán mit seinen Herden kaum Zeugen.
Während in Tarragona, von Olivenbäumen geschwängert, Tausende von Lehmbehältern mit Öl per Schiff das Land in Richtung Rom verließen, war das Valle de Arán weiterhin die Heimat der Bären, der Steinböcke und der Auerhahns; Tiere, welche das Reich der Wälder mit Zwergen, Hexen und anderen Fabelwesen teilten. Bis heute noch reicht die Erinnerung an den Riesen Mandronius; von ihm wird erzählt, dass sein Schädel bis vor wenigen Jahren in der Kirche von Garós aufbewahrt wurde. Dieser heroische Riese lebte zu Zeiten der Römer in der Nähe von Betlan mit seiner Familie in einer Höhle. Der Legende nach überfiel Mandronius ein römisches Lager und befreite seine Frau und seine Tochter, welche von den Römern als Geiseln genommen waren. Um den römischen Feind zusätzlich einzuschüchtern, und um einen Rachefeldzug vorzubeugen, sandte Mandronius dem Caesar in Rom die angeschnittenen Ohren der römischen Legionäre. Mandronius erreichte sein Ziel, und das Tal blieb lange Zeit frei von römischen Eindringlingen, aber die legendäre Blutrünstigkeit des Riesen provozierte bald die Rachegelüste der anderen Bewohner des Tales: er war zu gefährlich für sie. Mandronius wurde also gefangen genommen. In seinem Stolz getroffen, befahl der gefangene Riese einem seiner Gefolgsleute, ihm einen Nagel in den Hinterkopf zu schlagen. Der Schädel, welcher über die Jahrhunderte in Garós aufbewahrt wurde, ist der Beweis dieser Geschichte, wie die Einheimischen behaupten.
Das Königreich von Aragon
Das Tal fiel im Jahr 585 in die Hände der Germanen. Andere Teile Kataloniens befanden sich schon seit Jahren in der Hand der Westgoten. Euderich hatte die Gegend um Tarragona im Jahr 476 nach langen Kämpfen besiegt und erobert. Als die Westgoten in das Valle de Arán einfielen hatte das Christentum schon auf der gesamten Halbinsel Bistümer eingerichtet. Der berühmte Kommentar des Bischofs von Urgel zum „Cantar de los Cantares“ stammt aus dem Jahr 535. Aber die Herrschaft der Westgoten währte nicht lange. Nur zwei Jahrhunderte später nahmen die Mauren Katalonien ein. Tarragona, Barcelona und Gerona fielen in nur einem Jahrzehnt in ihre Hand. Roda, Ager, das „Alto Urgel“, und die Gegenden der Cerdeña und Ribagorza blieben von der Herrschaft der Mauren verschont, obwohl sie mehrmals non maurischen Truppen auf ihrem Feldzug gegen Gallien durchzogen wurden.
Die nächsten Berichte über das Tal stammen aus dem XII. Jahrhundert. Das Tal gehört dem Herrn von Comminges laut einem Befehl des Königs Pedro II von Aragón. Er befahl seiner Gattin, María de Montpellier, die Übergabe des Tales an den Herrn von Comminges, um seine Strategie umzusetzen und alle Gegenden Aquitaniens unter seine Feudalherrschaft zu stellen. Am 13. September 1213 verliert Ramón VI von Toulouse, ein Alliierter des Königs von Aragón, zwischen 15 und 20.000 Soldaten in der Schlacht von Muret, und alle Ländereien der Herrschaft von Toulouse, Foix und Comminges fallen an Simón von Montfort, dem Sieger. Er wird Herzog von Cardona, Fürst von Toulouse und Herr von Beziers und Carcassone. Der Sieg wird durch die plötzliche Unterstützung des Papstes Innozenz III. ermöglicht. Er glaubte, auf diese Weise die Häresie der Katarer, welche sich über ganz Aquitanien verbreitet hatte, beenden zu können.
Der Schlacht von Muret folgten bald andere Kreuzzüge. Der heilige Feldzug endete erste mit der vollständigen Vernichtung des Gegners. Das Ende war vorhersehbar, standen doch 500.000 Soldaten einigen wenigen Predigern und Bauern gegenüber. Kurz nach Muret töteten die Truppen von Montfort in Béziers, in der Nähe von Perpignan, die gesamte Bevölkerung von 60.000 Einwohnern. Der Abt Arnold gab die Weisung aus: „ Tötet sie. Tötet sie alle, und Gott wird es Euch im Himmel belohnen“.
Zum Glück waren nicht alle Wege der Kirche so blutig. Der heilige Domingo de Guzmán beging wenige Jahre später einen anderen Weg, um Aquitanien zu befrieden: den Rosenkranz und das Gebet. Wir der Heilige es ausdrückte, stellte das Gebet den Betenden unter den Schutz Gottes und immunisierte ihn auf diese Weise gegenüber der Häresie.
Aquell Temps com Era Jais (In jenen Zeiten als es Jubel gab)
Aquitanien fiel im Jahr 1271 unter die Herrschaft Phillips III. von Frankreich nach dem Tod von Alphonse von Poitiers. Trotz der Kriege und Schlachten gegen die Häretiker erlebte das Land eine Zeit des Jubels, welche von ten Troubadouren besungen wurde.
Verwaltungstechnisch ist Aquitanien in unseren Tagen aufgespaltet zwischen den französischen Regionen von Aquitanien (mit Ausnahme des französischen Baskenlandes), Midi-Pirynées Limousin, Auverne, Languedoc-Rousillon (mit Ausnahme des Departements der Östlichen Pyrenäen, welches das nördliche Katalonien darstellt), die Provence- Aloen-Côte Azur, einen Teil der Rhone-Alpen, Poitou-Charentes und Zentrum.
In der gesamten Gegend, zu welcher das Valle de Arán gehörte, wurde die gleiche Sprache gesprochen: das Occitansich, in der Hauptsache mit dem Einschlag von Toulouse. In dieser Sprache wurden die wichtigsten Poesien und Lieder des XI. und XII. Jahrhunderts geschrieben und gesungen. Der Ursprung dieser Sprache ist immer noch ein Rätsel; es hat keinen Bezug zur poetischen Tradition des Lateins seiner Zeit.
Es ist, und das ist unleugbar, eine ganz eigene Mundart, welche sich in diesen Gebieten mit Hilfe der Troubadoure ohne jeglichen äußeren Einfluss verbreitete. Diverse Studien bezeugen, dass die ersten Kreationen in dieser Sprache von den „Juglares“ –den fahrenden Künstlern- verfasst wurden. Es handelte sich dabei um Akrobaten und brotlose Sänger, auf welche der Ursprung dieser heldenhaften Lieder zurückzuführen ist. Viele Troubadoure waren adeligen Ursprunges, und das Verfassen von Liedern in der Sprache des niederen Volkes war für die Adeligen eine Art Zeitvertreib.
Wie auch immer, war die occitanische Sprache vom XII bis zum XIV Jahrhundert die literarische Sprache Frankreichs und des nördlichen Spaniens für alle Genre mit Ausnahme des Romans, wie es Ramón Viadal de Besalú in seinem Werk “Razos de Trobar” vorschlägt. Alle Troubadoure hatten eine anderen, persönlichen Stil, aber immer voller Lyrik, Einfallsreichtum und einer Prise Humor; angefangen beim berühmtesten Troubadour aller Zeiten, Guillermo von Poitiers, IX. Herzog von Aquitanien –dessen Ländereien sogar die des Königs von Frankreich übertrafen- bis hin zu Cervera de Giron mit seinen fast 120 Kompositionen, und dem streitsüchtigen Guillerm de Berguedà, welcher den Herzog Ramón Folc de Cardonga meuchlings ermordete.
Jahrzehnte der Unabhängigkeit
Die schwierigen nächsten Jahrhunderte, mit der Expansion Kataloniens, dem Handel im Mittelmeerraum, den Revolten und dem wirtschaftlichen Auf und Ab haben fast keinen Einfluss auf das Val de Arán. Das Tal lebte Jahrhunderte lang nach seinen eigenen Normen, welche in der „Querimonia“, einer Art Charta Magna, festgehalten wurden. Diese Verfassung wurde vom König Jaume II am 26. September 1313 dem „Conselh Generau d´Aran”, dem Rat des Tales, übergeben. In ihr wurden die Rechte und Pflichten im Tal festgehalten. Dieses Pergament blieb bis zum Jahr 1835 gültig, und ist ein Zeugnis für die freisinnige Haltung der Einwohner des Tales, welche sich weder dem römischen Recht, noch dem germanischen Recht oder dem kirchlichen Recht beugten. Es handelt sicher um uralte Stämme der iberischen Ureinwohner Spaniens, welche wahrscheinlich aus dem Baskenland und dem Fluss Ebro folgend im Tal Zuflucht fanden.
Die Einwohner des Tals hatten pro Haus einen „Cister“ Getreide als Steuer an den König zu zahlen, um die Felder zu bewässern und bebauen zu können, und um Mühlen arbeiten zu lassen. Dank dieser Abgabe an den König dürfen die Einwohner des Tales ohne weitere Beschränkungen im Tal und auf den Bergen die Wiesen bewirtschaften, Heu einfahren, jagen und Holz fällen. Weder der später Vertrag der Pyrenäen (7. November 1659) –welcher dem Dreißigjährigen Krieg ein Ende setzt- und in welchem Spanien das Roussillon, das Conflent, das Vallespir und einen Teil der Cerdaña an Frankreich abtritt und so in etwa die heute noch gültige Grenze zwischen beiden Ländern festgelegt wird, noch die späteren „Dekret de Nueva Planta“, mit welchen Phillip V. die Privilegien Kataloniens aufhebt, stören das Leben des Tals.
Im Tal hat jedes Haus seinen Namen, welcher sich auch auf die Mitglieder der Familie überträgt. Von allen Familienmitgliedern (dem “cap de la casa” oder “padrí” –Oberhaupt der Familie, der “mestressa” oder “padrina” –Mutter- und dem „pubill“ oder „pubilla“ – Sohn oder Tochter) hat nur Einer das Recht und die Pflicht, den Besitz der Familie zu wahren und weiter auszubauen. Es ist der „hereu“, der älteste Sohn und damit der Erbe. Die Rechte und Pflichten, die Aussteuer und der Wohnsitz werden schriftlich vor dem Notar festgehalten, um den Besitz der Familie zu wahren.
Invasion der Moderne
Es sind die Truppen Napoleons, welche dem ruhigen Leben im Tal ein Ende bereiten. Eines Tages im Jahr 1810 erwählt Napoleon den Pass von Viella, um in die iberische Halbinsel ein zufallen und Spanien zu erobern. Die alten Privilegien des Tales werden somit abgeschafft, und das Tal wird und der Regentschaft von Maria Cristina zu einem Teil der Provinz Lérida.
Im XX Jahrhundert erlebt das Tal von neuem eine Invasion; dieses Mal jedoch nicht von französischer Seite aus, sondern es wird von spanischen Rebellen besetzt. Am 19. Oktober 1944 fallen an die Tausend Veteranen des Spanischen Bürgerkrieges in das Tal ein, in der Hoffnung auf internationale Unterstützung. Neun Tage später hatten die nationalen Truppen des General Franco die Situation wieder im Griff, und der Versuch der Guerilleros endete mit 129 Toten, 214 Verwundeten und 218 weiteren Gefangenen. Der größte Teil von diesen Gefangenen wurde später hingerichtet.
Nur vier Jahre nach diesem traurigen Vorfall, durch den Spanien unmissverständlich in eine Diktatur fiel, welche bis zum Jahr 1975 dauern sollte, wurde der Tunnel von Viella gebaut, der das Tal aus seiner winterlichen Abgeschiedenheit befreite. Der Tunnel wurde im 2007 von Grund auf renoviert. Heute hat das Tal zu einem guten Teil seine Autonomie und seine historischen Rechte zurück gewonnen und hat durch den Erhalt seiner Traditionen einen hohen touristischen Wert.
Besuch des Städtchens Viella: Ein Gipfel am anderen Ende des Tunnels
Der Gast des Parador, welcher uns im Winter besucht, wird durch die winterliche Atmosphäre verzückt sein, ob er uns nun zum Skifahren besucht oder nicht.
Ganz in der Nähe ist Baqueira Beret eines der beliebtesten Ziele für Skifahrer in diesem Teil der Pyrenäen. Es ist ratsam zu wissen, dass das Tal im Winter äußerst kalt ist, und dass es auch im Frühjahr oder Sommer ratsam ist, warme Kleidung mitzunehmen. Bergschuhe sollten ebenfalls nicht fehlen, wenn der Besucher die zahlreichen Wanderwege begehen möchte. Die Hauptstadt des Tales verfügt über ein reiches Angebot an touristischen Leistungen, und sie hat es verstanden, ihren eigenen Charakter zu bewahren.
Von Parador aus, gegenüber den Bergen, führt die Avinguda Castiero direkt nach Viella hinein. Der Weg ins Innere des Ortes ist so kurz (ca. 300 Meter), dass es nicht lohnt, dafür den Wagen zu nehmen. Unsere Schritte sichten sich so hin zur Kirche des Heiligen Michael, mit seinem stolzen Turm aus dem XVIII Jahrhundert. Mit Ausnahme des Turmes, stammt der größte Teil der Kirche vom Ende der Romanik. Wir betreten das Gotteshaus durch das gotische Tor. Der Taufstein stammt aus dem XII Jahrhundert, während die Tafeln am Hauptaltar aus dem XV Jahrhundert stammen. Die wertvollste Figur der Kirche war im Prinzip nicht für diese Kirche bestimmt; sie stammt aus der nahen Kirche von Santa María de Mijarán. Es handelt sich um einen Christuskopf von ungewöhnlich großem Proportionen, einem einzigartigen romanischen Exemplar, welches wahrscheinlich anfangs Teil einer größeren Skulptur war.
Zeichen einer Identität
Nach dem Besuch der Kirche sollte der Gast sich zum Tourismusbüro begeben, in der Sarriulerastrasse, 10 (die erste Straße, welche parallel bis hin zum Fluss führt). Die hier erhältliche Information ist nützlich, um seinen Aufenthalt im Tal zu planen.
Bevor der Gast sich dem Zauber der Berge hingibt, empfehlen wir, die Räume des „Museo dera Val D´Arán“ zu besuchen. Hier findet der Gast zahlreiche Beispiele des historischen und anthropologischen Reichtums des Tales. Die gesamte Geschichte des Tales wird hier in Ordnung aufgezeichnet, von den prähistorischen Annalen bis zur Gegenwart. Um vom Tourismusbüro zum Carrer Major, 26 zum Museum zu gelangen brauchen Sie nur den Fluss zu überqueren.
Der Turm, welcher die Schätze des Museums beherbergt, heißt „Turm des Generals Mathinhon“. Er ist Teil eines alten Bürgerhauses aus dem XVII Jahrhundert. Außer der archäologischen Resten und den zahlreichen Geräten, Fotos und Dokumenten von unschätzbarem ethnologischen Wert, beinhaltet die Sammlung auch eine wertvolle Sammlung mittelalterlicher Kunst. Das älteste Kunstwerk ist der „Cristo de Casarilh”, eine Schnitzerei aus dem XII Jahrhundert. Der „Cristo de Escunhau” aus dem XIII Jahrhundert ist ein weiteres wunderbares Beispiel der aranesischen Romanik.
In Viella gibt es noch in weiteres wichtiges Museum, welches vor Ort die wirtschaftliche und industrielle Geschichte dieser kleinen Nation zeigt, die Jahrhunderte lang von der Schafzucht lebte. Die Wollfabrik wurde gegen Ende des XIX Jahrhunderts von einem Bürger errichtet, welcher in Frankreich die Kunst der Umwandlung von Wolle in Garn erlernte.
In der Fabrik kann der Besucher die verschiedenen Schritte und technischen Geräte zur Herstellung von Wolle und Garn kennen lernen. Zu aller erst braucht es die Kraft des Flusses Nere, welcher die Mühle antreibt. Die Kraft des Wassers bewegt die Schaufeln der Mühle und erleichterte so die harte Arbeit der Frauen. Im Jahre 1963 zerstörte eine Überschwemmung die Mühle, welche eine wichtige wirtschaftliche und soziale Rolle spielte. Heute kann der Besucher die Mühle dank der Witwe des Gründersohnes wieder besichtigen. Hoffentlich steht dieses Monument in Zukunft unter öffentlichem Schutz. Die Mühle steht am Fluss, gegen Osten, auf der nahen Uferseite.
Wenn wir nun etwas weiter westlich spazieren bis wo die ersten Bewohnen ihre Megalithen errichteten, haben wir das Wichtigste des Ortes gesehen. Wir müssen den gesamten Ort durchqueren und parallel zur Straße nach Frankreich rechter Hand weitergehen. Auf Höhe der Feuerwehrwache steht er: die “Piedra de Mijarán”, ein Menhir aus jenen Tagen. Auf der anderen Straßenseite, ganz in der Nähe des Flusses, steht eine neue Einsiedelei in der Nähe der alten Ruinen.
In Viella gibt es weiterhin eine Bibliothek, ein Eisstadion, Bars, Restaurants, Kino und andere Freizeitangebote, welche das Angebot an Dienstleistungen des Hauptortes abrunden.
Ausflüge in die Natur
Nationalpark von Aigüestortes i Estany De Sant Maurici
Die gesamte Landschaft unter diesen Gipfeln ist verzaubert. Es ist fast unmöglich, sich ihrem Zauber zu entziehen.
Es ist unmöglich, eine falsche Entscheidung zu treffen. Jeder Weg ab Viella ist es wert, begangen zu werden. Sollte der Gast unsere Empfehlung annehmen, so sollte er zu aller erst den Nationalpark von Aigüestortes i Estany De Sant Maurici aufsuchen. Er erstreckt sich auf fast 14.000 Hektar über die Regionen von Pallars Sobirà und Alta Ribagorça. Es ist ratsam, seine Touren im Nationalpark der Wetterlage, der zur Verfügung stehenden Zeit und den eigenen Kräften anzupassen.
Der Gast hat die Wahl zwischen thematischen Routen, geführten Wanderungen und beschilderten Wegen. Das Angebot von Aigüestortes ist reich, und kann so gut den individuellen Vorlieben angepasst werden. Es gibt die Möglichkeit, über Schnee (Schneeschuhe) zu wandern, die Wälder zu erkunden und die Gipfel zu erklimmen, oder einfach lange Wanderungen entlang der Täler zu machen. Mann kann die Pässe im Licht der Quittenbäume am lichten Ende des Winters oder während der Schmelze erkunden. Es gibt Touren, um die Flora kenne zu lernen, oder die Obstsorten, die Pilze oder die Tierwelt, je nach Jahreszeit. Es gibt sogar nächtliche Wanderungen, um die Sterne und die wilde Fauna zu bestaunen.
Die Achse der Pyrenäen zeigt im Nationalpark ein komplettes Muster der geologischen und botanischen Merkmale, sowie von der Tierwelt. Die verschiedenen Höhenlagen, die Morphologie der Felsen und ihre verschiedene Ausrichtung der Sonnen und den Winden gegenüber ergeben eine vielfältige Landschaft mit wunderbar und überwältigend vielen Facetten. Es gibt im Park an die 200 Seen, ungefähr 1.500 verschiedene Pflanzenarten und mehr als 200 Arten von Wirbeltieren. Mann kann Otter bestaunen, Luchse, Hermeline, Siebenschläfer oder Geier. Die reiche Natur formte sich während der Urzeit und gewann seine heutige Form, nachdem während des Tertiärs die Felsen das Meerwasser herauspressten und die Felsen glatt schliffen.
Aber das ist noch nicht alles. Damit der Nationalpark nicht den Einflüssen der Zivilisation ungeschützt ausgesetzt ist, sind weitere 13.000 Hektar Fläche in seiner Umgebung ebenfalls geschützt. In diesem Areal befindet sich nicht nur eine Naturlandschaft von hohem ökologischem Wert, sondern auch eines der wichtigsten Erben romanischer Kunst. Obwohl das Tal von Boi das Siegel „Kulturerbe“ der Menschheit trägt, gibt es im Tal von Aneu weitere prächtige Bauten.
Alle Orte im Umkreis des Nationalparks verfügen über Information über den Nationalpark. Am oberen Ende des Liftes des Estany Gento steht ebenfalls ein Informationsbüro. Von Viella aus kann man zum Park sowohl in südlicher Richtung, durch den Tunnel und das Tal von Boi, über die N- 230 gelangen, wie auch in nördlicher Richtung, über die C-28 bis zum Informationspunkt von Espot. In beiden Fällen sind es ca. 50 Km Entfernung.
Gastronomie: Das Eis brechen
Die arananesische Küche steht ganz im Dienste des Menschen. Die langen Schneefälle, die außergewöhnliche Kälte und die physischen Strapazen, welche das Gebirge den Einwohnern auferlegt, bringen es mit sich, dass die Küche im Val de Arán eine deftige ist. Wild: Hase, Gämse und Wildschwein. Haustiere: vor allem, natürlich Lamm, aber auch Rind, Schwein und Huhn. Die Früchte des Waldes, Pilze inklusive, und vor allem Kohl, eines der im Norden am meisten benutzten Gemüse. In der Art der Zubereitung sieht man noch den Einschlag der Gascogne.
Ganz zuoberst steht die “Olla Aranesa”, der Eintopf. Zusätzlich zu all den Zutaten, die der Gast bei einem Eintopf erwartet (Bohnen, Schweinefleisch, Kartoffeln, Huhn und Speck) kommen noch hinzu der besagte Kohl und die katalanischen Wurstspezialitäten „butifarra negra“ und „longaniza“. Es handelt sich bei diesem Eintopf um den besten Schutz vor Kälte schlechthin, und allen Gästen mundet er. Bei der „Seganheta“ liegen die Sachen schon etwas anders, denn wichtigste Zutat ist hier das Schweineblut, das bei manchen Gästen Vorurteile hervorruft. Es gibt wunderbare Rezepte mit Kartoffeln und Kohl, beide mit Fleisch ausgefüllt. Der „Paté“ oder Gänseleber ist in dieser Gegend ebenfalls ein Tagesgericht. Außer der Leber, enthält der Paté auch Teile der Brust und des Halses, alles mit Pfeffer abgerundet, und der Pyrenäenkäse.
Von den Wassertieren greift die Küche des Val de Arán nur auf die zurück, die am leichtesten zugänglich sind: die Flussforelle und der trockene Hummer. Die Nähe zu Frankreich zeigt ihren Einfluss mit Gerichten wir den crèpes, die hier jedoch ihre eigene Zubereitung erfahren, mit Kognak und Vanille. Eine andere Nachspeise, die auf Kognak basiert, sind die in Schnaps eingelegten Pflaumen. Sie geben gleichzeitig die Nachspeise und den Schnaps.
Das Geheimrezept
Rundbraten vom Lamm mit Arandanos
Zutaten: (für 4 Personen)
- Lammbraten, ca. 1 Kg.
- 300 gr. de Kürbis
- 1/2 kg. Zwiebeln
- 200 gr. Blaubeeren
- 1/2 kg. Pilze (“rovelló” oder “níscalo”)
- Einige Knochen
- Salz, eine trockene Pfefferschote, ein Lorbeerblatt, Thymian
- Ein Glas Weißwein
- Olivenöl
Wie schon bereits erwähnt, ist man in dieser Gegend gern mit Fleisch gefülltes Gemüse. Das nächste Rezept versuchte es umgekehrt: mit Gemüse gefülltes Fleisch. Die Zutaten oben sind für das Fleisch. Es folgen die Zutaten für das Gemüse:
Zutaten: (Füllung)
- 1/2 Kg. Zwiebeln
- 1/2 Kg. Níscalos-Pilze
- 1/2 Kg. Gehacktes vom Kalb
- 3 Eier
- Salz, Öl, Muskatnuss, Lorbeer und gemahlener Knoblauch
Wir beginnen mit der Füllung. Die Zwiebeln zusammen mit dem Kürbis, den Pilzen und der Pfefferschote andünsten, nachdem man alles fein zerschnitten hat. Nach etwa 15 Minuten, die Gewürzkräuter und ein halbes Glas Wein hinzugeben. Nachdem alles gut verrührt und etwas eingekocht ist, des Fleisch und die Eier hinzugeben und bei etwas stärkeren Hitze andünsten. Sobald sie gar ist, geben wir die Füllung zum Lamm und binden den Braten zusammen.
Wir geben den Braten in ein großes Gefäß und lassen es andünsten, damit es Farbe und Köper annimmt. Dann geben wir das Gemüse, die Pilze und den Rest des Weines hinzu, zusammen mit den Blaubeeren und einem Glas Bratensauce. Nach etwa einer halben Stunde bei mittlerer Hitze (nachdem der Bratensaft aufgenommen ist), legen wir das Gemüse beiseite und geben noch ein paar Gläschen Bratensaft hinzu. Wir legen den Deckel auf und lassen das Ganze so langsam wir möglich schmoren. Nach einer Stunde ist der Braten soweit und kann aufgeschnitten werden. Anrichte: das Gemüse mit einem Löffel Öl in der Pfanne anwärmen und über das Fleisch verteilen.
Die Bilder, Grafiken und Texte in dieser Parador- / Ortsbeschreibung stammen von unten genannten Autoren, bei denen wir uns recht herzlich bedanken möchten. |
Bildmaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.
Videomaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.
Texte:
Miguel Garcia Sanchez
Zeichnungen:
Fernando Aznar