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Villafranca del Bierzo und sein Parador



Villafranca des vollkommenen Ablasses


Parador Villafranca del Bierzo

“...Wallfahrer, Wanderer oder Pilger: nur Dein Stock
wird Dir den Weg weisen. Bei allen wirst Du Obhut
finden; der Führer und der Apostel aber ist in Dir...”
(Anonym aus dem 13. Jahrhundert)

Der Reisende, der derzeit kommt, geht oder zurückkommt, wird einen sicherlich überraschenden, aber nicht ganz neuen Anspruch finden:


”Der Bierzo, Provinz von León”.


Es handelt sich um einen alten, aber nie ad acta gelegten Anspruch.


Alles geht auf die Zeit des Absolutismus (1821) zurück, auf das so genannte “Liberale Triennium”: Durch Entscheidung des Parlaments wurde Villafranca zur kurzlebigen Hauptstadt der Provinz Bierzo gemacht. Denn schon kurz darauf mit der Restauration von Ferdinand VII. würde die provinzielle Unterteilung wieder in das alte Gleichgewicht kommen.


Und so liegen die Dinge auch noch heute. Vielleicht kann dies das ewige Vorrecht, aber auch die Verdammung dieser Täler erklären: Seit Urzeiten ist der Bierzo Land aller, aber auch Niemandsland. Ein in jedem Falle begehrter Bezirk; etwas versteckt, denn so wollte es die Geografie, und weil es die Bewohner auch heute noch so bevorzugen. So sehr sie sich auch anstrengen, so offen zu sein wie die Kastilier und so gastfreundlich wie die Galicier, sie sind es zwar auch, aber...


Die Bercianer sind definitiv dazu berufen oder dazu verdammt, einen breiten und überraschenden Sonderstatus einzunehmen, in diesen fruchtbaren Tälern, von allen Seiten von Bergen und Gipfeln wie den “Piedrafitas” mit uralten keltischen Traditionen umgeben und umhegt. Oder die waghalsigen “Ponferradas” mit Kohlenminen, die bis in teuflische Tiefen hinunterreichen. Und auch die emporragenden “Corullones”, wachende Zeugen und Wächter ausgeprägter Künste und des Kunsthandwerks; dann die Minen des begehrten und kriegerischen Wolframs, als dieses Mineral nach dem Spanischen Bürgerkrieg mit seinen einzigartigen und männlichen Eigenschaften zum Bau von Panzern und Kanonen für das Dritte Reich herhalten musste.


Alles weist darauf hin, dass die Römer aufgrund des privilegierten Klimas und des außergewöhnlichen Reichtums an Bodenschätzen wohl doch nicht gesponnen haben, als sie so viele Mühen und Legionen auf dieses Gebiet verwandten.


Die “Médulas” waren die wichtigsten Goldminen des römischen Imperiums, die gegenwärtig in eine erschreckende Gespensterlandschaft verwandelt wurden. Noch heute kann man die Prozedur der Erzgewinnung nachvollziehen: durch zahlreiche in die Berge gebohrte Stollen wurden riesige Wassermassen durchgeschleust, die weit oben aufgestaut waren. Das Bad aus geschliffenen Steinen, Lehm und Gold wurde dann mittels eines Geflechts aus Heidekrautästen gefiltert... Drei Jahrhunderte lang sollen hier viele tausend freie Männer, Sklaven und Legionäre gearbeitet haben, um schließlich 230.000 Kilogramm Gold zu fördern, laut den einen, oder bis zu einer Million, laut anderen Quellen. Dieses Gold wurde zur wertvollsten Finanzquelle des Imperiums.


Und seit Ende des 11. Jahrhunderts sollte die Region Zeiten von reger Tätigkeit erleben, nicht nur wirtschaftlich, auch dank der von Osmundo, dem Bischof von Astorga, mit Eisen verstärkten Brücke, die er bauen ließ, um den Pilgern nach Santiago den Weg zu ebnen. Und ein Jahrhundert später sollte sich hier auch der Templerorden ansiedeln, als Ferdinand II. die Stadt diesen bewaffneten Rittern überlassen hatte. Die Burg, die sich noch heute so hoch über der Stadt erhebt, wie sie nur gerade kann, und wie man sie gelassen hat, sollte zum letzten Bollwerk der Templer in Spanien werden. Im Laufe der Jahre und mit dem nachlassenden Enthusiasmus für den Jakobsweg verändert Ponferrada sein frommes Äußeres und widmet sich weltlicheren Aktivitäten: Die Stadt sollte sich zu einem mächtigen Handels- und Wirtschaftszentrum des Bierzo entwickeln. Allmählich verwandelte sich die Stadt der Templer in einen Ort der Jahrmärkte und Märkte, ein Bergbauzentrum und eine betriebsame Industrielandschaft. Nichtsdestotrotz wurde eine tiefe Religiosität aufrechterhalten und es geschahen auch Wunder. Wie jenes, das sich im 16. Jahrhundert im Umkreis zutrug, “...infolge des Raubes einer wertvollen Monstranz, die der waghalsige Gauner in einem Brombeerstrauch versteckte. Den Jägern wollte es nicht gelingen, eine der zahlreichen Tauben zu treffen, die dort umherflatterten...”


Die Kirche von Villafranca “...aber eines Tages sollte ein frommer Müller den heiligen Behälter entdecken. Daraufhin wurde der ruchlose Dieb gefasst, seine Hände wurden abgeschnitten, man richtete ihn hin und zog ihn durch die gesamte Stadt. Das Wunder wurde mit Prozessionen und Messen unter dem Vorsitz des Bischofs von Astorga gefeiert...”


Man weiß bereits: es war der Weg von Santiago, der am meisten und besten die Geschichte des Bezirks des Bierzo, aber auch vieler anderer Gegenden mit vielfältiger Kunst und Kultur erhellte.


Vom Bezirk der Maragatería aus (über Astorga) schlägt man den Weg ein, der nach Poncebadón hinaufführt und kommt nach Ponferrada, um dort Unterkunft zu suchen und sich auszuruhen, wieder Kräfte zu sammeln und die Wunden an Körper und Geist zu heilen. Und um neue Ausrüstung zu suchen – Karten für die Marschroute, Orte der Erholung und der Versorgung mit Viktualien; Schuhwerk und sogar Brücken über Flüsse mit Trinkwasser. Villa-Franca (freie Stadt) war zu romanischen Zeiten vielerorts unter diesem Namen bekannt, sie bot die letzte Gelegenheit, bevor man die schwierigen Bergpfade bestieg, die schließlich zu den Landstrichen von Lugo führen sollten, nach der furchterregenden Überquerung der Gipfel von Piedrafita. Man schätzt, dass auf diesen heiligen Pfaden in den Glanzzeiten jedes Jahr zwischen 200.000 und 500.000 Pilger vorbeikamen. Alle von der erhabenen Wärme des Wegs angezogen, aber nicht alle vom Licht des Apostels geleitet: Es war eher ein Wirrwarr aus wirklich Heiligen, heiligen Sündern, Reliquienhändlern, Gauklern aller Art, oder ganz einfach Abenteurern. Doch manche hinterließen ihre Bräuche und Gepflogenheiten; Künste und Kunsthandwerk...: eine weise Mischung von Kulturen, die noch heute zum Vorschein kommen oder sich zumindest leicht erahnen lassen.


Im Herzen des Bierzo aufatmen


Am besten wäre es, wenn der Reisende sich der Stadt von Süden nähert, nicht weit von der Autobahn, wegen der stolzen Burg. Und nicht selten wird er dann Teile der universellen Musik der Halffter hören, die diese stets in einigen der halbwegs renovierten Türme des ersten Palastes der Markgrafen von Villafranca komponierten. Die Pilger, die es bis hierher schafften, – bisweilen krank, oder mit Schmerzen - konnten denselben Ablass erhalten, wie man ihn vor dem Grab des Apostels in der Kirche von Santiago de Compostela selbst gewährt bekam. Dies zeigt noch immer das ausgezeichnete romanische Tor der Vergebung. Und bereits mitten in der Stadt, die zu Beginn des 11. Jahrhundert ins Leben gerufen und getauft wurde, und für die die gallischen Mönche des Ordens von Cluny Pate standen, die diese zurückgezogenen Täler wählten, weil sie “ein Traumort” waren und von den freigebigen Flüssen Valcarce und Burbia befruchtet wurden. Und ausgerechnet in diesen Auen errichteten sie ihr Lieblingskloster mit der heiligen und großzügigen Berufung, sich der “vielen und schweren” Bedürfnisse von Körper und Seele der Pilger anzunehmen, die von Frankreich aus immer wieder bedürftig hierher kamen...


Die Burg mit Garten Dies sollte bald ein wohltuender und fast obligatorischer Halt werden, zur Heilung und zum Verschnaufen des gebeutelten und frommen Wanderers. Diese einfache Siedlung sollte alsbald von den Lichtern und dem Glanz des Apostels erleuchtet werden. Und nicht wenig später, ausgestattet mit dem Titel und den Pfründen eines “Ritterguts”, sollte sie durch die adligen Hände vieler Feudalfamilien gehen: Die La Cerda, Grafen von Medinaceli, so um das 14. Jahrhundert herum; die Enriquez, Herzöge von Benavente, auch etwa um diese Zeit. Die Grafen von Trastamara, bereits zu Anfang des 15. Jahrhunderts. Und die Castro Osorio, Grafen von Lemos, und schließlich bis gestern noch die Alvarez de Toledo. Diese sollten unter anderem die ersten und beinahe endgültigen Glanzzeiten dieser ehrenwerten Stadt am Jakobsweg werden. Im Windschatten der unsterblichen Ablässe fallen endlos viele Kaufleute, von diensteifrig bis spekulant, mit vielschichtiger Moral in diese Gassen ein: Es werden in aller Eile, aber mit sehr vernünftigen Resultaten Konvente, Kirchen und Paläste aus dem Boden gestampft. Die Bevölkerung vervielfältigt sich und wächst bis zum Extrempunkt.


Um das 17. und 18. Jahrhundert herum sollte dieses Villafranca zum beneideten Vorbild für selbst weit entlegene Bezirke werden, wegen seiner politischen und wirtschaftlichen Macht, und vor allem wegen seiner begehrten künstlerischen und kulturellen Schätze und religiösen Bedeutung... Um die Mitte des 18. Jahrhunderts betreuten hier gut vierzig Kleriker, einschließlich des Abtes und der Stiftsherren der Kollegialkirche, die Stadt... Neben mehr als hundert Ordensgeistlichen, mit Mönchen und Nonnen verschiedenster Kongregationen...


Man denke nur daran, dass diese Stadt in der Mitte des 19. Jahrhunderts bereits einen Lehrstuhl für Latein hatte, eine öffentliche Schule und vier private Lehranstalten. Die Kirche des Santiago hält erhobenen Hauptes den Vorsitz über die wundersame und wunderreiche Stadt. Sie ist eine Kreuzung aus Kirche und Klause, ein heiliger Ort bescheidenen Umfangs, aber mit unermesslichen Reichtümern: die einen religiös, die anderen von unvergessenen Traditionen. Das ehrbare Ensemble ist ein unschätzbares Juwel der romanischen Meister. Sie sollte zu Anfang des 12. Jahrhunderts erbaut werden, als die ersten Pilgerkarawanen durchkamen. Sie rühmt sich einer einfachen, aber doch außergewöhnlichen äußeren Apsis in Form eines Halbkreises, mit drei Fenstern für die gerade ausreichende Beleuchtung des Presbyteriums. Man wollte sie mit einem doppelten Zugang ausstatten: Der Haupteingang weist drei der vielleicht einfachsten und hübschesten romanischen Halbkreisbögen auf. Auch die Seitentür ist erhalten und bietet einen Ausblick auf die Gipfel der nahe gelegenen Felsen der “Piedrafitas”. Hier wird der erschöpfte Pilger das ewige “Tor der Vergebung” finden, Werk von inbrünstigen christlichen Steinmetzen, die den bemerkenswerten trompetenförmigen Bogen mit sehr kuriosen Figuren schmücken wollten: All dies macht diesen Ort zu einem der besten romanischen Ensembles Kastilien-Leons. Und zweifelsohne zu einem privilegierten Vergnügen des frommen oder weniger frommen Spaziergängers...Die Kirche des Heiligen Franziskus zeigt eine außergewöhnliche Gotik – diese entstand aus hochheiliger Mönchsberufung und ist übermächtiger und überragender Kirchensitz dieser Umgebung. Sie wurde vom Heiligen Franz von Assisi gegründet und errichtet. Und sogar Wunder hat sie mehr als genug aufzuweisen...


Die Seitenansicht des Paradors Dies ist zweifelsohne ein eindrucksvolles Gotteshaus mit vielen Verdiensten, die ihm niemand wegnehmen kann: Mit mehr als berechtigtem Stolz kann sie für sich behaupten, den heiligen Gründer selbst erlebt zu haben...Die Kirche ist eine vernünftige Kreuzung aus romanischen Großeltern und gotischen Eltern. Die mittelalterlichen Chroniken werden nicht müde, zu behaupten, dass Doña Urraca selbst es war, die sich für dieses stolze Gotteshaus verbürgte, das den Reisenden mit einem hochmütigen Giebel mit einer romanischen Stirnseite mit vier Halbkreisbögen empfängt, um vielleicht seine uralten romanischen Ursprünge zu kaschieren... So etwa um das 15. Jahrhundert hatte König Heinrich IV. den Einfall und die königliche Laune, die Kirche neu zu erfinden: hinzugefügte Türme, Kreuzgang und Konvent. Stets böse Zungen sagen, dass dieses großmütige und kostspielige Unterfangen die Frucht angeblicher Schulden und der Rückzahlung von Gefälligkeiten der Grafen von Lemos und der Markgrafen von Villafranca sei.


Man mag dies betrachten, wie man will, aber San Francisco ist eines der stolzesten religiösen Bauwerke des gesamten Bierzo. Oder die Stiftskirche, die über den Resten des Klosters von Santa María de Cluny erbaut und von Gil de Hontañón entworfen wurde, der auch die Arbeiten leitete. Und noch mehr Kirchen und Konvente.


Und auch mehr als ein Spital, das der Orden von Cluny zur Behandlung und Erholung der Pilger bauen ließ. Man schätzt, dass um das 15. Jahrhundert herum mehr als eine Hundertschaft an Handwerkern und Künstlern, Schuhmachern, Webern, Zimmermännern und Schmieden sich in der Stadt niedergelassen hatte...


Die calle del Agua [Wasserstraße], durch die der Weg des Apostels führte und noch heute führt, hat mehrere illustre Häuser vorzuweisen – wie das des Dichters und Romanciers Gil Carrasco oder das der Álvarez de Toledo – oder gar Paläste wie der des Inquisitors Torquemada. Nicht weit von hier, Corullón, ein Aussichtspunkt in bevorzugter Lage über den Bierzo- Tälern, Zuflucht von Mönchen und Einsiedlern; Burg und Versteck romanischer Juwelen, die der Reisende nicht aus den Augen verlieren sollte. Weiter oberhalb des Wegs, Pereje, Trabadelo und Ambasmestas, bis zur Krönung durch den Piedrafita-Gebirgspass mitten in Ancares, wo ein weiterer Halt für den Wanderer angesagt ist, um zwischen den “pallozas”, Häusern aus Granit mit strohgedecktem Dach, auf den Spuren des Heiligen zu wandeln, jetzt bereits auf entschieden galicischem Boden...Eigene und fremde Kulturen und Bräuche. In allen Jahrhunderten anfällig für die Invasionen der Nachbarn. Diese Siedlung – in ihren entferntesten keltischen Ursprüngen mit stolzen Prinzipien - sollte zu einer ausgezeichneten Symbiose zwischen keltischen, westgotischen und römischen Eroberern werden. Und einigen, aber nicht zu vielen, Arabern. Das, was die einen und anderen Nachbarn in dieser Gegend lassen wollten oder konnten - außer Sklaven und Wegen – war vor allem ein Repertoire an Bräuchen und Sitten, Verhaltensnormen und Gesetzen...


Erhalten ist bis heute auch eine der ersten Seiten der mozarabischen Geschichte unserer Halbinsel: die Kirche Peñalba de Santiago, die weit und breit ihresgleichen sucht...


Und es erwacht lebendig die Romanik der Burg der Templer... Heute Eigentum der Musikerfamilie Halffter, das mit viel Mühe erhalten wird und sich universeller Anerkennung freut... Und Herrenhäuser, wie die der Álvarez de Toledo, die auch heute noch auf ihrer Finca eine eigene und unabhängige Kapelle haben. Das zivile und religiöse Erbe umschließt noch viel mehr: Was die weltlichen Geschäfte angeht, muss der Fremde wissen, dass noch vor nicht allzu vielen Jahrzehnten hier wichtige Konservenfabriken, wie die der Familien der “Los Ledos” angesiedelt waren, von denen noch ein Schornstein erhalten blieb, ein unauslöschliches Beispiel vom verlorenen Glanz aus ebenfalls vergessenen Gründen...


...Und Geschichten wie die des “Wolframrauschs” – nur wenige Kilometer von hier – von saisonalen Bergarbeitern, die am Ende des spanischen Bürgerkriegs wieder vertrieben wurden (jedoch nur von anderen Bergleuten). Und auch eine Zementfabrik soll es gegeben haben, mit noch lebendigen Skeletten...Der Besucher wird aber überall unausweichlich angenehmere Spuren der Vergangenheit und Gegenwart vorfinden. Wir wollen nur einige wenige zitieren; die anderen, die sehr zahlreich sind, muss der Wanderer schon selbst entdecken. Es ist fast sicher, dass er diese ohne langes Suchen finden wird: denn hier pflegt man zu sagen, “dass wenn man keinen wertvollen Stein findet, so findet man einen Galicier, was auf dasselbe herauskommt”... (“que si no se encuentra una piedra de valor se encuentra un gallego; que para el caso viene a ser lo mismo”...)


Freie Jakobsstadt Villa Franca


Überischtskarte des Paradors und seiner Umgebung

  • 1. Santiago-Kirche: Einfaches romanisches Gotteshaus aus
    dem 12. Jahrhundert. Verehrt und bewundert das “Tor der
    Vergebung“ an der Nordseite.
  • 2. Kirche des Heiligen Franziskus: Im romanisch-gotischen
    Stil; ihre Gründung wird dem Heiligen Franz von Assisi
    zugeschrieben.
  • 3. Jesuitenkolleg, heute Paules: Im 17. Jahrhundert
    gegründet. Herrliches Barock-Retabel
  • 4. Konvent der Divina Pastora (Heiligen Hirtin): Früheres
    Santiago-Spital.
  • 5. Stiftskirche Santa María: Von den Mönchen von Cluny im
    12. Jahrhundert gegründet; mit Herberge für die
    französischen Pilger.
  • 6. Klausurkonvent des San José: In der Calle del Agua; gehört
    den Agustinas Recoletas.
  • 7. Konvent der Anunciada: Im Renaissancestil des 17.
    Jahrhunderts. Tor mit hübschem Bogen und toskanischen
    Pilastern.
  • 8. Klausurkonvent der Concepción: Von den zweiten
    Markgrafen von Villafranca gegründet; von den Franzosen
    im Unabhängigkeitskrieg geplündert.
  • 9. Die Burg: Wurde von den Markgrafen von Villafranca zu
    Ende des 15. Jahrhunderts in Auftrag gegeben.
    Calle del Agua: Dichtgedrängte Sehenswürdigkeiten des
    zivilen Bauwesens.


Küche des Bierzo, schmackhaft und reichlich


Die Fruchtbarkeit dieser Berge, Flüsse und Täler gibt reichlich Anlass zu Menüs mit natürlichen und saftigen Gerichten, wie könnte dem auch anders sein.


Wild ist reichlich vorhanden – sowohl Nieder- als auch Hochwild – und auch an Fischen mangelt es nicht, wenn auch der Fischfang eher heimlich betrieben wird, “aus Liebe zum Sport eben”, wie man so sagt. Obst, Gemüse und Gartenkräuter gibt es in Hülle und Fülle. “Dann wartet noch das Meer dort hinter den Bergen. Und selbst der Wein ist unser ”...


Hierzu kommen noch die gesammelten Rezeptbücher, die Tausende von Pilger im Laufe der Jahrhunderte aus allen Kulturen und Ländern hier hinterlassen haben: aus Frankreich, Katalonien, Navarra, Palencia, León... Oder die Völker, die hier herkamen, um zu bleiben: Römer, Mauren, Juden, Asturier, Bergbewohner …


Das Resultat ist kein sehr langes, aber breites Repertoire an Produkten, Küchen und Gerichten.


Der neugierige Tourist wird es bereits erahnt haben, die Tugend der Küche ist eher die natürliche Aussteuer als himmlisches Wunder: Privilegien dieser Täler, durch göttliche und bescheidene Hände... Schützende Felsen, die diese geduldigen und mutigen Bauern ihr eigen gemacht haben: Auf hoch emporragenden und harten Felsen gelang es ihnen, unwahrscheinlich hohe, schwindelerregende und sehr enge Terrassenbeete anzulegen.


Wie aus einem Wunder aus göttlichen und sündigen, menschlichen Händen finden wir hier ein überraschendes fruchtbares Durcheinander, Kartoffeln, die ihresgleichen suchen, Kastanien, die unaufhörlich fallen. Nussbäume, die die Landschaft überschütten; frühreifes vorzügliches Obst und Gemüse; Roggen, der für die bercianischen/galicischen/leonesischen Gerichte unentbehrlich ist...


Das Restaurant des Paradors Soviel Vielfalt lässt der Kreativität freien Lauf und schafft ausgezeichnete Gerichte – einige davon exklusiv und manchmal ausschließlich hier zu finden: wie der “Botillo”, eine vergrößerte Schweinsblase gefüllt mit Innereien auf der Grundlage von nicht zu sehr vom Fleisch gelösten Schweineknochen, gut gewürzt, mit scharfem Paprika und geräuchert.


Dieses Haus hat sich immer zu recht gerühmt, Fahnenträger und Bollwerk – wenn auch nicht das einzige – dieser schlichten und zugleich stolzen Küche zu sein. Und so sind seine Menüs bei Anwohnern, Fremden und Pilgern aller Art gleichfalls beliebt.


Das Angebot ist stets angemessen und ausreichend variiert, aber mit den notwendigen Modifizierungen, die die Saison zwangsläufig auferlegt.


Wie dem auch sei, möchten wir einige der immer wiederkehrenden Gerichte hier vorstellen:


  • Die weißen Bohnen aus Bañeza mit Geschmortem in den aller verschiedensten Varianten.
  • Besondere Zusammensetzung aus Hühnerkeulen aus den Hühnerställen, die es hier noch reichlich gibt. Häufig dargeboten mit geheimen Pepitorias [Saucen aus Zwiebel, Knoblauch, Mandeln und Wein, mit Eigelb legiert].
  • Ab und zu überraschend frittierter Fisch; wie ein Seehecht-Spieß mit Feigen und anderen Leckereien. Oder Wolfsbarschrücken und Venusmuscheln an Cidre und Shrimps...
  • Das Beste der Kälber aus dem Bierzo, eine weise Kreuzung aus leonesischem und galicischem Rind; In dieser Gegend häufig mit süßsauren Feigen und anderen schwer zu erratenden Delikatessen serviert: Vielleicht frittierte Milchkrem; eine Schüssel Kastanien, die in Milch zermahlen wurden und mit einer Brise Zimtzucker angemacht werden.
  • Weicher Ziegenkäse mit Quittenmarmelade. Käse aus der Region Ambas Mestas, Cremespeisen mit Zimt...

Und Nachspeisen, die man wohl anderswo kaum findet: Dieses Villafranca hielt schon immer den Titel des Königreichs der Süßspeisen inne: Konserven, Puddings, Sauerkirschen...


Und falls dem Pilger aufgrund seiner Wanderlust nicht immer danach ist, in diesem Parador zu verweilen, so könnte er seinem frommen Aufenthalt einige sündige Spaziergänge durch die nähere Umgebung gönnen, die sicherlich die eine oder andere Überraschung bereithalten.


DAS GEHEIMREZEPT


BOTILLO


Der Leitspruch dieser besonderen Umgebung lautet: “Fragen können, um besser zu kaufen“.


Und beim Namen nennen können:

Das was man in der spanischen Hochsprache “botillo” nennt, kennt man in der Mundart dieser Region als “botelo”.

Es ist eine Wurst, die man fast nur hier findet: sie wird auf der Grundlage von einer Art Knochen mit noch ein wenig Fleisch dran gemacht, und anderen Schlachtresten vom Schwein, die gut mit Paprika und anderen Gewürzen je nach Geschmack und Vorliebe eines jeden gewürzt werden. Das ganze wird dann in eine fette Hülle der Blase gestopft. Das Beste von der Blase des ungläubigen Tieres selbst.


Diese muss dann drei oder vier Monate lang am schwachem Holzfeuer geräuchert werden.

Der Rest ist ganz einfach: Der “Botelo” wird gekocht. Wenn er gerade richtig durch ist – nicht zu roh, aber auch nicht zu trocken – erhält er Kartoffeln und Kohl als Beilage. Und schon fertig: man serviere ihn sehr heiß und prüfe vorher, dass es ihm weder an Salz noch scharfem Paprika fehlt.


Von heiligen Pilgern und abgelaufene Wege


“...Wanderer, es gibt keinen Weg;
der Weg macht sich selbst beim Gehen...”
Antonio Machado

So sagte – oder schrieb – es Antonio Machado in einer weisen, aber tiefgründigen Vereinfachung.


Damals sollten diese Jakobswege gebaut werden, die heute schon fast halb so alt sind wie unser Christentum. Man kam auf der Suche nach Gnaden und Wundern auf geschwungenen Wegen, mit endlos vielen Qualen und anderen wundersamen Treffen auf der Suche nach der Grabstätte des Heiligen Apostels.


Mehr oder weniger auf diese Weise sollten die unsterblichen Jakobswege entstehen: Die einen eher an der nördlichen Küste entlang; die anderen durch die am wenigsten unwirtlichen Täler...


Eine stattliche Festung Villafranca und fast die gesamte Umgebung sollte fast ausschließlich und ein wenig zwingend aufgrund dieser heiligen Pilgerfahrten entstehen, auch wenn es dann anderen wirtschaftlichen Interessen und noblen Aktivitäten von Händlern und anderen wertvollen und notwendigen Berufen für diese Legion von häufigen und frommen Besuchern nachgehen sollte:


Kurz gesagt, schon fast seit den Anfängen sollte dieser Weg genauso fromm wie rentabel sein, ohne dass je jemand den vollkommen Ablass angezweifelt hätte.


Der Tourist, Reisende, Pilger und Wallfahrer hat in diesem magischen und mysteriösen Bierzo die Qual der Wahl, irgendeine der Routen, die wir vorschlagen, oder die er selbst entdeckt, einzuschlagen. Jede ist die beste, alle stets lohnend. Und falls er Zweifel hat, so frage er in diesem Parador, wo man ihm die beste Information erteilen wird.


PONFERRADA. HAUPTSTADT DES BIERZO


Unvermeidlich römischen Ursprungs, und mit dem Willen, seine eigenen Identitätszeichen zu bewahren, wird dieses kleine römische Städtchen nicht sehr viel später durch den westgotischen König Teodorico, einen eifrigen Sämann des heiligen Glaubens und einsiedlerischer Gepflogenheiten, dem Erdboden gleichgemacht. In dieser Umgebung, so um die Mitte des 5. Jahrhunderts, sollten diese Landstriche des Bierzo ein frommes und weit verbreitetes einsiedlerisches Leben führen und als „Tebaida Berciana“ bekannt werden aufgrund der vielen Klöster, die überall wie Pilze aus dem Boden schossen.


Zum Ende des 11. Jahrhunderts, nachdem bereits die “Eisenbrücke” erbaut war, die Ponferrada den Namen gab, geschah das erste Jakobswunder, unter dem Schutz der Aktivitäten beim Durchzug der Pilger, mit saftigen Gewinnen durch Dienstleistungen und Gewerbe und einer bemerkenswerten Schar an Gaunern, Marktschreiern und anderen Händlern für notwendige Dingen für die Versorgung der frommen Wanderer: Gewisserweise das Entstehen von neuen und sehr modernen urbanistischen Normen. Es wurden Städte auf dem Reißbrett entworfen; nicht aus Willkür gewachsen, nicht durch das Schicksal der Zeiten geformt, wie dies bis dahin Brauch und Freiheit war: In gewisser Weise wurde hier die moderne Städteplanung erprobt.


Zum Großteil waren die Templermönche die weisen und frommen Krieger, die Beschützer dieser Ponferradas, Verantwortliche und Regenten seit Ende des 12. Jahrhunderts... Seitdem und bis heute rühmt sich die Stadt ihres noblen Beinamens “Stadt der Templer”.


Und dieser genauso legendäre wie legitime Orden sollte hier in der Burg von Ponferrada seine letzte Zuflucht, Macht und Einfluss finden, in diesem mittelalterlichen Spanien...


Es würde recht bald ein relativ wohlhabendes und spezialisiertes Bürgertum zwischen dem 13. und dem 15. Jahrhundert entstehen, mit Handelsaktivitäten, landwirtschaftlichem Handwerk und Fortschritten in der Arbeit in Landwirtschaft und Viehzucht. All dies erdrückend oft unter den unbeirrbaren und unmöglichen Forderungen von geizigen Adligen, Emporkömmlingen, Höflingen, die es nach der Kontrolle des “reichen und mächtigen Rittertums Ponferrada...” gelüstete.


Und so stets mehr und mehr: Ehrgeiz und Konspirationen führen zu Zerwürfnissen unter edlen Geschlechtern, die sich nur von grenzenloser Macht- und Geldgier leiten lassen.


Die Karte von Villafranca und Umgebung Wenig später im beginnenden 16. Jahrhundert versiegt die glorreiche Vergangenheit: Die Jakobspilger verlieren ihre Kardinalstugenden; der Glaube wird schwächer, zum großen Teil aufgrund der allzu häufigen Wunderschachereien auf diesen romanischen Wegen; die Hoffnung geht verloren angesichts des schlechten Benehmens, der Moden und Lebensformen der selbstgefälligen Kleriker- und Mönchsklasse. Und die christliche Nächstenliebe ist eine Ware, die mit Geld und Pfründen an zu vielen Ecken des Wegs gehandelt wird: Nachdem der Glaube an Wert verlor, versiegte die Geschäftsquelle.


Heute verbleiben genügend Belege, um mit ein bisschen Phantasie die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Wie der Uhrturm, der Teil der Mauer war, die Renaissance- Basilika Nuestra Señora de las Encinas, der Schutzpatronin des Bierzo; das barocke Rathaus aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert, die San Andrés-Kirche aus derselben Epoche. Und eine ganze Handvoll Straßen im alten Stadtkern, der auf jeden Fall einen Besuch wert ist.


LAS MÉDULAS


Genau vor den Toren von Ponferrada geht eine Abzweigung ab, der Weg zum bezaubernden und verzauberten Carracedo-See, der aus den Tränen einer Art Sirene namens Ondina Caricia entstand; eine mysteriöse, magische Sirene, die nur in Seen und Lagunen vorkommt: Sie pflegte sich in Vollmondnächten anzukündigen; zeigte sich aber nur den Leuten, die sich den Ufern der Gewässer mit aufrichtigem Glauben näherten...


So sollte der magische Lago de Carracedo entstehen: er war das Ergebnis des Wunders der unendlichen Tränen der Ondina Caricia, als ihre glühende Liebe für den römischen General Titus, damals Herrscher über Bierzos, nicht erwidert wurde: Dort neben dem See befinden sich genau “Las Médulas”.


Bevor der Reisende der Versuchung verfällt, den Bierzo über den Jakobsweg selbst, in Richtung Villafranca zu beschreiten und den krönenden Pass von Piedrafita zu überqueren, übe er sich in Geduld und Vernunft; es wäre doch schade, wenn er Peñalba und Compludo links liegen lassen würde.


In Peñalba gibt es ein künstlerisches Ensemble zu sehen, das nichts weniger als das gesamte Dorf selbst ist. Man muss das Valle del Silencio [Tal des Schweigens] und dort die Höhle besuchen, wo der Heilige Gennadius Buße tat.


In Compludo sollte man wenigstens die Eisenhütte besuchen, eine gigantische Schmiede, deren Gründung Jahrhunderte zurückreicht, und wo man heute noch erraten kann, wie die Wasserkraft geschickt ausgenutzt wurde, um die enormen Bälge und Schlegel zu bewegen: Ein Riesenhammer mit Klappermechanismus dient dazu, die Zeiten des Gießens und Abkühlens des Metalls nachklingen zu lassen.


Ein großer Teil der Pilger würde dem Weg vom Hospital de la Reina (das von den Katholischen Königen am Ende des 15. Jahrhunderts gegründet wurde) weiter folgen, um in Cacabelos Halt zu machen, einem Ort, der vor 10 Jahrhunderten dem König Ordoño II. gehörte. Er war auch Halt und Herberge für Pilger, wie er dies auch noch für den heutigen Reisenden ist. Zumindest die Pfarrkirche sollte man besuchen mit ihrer romanischen Apsis; die San Roque-Kapelle, die ursprünglich im 15. Jahrhundert errichtet wurde, und die neoklassische Heiligenstätte der Angustias.


Und im Vorbeigehen vielleicht einen der Weine aus beschränkten Ernte aus dem Ort probieren, begleitet von ein paar Tapas, die sehr vielfältig und genauso reichlich wie überraschend sind.


Ohne dem wirklich gewahr zu werden, befindet sich der Reisende plötzlich in einem breiten Tal und in einem kleinen Dorf, das dank seiner fast unwirklich erscheinenden Schönheit in den Alpen liegen könnte. Das ist Vileda.


LAS PALLOZAS


Jahrhunderte lang litt diese Umgebung unter der unendlichen Abgeschiedenheit, die heute praktisch behoben wurde, dank kostspieliger Tunnel, Brücken und anderer vielfältiger und angeblich saftiger Eingriffe und Spekulationen...


Auf den meist gefürchteten Gipfeln der “Piedrafitas” existiert noch heute eine Art Behausung, die “Palloza”. Dies sind Belege früher runder Heimstätten.


Sie wurden auf einer Art Sockel aus Granit, der hier häufig vorkommt, erbaut. Bis vor nicht allzu vielen Jahren – nur etwa einem halben Dutzend Jahrzehnten – teilten sich die Familie, so groß sie auch war, diese Wohnstätte; und nebenan wurde tagein tagaus das Vieh zusammen getrieben, ein wesentliches Arbeitsinstrument...





Die Bilder, Grafiken und Texte in dieser
Parador- / Ortsbeschreibung stammen
von unten genannten Autoren, bei denen
wir uns recht herzlich bedanken möchten.
Paradores de Turismo de Espana S.A.  

Bildmaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.

Videomaterial:
PARADORES DE TURISMO DE ESPAÑA, S.A.

Texte:
Miguel Garcia Sanchez

Zeichnungen:
Fernando Aznar